F. FREIH V. MYRBACH WIEN O M = PORTRÄT = GRAPHISCHE KÜNSTE Es ist merkwürdig, dass die graphischen Künste solange keine würdige Beachtung fanden. Sie hatten kein rechtes Publicum, ich meine da natürlich nicht eines, das sich seine illustrierte Zeitung kauft und damit genug gethan hat, ich meine damit ein Publicum, das eine Ausstellung dieser Künste zu schätzen weiss. Und doch ist nichts geeigneter auf das Publicum zu wirken, als das Graphische. Es ist das eine populäre Kunst. Immer hat diese Kunst sich an die Erscheinungen des täglichen Lebens selbst gehalten, wenn sie producierend war, und aus dem Leben holte sie ihre Erfolge. Man denke an Hogarth, Chodowiecki, Callot und an die Franzosen des XVIII. Jahrhunderts. Das sind lauter vertraute Sachen, häusliche Scenen mit viel Moral und manchmal mit wenig Tugend, Scenen aus dem Treiben aller Stände und jeder kann sich seinen Theil nehmen und braucht nicht viel dabei zu denken. Und das war das Schöne an diesen Künsten, dass man nicht viel zu denken brauchte, dass sie technisch so wirkten, wie das Leben selber ist, dass das Publicum an ihnen in erster Linie sehen lernen sollte. Und mit den Augen wird auch das Herz aufgehen und wird aus dem Gedränge ©