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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 17/1B
und behauptete, für einen vornehmen Klagenfurter Geschäfts
mann eine wertvolle Briefmarkensammlung zu benötigen. Tat
sächlich erhielt er aus Linz eine Markensammlung im Werte
von 2000 S. Er schrieb erst, er werde sie in Linz persönlich
bezahlen, dann teilte er mit, die Marken seien ihm von einem
Händler, dem er sie anvertraut hatte, unterschlagen worden und
schließlich bot er einen Wechsel an. Darauf erstattete der
Eigentümer der Marken die Anzeige. Inzwischen hatte Ma-
chaly aber die Marken versetzt und war mit dem Erlös nach
Deutschland durchgegangen. Er wurde in München verhaftet
und nach Klagenfurt ausgeliefert, wo er nun vor einem Schöf
fensenat wegen Veruntreuung stand. Er gab hier das Tatsäch
liche zu, behauptete aber, daß die Marken bloß 700 S wert
gewesen seien. Machaly wurde zu einem Jahr schweren, ver
schärften Kerkers verurteilt.
(Zumstein’s Europa-Katalog 1938.) Nun liegt auch der
Europa-Katalog 1938 von Zumstein (Verlag Z u in s t e i n
& Co., Bern) vor. Vollkommen, -wie immer, bringt er alle bis
wenige Tage vor dem Erscheinen ausgegebenen Neuheiten, dar
unter erstmalig eine Aufstellung der Kriegsausgaben der bei
den spanischen Parteien, ferner Preisänderungen in noch nie
dagewesener Zahl und Größe. Die für den Eierbst vorbereiteten
neuen Schweizer Taxmarken und die Silber-Juventute 1937 wird
man auch nicht vermissen. Der Text des Kataloges ist einer
genauen Durchsicht unterzogen und, wo es sich als notwendig
erweist, ergänzt worden. Um ihn den Sammlern der ganzen
Welt verständlich zu machen, wurde er in der Form von Wör
terverzeichnissen in zwölf verschiedenen Sprachen übersetzt. E)as
bewährte System, jede Marke abzubilden, die Abbildungen ' in
alphabetischer Reihenfolge zu bezeichnen und diese Bezeich
nungen im Text zu wiederholen, ist beibehalten worden, so daß
es stets dem Neuling ermöglicht wird, jede Marke leicht auf
zufinden. Ueber die Darstellungen auf den Marken geben kurze
Beschreibungen unter den Abbildungen Auskunft. Erwähnen
wir noch, daß Druck und Ausstattung nichts zu wünschen
übrig lassen und der Preis nur 4 Schw. Fr. beträgt, so wird
man begreifen, warum dieser Katalog sich bei den Philate
listen so großer Beliebtheit erfreut.
VERSCHIEDENES.
(Ein Herender Tafelservice für den deutschen Reichskanz
ler.) Man schreibt uns aus Budapest : Als Gegengabe für
das Mercedes-Benz-Kabriolett, das der deutsche Reichskanzler
dem Reichsverweser von H o r t h y gelegentlich der Berliner
Automobil-Ausstellung im März d. J. zum Geschenk gemacht
hat, ließ dieser in der Herender Porzellanmanufaktur ein Ta
felservice für 48 Personen hersteilen, das der ungarische
Gesandte in Berlin Sztojay Herrn Hitler überreichte.
Das mit Blumen und Schmetterlingen in kunstvoller Hand
malerei verzierte sogenannte Viktoria-Service trägt das Familien
wappen der Horthy (gepanzerter Arm mit Aehren) und das
deutsche Hoheitszeichen. Als Tafelschmuck gehören zu ihm
eine Anzahl Figuren, die Nationaltrachten und Szenen aus dem
ungarischen Volksleben darstellen.
(Internationale Vereinigung der Künstler.) Auf einem in
Paris abgehaltenen Kongreß wurde die Gründung der In
ternationalen Vereinigung der Künstlerver
bände (Confederation Internationale des Artistes, abgekürzt
C. I. A.) endgültig beschlossen. Diese Vereinigung umfaßt
vierzehn europäische Staaten und hat die Verbesserung der ma
teriellen, moralischen und sozialen Lebensbedingungen der
Künstler zum Ziele. Die Künstler der einzelnen Länder sollen
durch Berichte mit den in den Nachbarstaaten gemachten Er
fahrungen bekannt gemacht werden. Außerdem wird die
C. I. A. Zollfreiheit für die Werke lebender Künstler und Visa
freiheit für die Künstler selbst anstreben. Eine Identitätskarte
der Mitglieder der C. I. A. soll ihnen den freien Besuch der
Museen in den Ländern, die diese Vereinigung umfaßt, ermög
lichen. Ueberdies sollen den Mitgliedern Begünstigungen be
züglich der Reise, des Aufenthaltes im Auslande usw. ver
schafft werden.
(Die Wiltener Kunstschätze.) Die Tiroler Landesregierung
hat, wie'uns aus Innsbruck gemeldet wird, aus den bedroh
ten Wiltener Kunstschätzen die Bildtafel mit der Darstellung des
hl. Laurentius, eines Patrons des Stiftes, die um 1450 gemalt
ist, ängekauft. Das Bild wird dem Ferdinandeum als Leih
gabe überlassen werden.
(Eine Ostasienausstellung in Wien.) Die Staatliche graphi
sche Sammlung Albertina in Wien bereitet gemeinsam mit
dem Kulturbund für Anfang Jänner 1938 eine große Ausstellung
ostasiatischer Malerei und Graphik des 18. bis 20. Jahrhun-<
derts vor. Die Schau wird sich aus zwei großen Hauptteilen
zusammensetzen: der Sammlung moderner chinesi
scher Landsch aftsmalerei (19. und 20. Jahrhundert)
des ehemaligen deutschen Generalkonsuls in Peking Traut-
m a n n, die zur Zeit in verschiedenen reichsdeutschen Städten
gezeigt wird, und einer Kollektion japanischer Land
schafts- und Ge n re malerei aus in- und ausländischen
öffentlichen und privaten Kunstbesitz, für die neben den Be
ständen der Albertina und aus Wiener Sammlungen auch Leih
gaben aus Frankreich und Deutschland herangezogen werden
sollen. Im Mittelpunkte dieser Kollektion werden ausgewählte
Werke der drei größten japanischen Meister aus der Wende des
18. zum 19. Jahrhundert Hokusai, Hiroshige und S h a-
raku stehen. Soweit es möglich, sollen auch die Schulen
dieser Meister berücksichtigt werden.
(Die Diebstähle aus dem Salzburger Domschatz.) Man be
richtet uns aus Salzburg: Zu den aufsehenerregenden Rie
sendiebstählen aus dem Salzburger Domschatz wird eine wei
tere Verhaftung gemeldet. Es handelt sich um den in Salzburg
sehr bekannten Kunsttischler und Antiquitätenhändler V i e ß-
linger, der ein Geschäftslokal in der Salzburger Judengasse
innehat. .Vießlinger und ebenso der 80jährige Obermesner
Reindl wurden dem Salzburger Landesgericht überstellt.
(Zwei Italiener, die Stifter des Isenheimer Altars.) Wir
lesen in der „Kölnischen Zeitung" (Nr. vom 2. Oktober):
Zu derselben Zeit, als die Renaissance Italiens durch Giorgione,
Lionardo, Raffael und Michelangelo aus ihrer höchsten Blüte
ihr Land mit einer Fülle köstlicher Werke überschüttete, schuf
im Vogescnkloster Isenheim Meister Mathis Gothard Neithardt,
gen. Grünewald, die nordische Sixtina, den "Isenheimer
Wandelaltar. Sein Auftraggeber war der Isenheimer Abt Guido
G u e r s i, ein aus Sizilien stammender italienischer Edel
mann. Meister Mathis hat seinem Auftraggeber im Altarbild
porträtiert, sich selbst im Zwiegespräch mit dem Abt auf der
Tafel des Einsiedlerbesuchs dargestellt. Doch noch einem
zweiten Italiener ist im Isenheimer Altar ein Mal gesetzt: dem
Abt Johann de O r 1 ia co aus Ferrara. Die großartigen Schnitz
figuren, die im Isenheimer Altar standen, ein Werk des Straß
burger Bildhauers Niklaus Hagnauer, hatte Orliaco ge
stiftet, und so war dort sein plastisches Bildnis angebracht).
Diese seit etwa 1505 vorhandene Plastik war der Kern, um
den Meister Mathis im Auftrag Guersis das Wunderwerk sei
ner Farbtafeln schuf. Das ist sehr merkwürdig, daß zwei Ita
liener, die aus der Blüte italienischer Renaissance das Schick
sal in das deutsche Elsaß als Klosteräbte führte, die Stifter
des erhabensten Werkes wurden, das die deutsche Kunst dieser
Zeit geschaffen hat.
(859.000 Pfund vereinnahmt.) Das bekannte Kunstauktions
haus Sotheby in London veröffentlicht einen Bericht über
die abgelaufene Sommersaison, die wohl die beste seit Jahren
war. Der Gesamtumsatz erreichte eine Höhe von 850.000 Pfund
Sterling. 83 Kunstwerke, darunter 35 Gemälde und Zeichnun
gen, überschritten die Tausendpfund-Grenze. Die Hauptereig
nisse der Saison waren die Versteigerungen Rothschild
mit 125.263 und Greffulhe mit 62.313 Pfund.
MUSEEN.
(Ein neues Imkermuseum in Wien.) Wie von uns seinerzeit
zeit gemeldet wurde, ist beim Brand der Wiener Rotunde auch
das große und einzige [mkermuseu m Wiens fast voll
ständig vernichtet worden, nur ein ganz geringer Teil konnte
aus den Trümmern des Museums gerettet werden. Nun wird
uns mitgeteilt, daß der Imkerbund und der verdienstvolle
Leiter des'Museums, städtischer Lehrer Newald, darangehen,
das Imkermuseum neu zu errichten. Allerdings fehlt es gegen
wärtig noch an geeigneten Räumlichkeiten, .in denen das neue
Imkermuseum untergebracht werden soll, doch hofft man bald
welche zu erlangen. Vorläufig wird das gerettete und das neu
gesammelte Material in einem Schupfen der Irnkerschule im
Prater auf bewahrt.
(Masaryks Schmiedewerkzeuge.) Im Masaryk-Museum in
G ö d i ii g wurden die Werkzeuge und Geräte hinterlegt, die
Präsident Masaryk in der Zeit benützt hatte, als er beim
Schmiedemeister Benes in Tschlitsch das Schmiedehandwerk
gelernt hat. Von diesem Museum werden übrigens alle Ge
genstände gesammelt, die an T. G. Masaryk erinnern.
(Ein Eskimo-Museum in Prag.) Man berichtet uns aus
Prag: Der Landesausschuß hat die einzigartigen Sammlun
gen des Professors Suks angekauft, die Eskimotrachten und
allerlei Geräte aus Labrador enthalten. Die Sammlungen wur
den dem Naprslek-Museum gewidmet.
(Theodor Storm-Ausstellung in Husum.) Im Nissen-Haus in
Husum ist eine ständige S t o r m.- A u s t e 11 u n g geschaffen
worden. Sie besteht bisher nur aus einem Zimmer mit vielen
Andenken an den Dichter. So findet man seine Bibliothek,
seine Möbel und vor allem Briefe und Erstdrucke seiner Werke.
Es ist daran gedacht, die neue Storm-Gedächtnisstätte noch
weiter auszubauen.
(Ein unbekanntes Napoleon-Museum.) Es dürfte wohl we
nig bekannt sein, daß in einem winzigen. Flecken der grusini
schen Sowjetrepublik, im Städtchen S u g d i d i, außerordent-