Seite 96 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG Nr. 8 Martin Wieland, Riberach ernannte Peucer zu seinem F.hren- bürger, weil er sich tätig für die Gründung und Erhaltung des Wieland-Museums in. Biberach eingesetzt hat und der Stadt wie dem Museum jahrzehntelang Interesse und Unterstützung angedeihen ließ. (Waldmüller-Ausstc'lung in Sa’zburg.) Um die Mitte Juli wird in Salzburg eine W a 1 d m ii 11 e r - A u s s t e 11 u n g eröffnet werden. Sie soll dem internationalen Publikum, das zu den Festspielen kommt, das Werk dieses größten öster reichischen Malers des neunzehnten Jahrhunderts in ge schlossener Form zeigen. (Historisches Jagdschkß abgeb annt > Wie aus Stuhl- weißenburg gemeldet wird, ist in Nadaverbe das im romanischen Stil erbaute, 150 Jahre alte Jagdschloß des Grafen Ladislaus Csiraky einem Brande zum Opfer gefallen. Zahlreiche hochinteressante fagdtrophäen sind verbrannt. (500.000 Zündhoizschachteln.) In Firenze ist ein Mann, namens Giuseppe Donati gestorben, der ein ganz besonde res Interesse für Zündholzschachteln hatte. Fin halbes Jahr hundert lang hat er sich seiner Liebhaberei gewidmet, die ver schiedensten Formen von solchen Schachteln zusammenzubrin gen. Es handelte sich dabei in der Hauptsache nicht um die mit einfachem Aufdruck versehenen Schachteln, an die wir ge wöhnt sind, sondern um die mit Bildchen auf beiden Seiten geschmückten, wie man sie namentlich in Italien findet. Er löste die beiden Bilder ab, ordnete sie und klebte sie sorg fältig in Albums ein. So brachte er in seiner geduldigen Ar beit über 50.000 Stück zusammen. In dieser Vollständigkeit ist es nun eine durchaus sehenswerte Sammlung geworden. Man sieht da Porträts und Karikaturen von Berühmtheiten, eine Unzahl von Landschaftsbildern, Denkmälern, Kostümen, Erfindungen, Entdeckungen, ja sogar ganze Schlachtenbllder. Jedenfalls hat die Sammlung den Vorzug, einzig in ihrer Art zu sein. Donati hat sie der Stadtbibliothek von Firenze hinter fassen, wo sie bald Besuchern zugänglich sein wird. (Geschäfte mit „Spanienandenken“.) Seit einiger Zeit wer den hauptsächlich niederösterreichische Landstädte von Leuten überrannt, die sich als „Spanier" ausgeben und „Andenken“ aus dem spanischen .Krieg, wie Statuetten-, Stücke von Heiligen bildern, Trümmer von Gemälden, abgeplattete Infanteremuni- tion und Stoffetzen, die angeblich von Bischofsgewändern stam men und ähnliches mehr zum Kauf anboten. Leider fanden sich immer Leichtgläubige, die den Gaunern zum Opfer fielen. Die Gendarmerie hat nun endlich zugegriffen und mehrere Trupps dieser Gauner verhaftet. Dabei stellte sich heraus, daß die angeblichen Spanier in Wahrheit Wiener Hausierer waren und die „Reliquien" aus Trödlerladen stammten. (Arzt als Kirchendieb.,) Die seit etwa einem halben Jahr in der Umgebung von Arnstein verübten Kirchen- einbrüche haben eine verblüffende Aufklärung gefunden. Als Täter wurde der Arzt Dr. Karl Gries aus Gotha ermittelt, der die Einbrüche aus Sammlerleidenschaft begangen haben will. MUSEEN. (Exterritorialität der Museen ) Der zweite Kongreß der bildenden Künstler der Welt, der in Paris tagte, hat eine Ent schließung angenommen, worin der Völkerbund und seine Mitglieder aufgefordert werden, dahin zu wirken, daß im Kriegsfall allen Museen und künstlerischen Stätten das Privileg der Exterritorialität zuerkannt werde. Ferner wurde beschlossen, einen Appell an Spanien zu richten, um die Evakuierung der Kunstschätze sicherzustellen, solange kein internationales Ab kommen in dieser Hinsicht besteht. (Ein Halloren-Museum.) Auf dem Gelände der Saline der Halle'schcn Pfännerschaft in Halle wurde ein Halloren-Mu seum eröffnet, das die Schaustücke der Flalloren, ihre Fahnen und Urkunden enthält. (Dresdner Museen auch nachmittags offen.) In den am meisten besuchten Dresdner Museen wird jetzt zum ersten mal der Versuch gemacht, sie auch nacli mittags für den Besuch offenzuhalten. Die bisherigen Besuchszeiten von 9 bis 13 und Samstag von 9 bis 15 Uhr werden beibehalten. Darüber hinaus werden aber während des Sommers die Ge mäldegalerie und das Historische Museum im Johanneum von Sonntag bis Freitag auch von 14 bis 16 Uhr und das Grüne Gewölbe Montag und Donnerstag von 16 bis 18, an den an deren Tagen von 14 bis 16 Uhr geöffnet sein. (Studentengeschichtliche Sammlung in Würzburg.) Wie aus Tübingen gemeldet wird, soll die dortige studenten geschichtliche Sammlung des Regierungsrates Schmidgall, eine kulturhistorisch sehr interessante und teilweise einzigartige Dokumente enthaltende Zusammenstellung von Aeußerungen des frühen Studentenlebens, nach Würzburg an das dortige Sludentengeschichtiiche Museum übergehen. Sie kann sich neben den in Frankfurt befindlichen Spezialsammlungen (dem Corpsmuseum und dem Burschenschaftiichen Archiv) sehen lassen. Sie enthält eine große Anzahl von Mensurbildern, be ginnend mit dem 17. Jahrhundert, Lithographien, Pfeifenköp fen, Bändern, Mützen usw. (5C00 Kartenspiele.) Das vom bekannten Ska'forscher Stu- dienrat Reisig geleitete Spielkarten M u s e u m im Schlosse zu Alten bürg hat eine wertvolle Bereicherung durch die Erwerbung einer I ieidelberger Privatsammlung von 900 Spielen erfahren. Das Altenburger Museum besitzt nun mehr 50311) Kartenspiele und rangiert damit an dritter Stelle unter den Kartenmuseen. Größere Sammlungen weisen nur das Britische Museum in London und das Germanische Mu seum in Nürnberg auf. Unter den seit 15 Jahren zusammen- getfageneri Altenburger Schätzen befinden sich ein ürün- Oberblatt von 1774, ein vollständiges Kartenspiel aus dem Besitz Albrecht Dürers, das erst 1830 wieder aufgefunden wurde, sowie das in. einer französischen Handschrift aus dem 15. Jahrhundert entdeckte Miniaturbild, das einwandfrei dar legt, daß das Skatspiel in Deutschland erfunden wurde und von da erst nach Frankreich gekommen ist. Geschichtlich interessant ist auch die erste Altenburger-Original-Spielkarte von 1685. Zum Museumbesitz gehört auch eine mittelalterliche Kartenwerkstatt, die 150 druckfertige Holzschnittformen und Kupferstichplatten enthält. Wiedereröffnung der Städtischen Galerie Kassel Nach einer mehr als dreijährigen Pause, während derer ihre Be stände größtenteils magazinie t waren, wurde die Städtische Galerie in Kassel wieder eröffnet. Diese Galerie bildet eine wertvolle Ergänzung der berühmten Staatlichen Galerie in Kassel. Sie umfaßt Werke des 19. und 20. Jahrhunderts und ist besonders ausgezeichnet durch ihren reichen Bestand an Gemälden von Martin v. Rhoden, Johann Wilhelm Schir mer, August Bromeis und aus dem sogenannten „Kreis von Willingshausen". (Ein Töpfermuseum) Der tscheehosl. Touristenklub hat beschlossen, auf der Ruine der Burg L i c h n i c e in Ostböh men, ein Töpfermuseum zu errichten, in dem vor allem gotische Kacheln ausgestellt werden sollen, die bei Grabungen auf der Ruine gefunden wurden. Diese Kacheln stammen wahrscheinlich aus dettr 14." und 15: Jalrrlnindert und tragen die Wappen der Städte Kutna Hora, Chrudimj Perngtyn, verschiedener Zünfte, St. Georgs usw. Bei den vorjährigen Grabungen wurden auch 16 eiserne Kanonenkugeln im Kaliber von 13 bis 20 ern gefunden, die aus dem Burg arsenal stammten. (Polens erstes Aquarium ) Im Gdingener Flafen werden auf der Südmole demnächst mehrere Gebäude errichiet werden. Fines dieser Häuser soll einem Meeresmuseum mit einem Aquari u m eingeräumt werden. Fs wäre dies das erste derartige Museum in Polen. (Das Museum der Stadt Nem. Brod,) wird in absehbarer Zeit definitiv im Gebäude des alten Rathauses untergebracht werden. Ein großer Teil der Sammlungen, die sich auf Karel Havlicek beziehen und in Prag bei der gesamtnationalen Havlicek-Ausstellung im Belvedere untergebracht waren, sind nunmehr in den Besitz eines Kuratoriums übergegangen, das bestrebt ist, alle Andenken an Havlicek, die in den verschiede nen Museen und Flinzelpersonen verstreut sind, zu sammeln. Verehrer Havliceks anerkennen dieses Bestreben und ergänzen fast täglich die Sammlungen des I lavliceks-MuSeums durch Uebersendung von Handschriften, verschiedenen Ausgaben der Schriften Havliceks, von Büchern und Zeitschriften über Hav licek, Uebersetzungen seiner Schriften und durch verschiedene Gegenstände aus der Familie Havliceks. Zu den Spendern ge hört u. a. die Tochter des Altbundespräsidenten Dr. Alice M a s a r y k o v a. (Petöfy-Museum in Kis-Körös.) Kis-Körös, wo Alexander Petöfy in der Sylvesternacht 1822 das Licht der Welt er blickte, soll nun ein Petöfy-Museum erhalten. In einer- unter dem Vorsitze seines Bürgermeisters Herrn Safary abgehaltenen Sitzung des Munizipalrats wurde ein diesbezüg licher Beschluß gefaßt. Die Einrichtung stellt der Munizipal rat bei, die Erinnerungsgegenstände an den Dichter werden die Petöfy-Gesellschafl und ihr Präsident Redakteur Z o 11 e r n, ein bekannter Petöfy-Sammler, dem Museum widmen. (Zwei neue Kunstmuseen in Paris.) In Paris errichtet man jetzt zwei Museen moderner Kunst. Die umfangreichen Gebäude werden zunächst während der Pariser Weltausstel lung einen aufsehenerregenden Inhalt bergen. Eine umfassende Rückschau auf die gesamte französische Kunst, beschickt von Sammlungen Frankreichs und des Auslandes, wird bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts reichen. Unter dem Titel „Museographie" werden drei Beispiele von musealer