Seite 172 INTERNATIONALE saMmLEr-zeitunG Nr. 16 gezogen werden kann, da diese nunmehr auch für die Erfüllung von zweiseitigen Rechtsgeschäften ge- das Ausgleichsverfahren neue Bestimmungen über schaffen hat. Chronik. AUTOGRAPHEN. (Großartige Autographenfunde.) Nach einer Pariser Mel dung hat der Kunsthistoriker Georges Andrieux bei Nach forschungen in französischen Schlössern eine Anzahl von Ma nuskripten und Autographen von hohem Wert gefunden. Unter den Manuskripten befinden sich solche von G o e t h e und Beethoven, unter den Briefen solche von Madame de S f a e 1 und von dem französischen Finanzminister Neclter. Als besonders interessant wird ein Schreiben der unglücklichen Königin Maria Antoinette an ihren Bruder, den Kaiser von Oesterreich, bezeichnet. Einzelne der Briefe sollen in Kürze publiziert werden. BIBLIOPHILIE. (Jacques Rosenthal f.) Dieser Tage ist der bekannte Münchner Buch- und Kunstantiquar Jacques Rosenthal 83jährig gestorben. Im Verlag dieses hervorragenden Kenners und Sammlers alter Handschriften und Bücher ist eine ganze Reihe für das Buchwesen bedeutsamer Werke erschienen, so das historisch und paläographisch hervorragende Sammelwerk „Bibliotheka Medii Aevi Manuscripta" und vorbildliche Incu- nabelnkataloge, die als wissenschaftliche Hilfswerke in alle Bibliotheken eingezogen sind. Auch die Kenntnis des frühesten italienischen Buchdrucks und das Wissen um üutenbergs Tätig keit hat Rosenthal wesentlich gefördert. (Eine Bibel aus dem 8. Jahrhundert-) Das Britische Museum in London wandte sich vor einiger Zeit an die Oeffentlichkeit mit der Bitte, ihm durch Spenden den Ankauf von elf Blättern einer im 8. Jahrhundert in Nordengland ge schriebenen Bibel zu ermöglichen. Der Viscount W a be fiel d beeilte sich,-700 Pfund zur Verfügung zu stellen, 300 kamen durch andere Spenden zusammen und so hatte das Museum 1000 Pfund, für die man ihm die elf Blätter über ließ. . . (>,Aus Besuchen bei T. G. Masaryk“) betitelt sich ein eben im Verlage der „Tribuna“ in Prag erschienener Privatdruck von C. Granville-Geiringer, der unbekannte Aus sprüche Masaryks enthält. (Die Bibliothek Karl Felekys.) Die ungarische Regierung hat durch Vermittlung ihres Washingtoner Gesandten Pe te n y i die überaus wertvolle Bibtliothek des vor kurzem in New-York verstorbenen ungarischen Gelehrten Karl Fe- leky erworben. Die Bibliothek enthält sämtliche in englischer Sprache über Ungarn erschienene Werke, ferner eine Sammlung aller Zeitungsartikel und Flugschriften, die seinerzeit im Zu sammenhang mit der Amerikareise Ludwig Kossuth's er schienen sind, sowie überaus seltene, auf die Beziehungen zwi schen Ungarn und Amerika bezügliche Handschriften und Unika. Diese Bibliothek bleibt in New-York und wird die Grundlage des neuen Ungarischen Instituts in Amerika sein, das berufen sein wird, die kulturellen Verbindungen Ungarns mit Amerika innig zu gestalten. Mit der Leitung der Bibliothek, die im Zentrum New-Yorks, 49 West 44 Street aufgestellt wird, wurde Dr. Ladislaus Telkes betraut. BILDER. (Entdeckung eines frühen Rembrandt.) Aufsehen erregt in der Kunstwelt die Entdeckung eines frühen Rembrandt, die der bekannte holländische Kunstgelehrte Dr. Breditis eben ge macht hat. Das Bild stellt „Lot und seine Töchter" dar und dürfte in den Jahren 1626 1630 entstanden sein. Die bisher bekannten frühesten Bilder Rembrandts stammen aus dem Jahre 1627: „Der Geldwechsler" (in Berlin) und „Paulus im Gefähgnis" (Stuttgart). (Der Lucas Cranach im Briefkasten.) Aus dem Histori schen Museum der Stadt I.eipzig wurde dieser Tage ein Gemälde von Lukas Cranach, darstellend Moses mit den Gesetzestafeln, gestohlen. Das Bild, dessen Wert auf 25.000 Mark geschätzt wird, ist nicht sehr groß, so daß es leicht unter einerh Ueberrock versteckt werden konnte, und auf diese Art hat es vermutlich das Museum verlassen, in welchem sich an dem kritischen Vormittag zehn Besucher eingefunden hatten. Es wurde seitens der Leipziger Polizei sofort an die Grenz- stellen sowie an die Polizeibehörden des Auslandes ein dies bezügliches Aviso gerichtet, doch ist das Bild ganz unerwartet wieder zum Vorschein gekommen: es wurde am Abend des nächsten Tages in einem Briefkasten des Hauptbahn hofes Leipzig, der für die Aufgabe bestimmt war, gefun den. Wer es da hineinpraktiziert hat, ist noch nicht aufgeklärt.. (Neue Van Gogh-Fälschungen.) Kein Maler des 19. Jahr hunderts ist in solchem Umfange zum Objekt von Fälschun gen geworden, wie van Gogh. Ein neuer Fälscherprozeß, in dem es um fünf van Goghs geht, wird gegenwärtig im Haag verhandelt. Auch dabei," wie bei den vor einigen Jahren auf gedeckten großen Fälschungen, handelt es sich um Stücke, die wahrscheinlich aus der sog. Wacker-Werkstatt stammen. Sie sind aus dem Nachlaß eines bekannten niederländischen Malers' verkauft und später als Fälschungen festgestellt worden. (Europäische Gemälde in Amerika preisgekrönt.) Auf der Internationalen Gemälde-Ausstellung des Carnegie-Instituts ist der erste Preis von 1000 Dollar dem Franzosen George Braque aus Paris für sein Bild „Das gelbe Kleid" zuge sprochen worden. Der zweite Preis von 600 Dollar fiel dem Ita liener Casorati aus Turin für sein Bild „Die Frau am Tisch", der dritte Preis von 500 Dollar dem Deutschen Pie per aus Düsseldorf für ein Bild ,,Familienporträt" zu. 300 der ins gesamt 400 eingesandten Bilder stammten aus Europa. Eine ehrenvolle Erwähnung sowie ein Preis von 300 Dollar wurden dem Prager Maler Kokoschka zuteil. (Bilderfälschungen in Bukarest.) Der Bukarester Maler Bulgarus beschwerte sich bei der dortigen Polizei, daß von unbekannten Tätern gefälschte Bilder mit seinem Namenszug zu Schleuderpreisen auf den Markt gebracht werden; die Polizei konnte d en Täter bald in der Person eines Malers, namens Hope, ausfindig machen, der nicht nur Bilder von Bulgarus fälschte, sondern, wie sich herausstellte, serienweise Kopien nach bekannten Gemälden längst verstorbener rumänischer Ma ler, wie Grigorescu, Aman, Luchian u. a. herstellte, um sie dann an Zwischenhändler um den lächerlichen Preis von durch schnittlich 200 Lei per Stück verkaufte. NUMISMATIK. (Münzenfund.) 'Beim Ausbaggern der March bei Napajedl (Tschechoslowakei) förderte man einen Topf mit Münzen aus der Zeit des 30jährigen Krieges zutage. (Franz Hans Zumbühl f ) In Luzern starb 70jährig der bekannte Numismatiker Franz Hans Zumb ü h I. Der Ver blichene veröffentlichte zahlreiche, wissenschaftlich anerkannte Arbeiten über die Finanz- und Münzgeschichte seiner Heimat stadt. Auch machte er sich um die Münzensammlung der Bür gerbibliothek Luzern verdient, die er in vorbildlicher Weise ordnete und inventarisierte. PHILATELIE. (Die neuen österreichischen Winterhiifemarken) sind am 1.8. Oktober zur Ausgabe gelangt. Der Andräng zu den Aus gabestellen war nicht so groß, wie in den früheren Jahren, da die Auflage sie beträgt bei dem Wert zu 1 -j- 1 S 200.000, bei den drei übrigen Werten je 700.000 Stück — so groß ist, daß voraussichtlich alle Sammleransprüche befriedigt werden können. Die drei kleinen Werte der neuen Winterhilfe- marken werden bei sämtlichen Postämtern in ganz Oester reich unbeschränkt, auch in Einzelwerten, abgegeben; in Wien und den übrigen Landeshauptstädten sind sie auch in den Tabaktrafiken erhältlich. Die Winterhilfemarke zu 1 -j- 1 S wird nur bei den Postämtern in Wien und den anderen Landes hauptstädten und nur zusammen mit den drei anderen Wer ten, also nur in vollständigen Sätzen, abgegeben. Der Satz preis betagt 2.52 S. Außerhalb der Landeshauptstädte können vollständige Sätze bei jedem Postamt bestellt werden. Am Tage der Ausgabe wurden im Lokal des Oesterreichischen Jung volkes die dort gekauften Marken mit einem Sonderstempel ver sehen, der die Worte „1 fahr österreichisches Jungvolk, 18. X. 1937 Wien" enthielt. (Schiffsbälder auf den deutschen Winterhilfs-Postmarken.) Aus Berlin wird berichtet: Zugunsten des Winterhilfswerks des deutschen Volkes gibt die Reichspost auch in diesem Jahr wieder Sonderpostwertzeichen heraus, die nach den Entwürfen von Axsler-Heudtlaß (Berlin) eine Reihe schöner Schillsbilder zeigen. F.s handelt sich dabei um Freimarken zu 3 Pfennig (Rettungsboot der Deutschen Gesellschaft zur Ret tung Schiffbrüchiger), 4 Pf. (Feuerschiff Elbe 1), 5 Pf. (Fi scherboote an der Kurischen Nehrung), 6 Pf. (Kraft-durch- Freude-Dampfer vor Madeira), 8 Pf. (Segelschiff), 12 Pf. (Dampfer Tannenberg des Seedienstes Ostpreußen vor Pillau), 15 Pt. (Fährschiff Warnemünde—Gedser), 25 Pf. (Dampfer Hamburg der Hamburg-Amerika-Linie) und 40 Pf. (Dampfer Bremen des Norddeutschen Lloyds). Fine Winterhilfspostkarte