VER SACRUI Studie v. Joh. Vict. Krämer. und kleiner Meister. Noch immer stehen die Künstler und das Publicum. Kenner und Laien einer sehr originellen und sehr bedeutenden Erscheinung ziemlich rathlos gegen über. Aber es ist doch besser geworden. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts hat der Widerspruch und die Auf lehnung gegen die conventionellen Schönheitsregeln, gegen den seelenlosen Formalismus und die nüchterne Abstrac- tion immer lauter und allgemeiner seine Stimme erhoben. Einige Künstler, die ungefähr gerade um die Mitte des Jahrhunderts mit ihren Werken Aufsehen erregten, haben zuerst die Bahn gebrochen und jetzt, da schon dieMorgen- röthe eines neuen aufdämmern will, ist die grosse Schar der Jüngeren und Jüngsten beinahe vollständig im Banne der neuen Kunstanschauung: man kann und darf zum mindesten von einer im Entstehen begriffenen, von einer erwachenden und aufblühenden MODERNEN Malerei reden; von einer Malerei, die nicht nur neu oder modern ist der Zeit nach - als das Neue, das just m der Mode ist -, sondern die wirklich einen neuen Inhalt, eine neueForm und einen neuen Stil hat; die also berechtigt ist, vielleicht schon dieser, jedenfalls aber der kommenden Epoche ihren Namen zu geben und ihren Stempel aufzudrücken. Ich kann mich hier nicht darauf einlassen, dieVerdienste der Bahnbrecher besonders zu würdigen und die Entwickelung darzustellen, in der sich der langsam und stetig anwachsende, immer breiter und tiefer werdende Strom modernen Kunst empfindens und modernen künstlerischen Darstellungs vermögens von jenen Wenigen, die nun ihr Werk bereits vollendet haben, weiterbewegt hat bis zu den Vielen von heute, deren Schaffen und Wirken der Zukunft an gehört. Ich will nicht auseinandersetzen, wie sich Künstler und Publicum von dem falschen Idealismus der Epigonen zeit zuerst dem Realismus, dann demNaturalismus, schliess lich dem Impressionismus und von da dem Neu-Idealis- mus, dem wahren Idealismus zuwandten. N«r eines mochte ich hier betonen: die Auflehnung gegen die Pedanterie der Schulmeister und gegen das eintönige und schwach liehe Wesen ihrer Kunst nahm naturgemass von der reale Wirklichkeit ihren Ausgang. Diese letztere stand für jed halbwegs sehenden und fühlenden Menschen doch m einem gar zu schreienden Widerspruche zu der von den Schatten der Vergangenheit umschwebten und selber gespenstisch- blutleeren Kunst. DieWirklichkeit sollte auch m der Kuns zu ihrem Rechte kommen, das warme Hut: des Leben auch in der Kunst pulsieren, die Stimme derZeit und die Sprache unseres Volkes auch aus Gebdden der Kunst * uns reden. So entstand der Rea ismus und der Natura mus. Doch mit letzterem war die Kunst wieder an einen todten Punkt gelangt. Die blosse Nachahmung der ausseren Natur, der sogenannten Wirklichkeit war m ma Hinsicht um nichts besser als die Nachahmung un Wertung alter, überkommener Formen und Formeln, fc. wunderbar freuen photographischen Aufnahme«, die der Naturalismus produzierte, konnten einen g P stisch anmuthen. Das historische Id f l der ^en Ze war von einem wissenschaftlichen abgelost worden, abe noch immer nicht von einem rein künsüenschen^ abgesehen davon, dass in der Kunst der Darstellung nichts sagt und die allgemein übliche Art der Dar