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- VON
ERNST =ST Ö H R =
Siehst Du den Adler, der in Wolkenhöh’
Weitschwingig, mächtig kreist?
So war Dein Flug. In stille Schwermuth sank’st
Du nun, Du stolzer Geist.
So war Dein Flug, eh’ Dir der Rache Strahl
Der Flügel Kraft zerschlug.
Nun keine Höh’ und keine Tiefe mehr. —
Der Strafe ist’s genug.
Da bist Du, Du Nacht!
Wild schmerzendes Sehnen!
Die Sterne zieh’n auf —
Die blitzenden Thränen.
Sie blinken so still
Und drängen und rennen
Und fallen herab
Und glühen und brennen.
Sie brennen und glüh’n. —
Und Schatten entsteigen,
Die Kinder der Nacht,
Die blicken und schweigen.
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Lache nur, Du Mund,
Thu’s der Welt nicht kund,
Dass mein Herz von Glück nichts
Dass in Nacht gekauert
Seele selbst sich dauert
Und sich sehnt nach Thränen heiss.
Lache nur, Du Mund!
Ist’s im Herzensgrund
Oed und leer, verrathe nicht,
Dass mein Geist, bezwungen,
Tief vom Gram durchdrungen,
Ueber sich den Stab zerbricht.
Lache nur, Du Mund!
Thu’s der Welt nicht kund,
Dass die Thräne einsam fliesst; —
Dass, wie sehr ich fehlte,
Hoffnung mich beseelte
Und dahin der letzte Schimmer ist.
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Für heute hab’ ich ausgewerkt.
Ich sitz’ allein im Dämmerschein,
Und nun tritt still und unvermerkt,
, Zu mir der treue Freund herein.N\\\\
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„Uut, dass Du kommst, vergass Dein schier.
Im Schaffen wurde licht die Welt.
Du zeigst die Nacht, die Oede mir,,
Machst sternenlos das Himmelszelt..,
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\ „Es sank ein Tagesschimmer mild / u f]
Vom Fenster nieder durch den Raum,
Ein zitternd sanftes Lichtgebild ,
Und ward im Herzen mir zum Traum.
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„Dein dunkler Schatten schlich darein.
Ein Frösteln schauernd mich befällt.
Und doch, Du sollst willkommen sein,
Du letzte Stütze meiner Welt."'"
„Einsam Uber Dornen
Durchs Geheg
Zwischen Tod und Wahnsinn
Führ' Dein Weg.”
„Vorwärts! Kein Erbarmen,
Keine Wahl!
Und so lang Du athmest,
Währ’ die Qual.”
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Ob Schein, ob Wesen?
Magst Du es lesen?
Es blinkt! Verheissen?
Ist’s Licht? ist’s Gleissen?
Es lockt! Umwerben?
Ist’s Lust? ist’s Sterben?
Ist’s End’? Beginnen?
Verlust? Gewinnen?.
Es stockt das Springen
Und still das Klingen.
Ein Herz durchglutet,'
Gequält, verblutet.
Grab gemessen^
Sich wölbt: Vergessen.
Und heiss das Sehnen!
Ach, heiss die Thränen!
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„Wer bist Du, der mich treu begleitet,
Den stillen Weg, die ganze Frist; | J U ’
Der ständig mir zur Seite schreitet,
Dass nicht allein mein Herze ist ?/’.
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„Den tiefen Blick auf mich gerichtet
In starrer Ruhe, unverwandt? 11|
Ich wanke müde und vernichtet;
Doch treulich stützt mich Deine Hand.”
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„Wer bist Du? Ach ein wildes Sehnen
Erweckest Du im Herzen mir; f | j I
Doch lösest Du es auf zu Thränen, —
In Thränen, Düst’rer, folg ich Dir.’,’
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„Du stehst am Lager mir die Nächte,
Du wiegst mich ein, Du weckst mich auf;
Du deutest mir geheime Mächte! j
Du kündest mir der Dinge Lauf!”
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„ln Deine Hand bin ich gegeben 1 , ,,
Mit wunder Seele grüss’ ich Dich!)
Wer bist Du? Will nicht widerstreben,
Du dunkler Gast, geleite mich!”
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Komm’ wieder in freundlicher Stille
Des Herzens dämmernde Ruh’!
Im goldigen Morgenlichte
Vom Glücke träume nun Du.
Im Morgenthau gebadet
Die Seele, rein und geklärt,
Ihr ward ein freudiges Ahnen-
Von ewiger Güte gewährt.
Nun strömet lebendiges Fühlen
Aus Tiefen des Herzens emporr^—
Ich reihe mit Sehnsuchtsthränen
Mich ein der Besseren Chor.
Zum heiteren Himmel schick* ich
Ein bittend, ein inniges Fleh’n:^
Lass mich aus Nacht und Dunkel
Dem Lichte entgegengeh’n.”
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„So lass lebendig schaffend
Betreten sie ihre Welt
Der Mutter gleich des Lebens,
Der Sonne am Himmelszelt.”
„Gib ihr den ahnenden Morgen,
Den Thau, die Blüthenpracht;
Gib ihr den Flug zur Höhe,
Des Mittags schwellende Kraft.”
„Den Abend gib ihr, den stillen
Und lass sie im Niedergehfn
Reifender Saaten Gewoge,
Beglückte Menschen seh’n.”
Ich bete mit bebender Stimme
Einsam in friedlicher Au;
Es sinken welkende Blätter
Von Weiden und glänzender Thau
Vöglein singet am Baume
Im wärmenden Sonnenschein.—
Sanft murmeln die klaren Quellen
Und sanfte Ruhe ist mein.
Ueber meines armen Lebens düstern Himmel
Flog zur Stund’ ein goldig heller Sonnenstrahl;
Wie die lichten Wolken glänzten meine Träume,
Und sie zogen über eine Welt der QuaL
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Auf zu diesem unbegreiflich holden Wunder
Musste ich mit thränenvollem Blicke späh’n, x
Und ich musste jene Welt des Lichts erglänzen,
Leuchten — und in ew’ge Nacht versinken seh’n.
Irdisches Glück\ y '— Im Dämmerschein
In Träumen spielt es noch herein,
Grüsst aus der Kindheit goldigen Fernen
Ewig dahin! Den sinkenden Muth-^
Stützt nun ein letztes, sicheres Gut,/
✓Der Seele Kraft: entsagen und lernen
ÖSTERR. MUSEUM
F. / !GEW. KUNST
‘ ' IOTHEK
Für die Redaktion verantwortlich: E. A. Seemann, Leipzig,
Druck von Ernst Hedrich Nachf., Leipzig.