Seite 18 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG Nr. 3 Jiunstschätze vom Jtönigsschloß Sibyllenorl. Aus Breslau wird uns geschrieben: Die Kunstschätze vom Königaschloß in Sibyl lenort kommen unter den Hammer. Der Termin der Versteigerung ist noch nicht endgültig festgesetzt, aber es ist gewiß, daß er nahe vor der Türe steht. Wahrscheinlich wird die Auktion schon in der er sten Februarwoche stattfinden. Zur Versteigerung gelangen neben den Kleinig keiten aus einem großen Haushalt viele erlesene Stücke. Insgesamt wird das Mobiliar von 2 9 0 Zim mern versteigert werden. Das Schloß hatte rund 370 Räume. Ungefähr 80 Einrichtungen sind nach Dres den, dem neuen Wohnsitz des Markgrafen von Meissen, transportiert worden, der Rest kommt nun zum Ausgebot, , Im Mittelpunkt der Auktion wird aller Voraus sicht nach der große Speisesaal stehen. Die Möbel der verschiedenen IWohnräume stammen aus allen Stilepochen. Ein Boulle-Schlafzimmer, das mit reichen Bronzearbeiten versehen ist, gehört eben falls zu den wertvollsten Einrichtungsgegenständen. Zahlreiche Sekretäre ,und Schränke, Vitrinen und Tische im Rokokostil werden gleichfalls abgestoßen. Außerdem nennt das Register über 100 Prunk sessel. Die große Gemäldesammlung des letzten Sachsenkönigs wird nur zum Teil unter den Hammer kommen. Jfäillets Snkcl als JSilderfälscher. Aus Fontainebleau wird uns berichtet: Jean Charles Miblet, der Enkel des berühm ten französischen Landschaftsmalers Jean-Francois Millet, hatte sich vor dem hiesigen Gericht wegen, systematischer B i 1 d e r f ä 1 s c ih u n g e n zu verantworten. Der Gericfatssaal sah einer Bildergalerie ähnlich, denn die Anklagebank war über und über mit Oelgemälden bedeckt und zahlreiche be kannte Kunstsachverständige waren erschienen. Vor Beginn der Verhandlung gingen die Sachverständigst!, aber auch die Richter und der Staatsanwalt, kritischen Blickes um die ausgestellten Bilder herum, stumm und prüfend. Ebenso stumm, aber die Prüfenden prüfend, saßen die drei Angeklagten auf ihren Plätzen, Der eine ist Millets Enkel, der zweite ein Schulkamerad Millets, ein bisher unbekannter Maler aus Süd frankreich namens C a z o t, der aber ein ausgezeichneter Ko pist zu sein zugibt, und dessen geschiedene Gattin, Madame Labe. Sie waren angeiklagt, einem französischen Kunstsamm ler, M. Michaud, ein Gemälde mit dem Titel „Le vanneur au bonnet rouge", für zweitausend englische Pfund verkauft zu haben, das sich später als wertlose Fälschung erwies. Wäh rend der Voruntersuchung hatte Millet gesagt, daß die von ihm verkauften Bilder gut genug für die Leute wären, die .mit ihnen Geschäfte machen wollten. Im übrigen würden sie ja hauptsächlich an Schotten verkauft, deren Großväter an dem Hungertode des großen Jean-Francois Millet schuld gewesen wären:, da sie nicht imstande waren, sein Genie zu erkennen. Das Hauptinteresse an dem Fall Millet lag in der Organi sation der Bilderfälscher, der Ausdehnung ihrer Handelsbe ziehungen, der Technik ihrer Kopisten und der Mittel, derer sie sich bedienten, um die Gemälde an die vielen Sammler und öffentlichen Galerien in England und Amerika zu ver kaufen. Millet gab zu, daß auch die berühmten „Les Botte- feure ' der Edinburger Galerie ein Fälschung sei, trotz der (gegenteiligen Behauptung aller Fachleute, Er hatte, gemeinsam mit Cazot, sehr viele Bilder gefälscht und umsigniert, sie aber ausschließlich, wie er angibt, nach England geschickt, „Unsere Arbeiten", gestand er, „sind alle über den Kanal gegangen und nehmen heute in den Londoner Kunstsammlungen Ehren plätze ein." Auch Cazot gab an, die ßilderfälschungen nur für den englischen Export vorgenommen zu haben. Für jedes Bild hat ten sie zwischen sieben- und achttausend Pfund bekommen, Madame Lahe ist in den. Prozeß insoweit verstrickt, als sie ein mit „Sisley" gezeichnetes Bild ihrem ehemaligen Mann £llfe ^esiauFierungezi Kunstkiiierei FRANZ STIBITZ Wien VII, Neubaugasse 17 - Telephon A-39-8-3Ö zum Weiterverkauf gab. Ein bekannter französischer Kunst historiker und Universitätsprofessor besichtigte das Bild, das Michaud erworben und jetzt als Fälschung bezeichnet hatte. „Ich bin so sicher, daß dieses Bild ein echter Millet ist, daß ich es für mich kaufen würde!", rief er vor Gericht aus. ,,Dan.n zahlen Sie meinem Klienten zweitausend Pfund", antwortete schnell aufspringend Maitre Lcroy, der Anwalt Michaud®. „und .Sie können sich das Bild sofort mitnehmen!" Der Ex perte zog. sein Angebot daraufhin zurück. Die Verhandlung wurde schließlich vertagt. J3riefmarken-^Ausstellung JCannover 1935. Man berichtet uns aus Hannover: Ueber die vom dl.—49. Mai im Künstlerihaus stattfindende Briefmarkenausstellung wird der Reichsminister Rust die Schirm herrschaft, der Oberbürgermeister der Hauptstadt Hannover, Dr, Menge und der Präsident der Reichspostdirektion Hanno ver, E e c k, den Ehrenvorsitz übernehmen. Dem Ehrenausschuß gehören die bedeutendsten Philate listen Deutschlands an, darunter die korrespondierenden Mit glieder der Academie de Philatelie in Paris, Dr, Munk, Prof. Dr. Stetiger, Heinrich Köhler und das Mitglied der Roll of Distinguished Philatelist® in London, Dr. K a 1 c k h o f f. Das Preisgericht besteht aus 8 Herren von internationa lem Ruf, die eine gerechte Beurteilung der ausgestellten Ob jekte verbürgen. Das Preisgericht kann sich aus eigener Macht vollkommenheit durch Sachverständige ergänzen, um auch al len Spezial-Sammlungen, die zu dieser Ausstellung in beson ders großer Anzahl und Mannigfaltigkeit angemeldet sind, ge recht zu werden. Es sei noch einmal ausdrücklich darauf hin gewiesen, daß jedermann ausstellen kann und alles, wag zur Philatelie im weitesten Sinne gehört, sofern es den An forderungen der „Hängekommission" genügt. Als Ausstellungs-lPreis ist eine Plakette in vier Klassen vorgesehen. Jedem Aussteller wird ein Diplom verliehen, Außer der Au&stel,lungrs-Plakeite ist natürlich noch eine Reihe von anderen, Preisen vorhanden, darunter Ehrenpreise und Medaillen von hohem philatelistisdhem Wert, wie z. B. die Hannover-iMedaille des Briefmarken-Cluh® Hannover, die in drei Exemplaren in Sillber und Bronze vom Verein gestiftet worden ist, davon eine ausdrücklich für Literatur. Der Brief- marken-Sammlerverein Gotha hat die „Gaston Nehrlich"- Medaille in Silber und Bronze gestiftet, die sonst nur auf in ternationalen Ausstellungen vergeben wird. Ausführliche Angaben enthält die erste Werbeschrift, die jetzt kostenlos von der Geschäftsstelle W. H. Sclinoor, Han nover, Stephans-Platz 6, bezogen werden kann.