V& i ——' ' i. . . ■ ' .UM ER SACRUM. A,, ?— rz**i*- ?■ ääHzS monde-Gespenster. Die deren unbarmherzigster Farbe. Einen Engländer im Moulin rouge malt er als vio lettes Schattenbild und da neben im grellsten zehrenden Licht zwei verfratzte Demi- Decadence-Cultur unserer Zeit, Historiograph er ist, wird von ihm durch diese bewusst-outrierte, phantastisch-unmög liche und doch in ihrem Wesen so unheimlich getreue Re- production zugleich angebetet und verhöhnt. Man weiss nicht, ob man vor diesen Bildern, die das Widrigste und Abgeschmackteste mit perverser Wollust gleichsam auf bügeln, vor Wonne kreischen oder vor Schmerz hüpfen soll. Man thut natürlich keines von beiden, sondern denkt bloss still bei sich: „Wetter, was der Kerl KANN!“ Im „Können“ ist aber unbedingt LUNOIS der Stärkste von den Franzosen. Ein Deutscher wird seine Litho graphien zwar schwerlich liebgewinnen, aber bewundern MUSS er sie. Allenfalls könnte man einwenden, dass sie zu sehr den Reizen des gemalten Bildes nachgehen. Aber wo alle Mittel der Technik bis zu diesem Grade gesteigert sind, da hört die Kritik schliesslich auf. Gleich dem Amerikaner Dannat malt Lunois mit Vorliebe spanische Tänzerinnen, und er malt sie mit der ganzen Verve und Feierlichkeit ihrer Geberden im elektrischen Licht der Bühnenrampe. Das scharfe Aufeinandersetzen von Schatten und Farben gelingt ihm vorzüglich. Aber nebenbei gelingt ihm auch ein gutes Stück Menschennatur. Er ist kein Caricaturist wie Lautrec. Er will die schlichte Wahrheit wiedergeben, freilich mit jenem Überschuss an Leben und Farbe, den das gierig aufsaugende Künstlertemperament er zeugt. Dass sich die Lithographie seinen ungemein com- plicierten Ansprüchen gefügig erweist, spricht schlagend für die fast unglaubliche Dehnbarkeit ihrer Ausdrucks- mittel. Aber sie erweist sich auch noch ganz anderen An sprüchen gefügig. Unter den Händen eines LUCE oder SIGNAC wird sie zum leuch tendsten Sonnen-Impressio nismus und arbeitet in der gewagtesten Punktierer -Technik. Einem CARRIERE dient sie, um in weichen Nebelschleiern über alle Formen festigkeit dahinzufliessen und trotzdem den plastischen Eindruck von etwas Menschlich-Lebendigem zu erzeugen. Einem JEANNIOT aber verhilft sie zu einem farbigen Gedicht voll mildem Schmelz und sanfter Traurigkeit: zwei Landsleute, ein Soldat und ein Bauernmädchen, die in der mattbunten Dämmerung von einander Abschied nehmen: wortlos legt sie ihm die Hand auf den Arm, und so stehen sie steif nebeneinander und blicken sich treu herzig an. Auch hier, wie stets, ist mit sparsamen Zügen das Wesentliche herausgehoben und doch gibt es den Ein druck quillender Fülle. Die DEUTSCHEN Lithographen sind im Figürlichen den Franzosen noch nicht ebenbürtig, versuchen sich auch seltener darin. Bloss etwa der Münchener FRITZ BUR GER hat mit Erfolg eine Specialität daraus gemacht, indem er jene eigentümliche Sorte von Weiblichkeiten festhält, die zwischen Gesellschaft und Boheme hin- und herpendeln. Sonst haben sich die Deutschen ganz überwiegend der Landschaft zugewendet, und sie haben darin so Vortreff liches geleistet, dass sie allen anderen Nationen weit vor anleuchten. Zumal macht sich KARLSRUHE, das im Laufe der letzten Jahre mehr und mehr hervorgetreten ist, ungemein vorteilhaft bemerkbar. Es ist den Karlsruher Lithographen gelungen, die feinste Essenz des landschaft lichen Duftes auf ihre Blätter zu bannen und hierdurch Zugleich poetisch und decorativ zu wirken. Ich glaube, dass die Landschaft als eigentliches „Ge mälde“ in der uns bevorstehenden Entwickelung mehr und Studie für d. Holzemlege- arbeit zum Paravent v. J. Engelhart.