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Friedrich König OM.
Zierleiste
MITTHEILUNGEN.
IE VII. Ausstellung der Vereinigung wurde am
8. März eröffnet und am 6. Juni geschlossen. Die=
(selbe hatte in künstlerischer wie in materieller
IBeziehung einen grossen Erfolg, was um so be=
deutungsvoller für uns ist, als diesmal die Österreichs
sehe Kunst besonders stark vertreten war. Die Hälfte der
265 Nummern entfiel auf die ordentlichen Mitglieder der
Vereinigung. Von den Werken der Ausländer erregten
besonders Interesse die Collectionen unserer correspon=
dierenden Mitglieder Charles Cottet, Ludwig von Hofmann,
van der Stappen und die Bilder von Paul Signac. Zu den
meist umstrittenen Arbeiten gehörten Klimts „Philosophie ,
Toorop „Die junge Generation” und Slevogt „Der verlorene
185
Ferdinand Andri OM.
Sohn”. Die Ausstellung wurde von 35.000 Personen besucht
= die grösste Frequenz seit der ersten Veranstaltung der
Vereinigung im Jahre 1898. Die Liste der verkauften Werke
ist diesem Hefte beigelegt; unter denselben seien die beiden
grossen Gemälde „Urmenschen” von Ludwig von Hof=
mann und das Triptychon „Unser Leben währet 70 Jahre”
von Graf Kalckreuth hervorgehoben, welche in Wiener
Privatbesitz übergegangen sind. Das Ministerium für Cultus
und Unterricht hat die Bilder „Friedhof in Gastein” von
Rudolf von Alt, „Nach dem Regen” von Gustav Klimt,
„Thema in Weiss” von Wilhelm List und „Siesta” von Carl
Moll erworben. Die Vereinigung hat die beiden Arbeiten
„Spanierin” von Carabin und „Serpentintänzerin” von Nocq
für die zu gründende moderne Galerie in Wien angekauft.
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© Die „Philosophie” von Klimt wurde auf der Pariser Welt=
ausstellung mit der „Medaille d’honneur” ausgezeichnet.
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DIE K. UND K. HOFGARTENDIRECTION
AUF DER PARISER AUSSTELLUNG.
UF jeder Ausstellung, besonders aber auf einer in
so ungeheuren Dimensionen gehaltenen, wie sie
die soeben in Paris eröffnete aufweist, führen die
ausgestellten Objecte eine Art Kampf ums Dasein;
jedes muss von der so stark getheilten Aufmerksamkeit der
Besucher einen möglichst grossen Theil für sich zu ge=
winnen trachten, wenn das Erscheinen auf der Ausstellung
überhaupt Sinn haben soll. Was werden nicht alles für
Mittel hiezu angewendet: ungeheure Grösse, unerhörte
Formen, noch nie dagewesene Farben u. s. f. Ein Mittel
freilich gibt es, das nie versagt: künstlerische Qualität. Es
ist nur ein bischen schwer zu erlangen und deshalb selten
angewendet. Aber es ist wie das sicherste so auch das weit=
aus vornehmste und daher eines k. und k. Ausstellungs=
objectes einzig würdige. Deshalb war es eine sehr glückliche
Idee des Obersthofmeisteramtes, das Ausstellungsobject der
k. und k. Hofgartendirection in künstlerischer Durchführung
zur Anschauung zu bringen, besonders, da ja die vorzu=
führenden Objecte selbst grösstentheils wieder Meister=
werke der Gartenkunst sind. © © ©
© Infolge weitläufiger Verhandlungen konnte erst am
2. Februar 1900 Oberbaurath OTTO WAGNER mit dieser
Arbeit betraut werden, und nun dieselbe vollendet ist, fragt
man sich, was man bewundern solle, das Werk selbst oder
die Arbeitsleistung, durch welche es in sechs Wochen her=
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OTTO
WAGNER OM.
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gestellt wurde. ©©©
© Auf einem 15 cm hohen
Podium und einer Stufe ste=
hen in rechten Winkeln zu
einander drei 2 bis 2*5 m
hohe Doppelstaffeleien. Sie
werden von Reihen regel=
massig geschnittener Bux=
baumpflanzen in rothen Kü=
beln eingesäumt, und zwei
hohe Lorbeerpyramiden ©
markieren den Zusammenstoss. So ergibt sich ein von drei
Seiten geschlossener Rechtecksraum. ©©©
© Rückwärts an der Aussenseite des Objectes bietet eine
Truhe dem Aufsicht haltenden Diener einen Ruheplatz und
enthält gleichzeitig alle zur Reinigung und Instandhaltung
des Ganzen nöthigen Geräthe. ©©©
© Ein schönes, leuchtendes Roth, wie es manche seltene
Rhododendren oder einige edle Rosenarten aufweisen, ist
die durchgehende Farbe des ganzen Objectes. Sie culmi=
niert in den reich gestickten Seidendecken, mit welchen
die Staffeleien ganz bedeckt sind, und auf diesem Grunde
kommen die eigentlichen Ausstellungsobjecte = es sind dies
die 18 Aquarelle, die an der Innenseite, und 34 Photogra=
phien, die an der Aussenseite aufgehängt sind = zu vor=
züglich er Wirkung. © © ©
© Treffenderweise erscheinen die Meisterwerke der Gar=
tenbaukunst in richtig construierten Vogelperspectiven dar=
gestellt. Hier haben der Architekt und die Maler CARL
• •
MOLL und CARL MÜLLER zusammengewirkt, um den
Beschauer sowohl über das Gegenständliche, als über den
besonderen künstlerischen Reiz der Anlagen zu unterrichten.
An einem luftig blauen Frühjahrsmorgen schauen wir aus
300 m Höhe auf Schönbrunn herunter, aus 400 m Höhe
sehen wir den Park von Laxenburg mit herbstlich ver=
färbtem Laub, 186 m unter uns blaut Miramar, und von
einem ähnlich hohen Standpunkte aus ist der abendlich
beleuchtete Belvederegarten gesehen. Was von den intime=
ren malerischen Reizen der Anlagen diesen Standpunkten
zum Opfer fiel, ist in einer Reihe von reizenden Veduten
gegeben. So aus Schönbrunn die „römische Ruine” in Hoch=
sommer=Nachmittagsstimmung, der „grosse Obelisk” bei
Thauwetter und Abendlicht, das „Monatsschlösschen” bei
beginnender Dämmerung, Hellbrunn in Hochsommersonne
und der Hradschin im Winter. ©0©
© Vier Tabellen, nach Angabe des Architekten vom Maler
LANG in geschmackvollster Weise decoriert, und muster=
giltig dargestellte Fa^aden einiger zu den Parks und Gärten
gehörigen Schlösser vervollständigen in wirkungsvoller
Weise die kleine Bildergalerie, die die Innenseite der drei
Staffeleien trägt. ©©©
© In den matten rothen Bodenteppichen, in dem sichtbar
gelassenen, gleichfalls roth polierten Holz in Bronzemon=
tierungen, die hie und da auf blitzen, tönt dann der rau=
sehende Farbaccord des Ganzen aus. ©©©
© Der Organisator, der dieses Werk in sechs Wochen her=
stellte, verdient ebensolche Bewunderung wie die Künstler.
Zwölf Architekten standen ihm als treuer, wohlgeschulter
194
Stab zur Seite; in zusammen
400 Arbeitstagen war die Auf=
gäbe bewältigt. Wie klar muss
da alles überlegt sein, wie sehr
ein Rad ins andere greifen, um
in dieser Zeit ein Werk zu
schaffen, dem man nirgends die
Hast anmerkt, das durchwegs
grössten constructiven Ernst mit
feinstem Geschmack und wahr=
haft feierlich=heiterer Schönheit
verbindet. © 0 0
© Bedenkt man noch, dass das
Ganze, in Paris im Palais de
l’Horticulture aufgestellt, durch
die in gleicher Weise durchge=
führte Umgebung erst zu voller
Wirkung gelangen wird, dann
glaubt man gerne den Versiche=
rungen der Fachleute, dass ein
solches Ausstellungsobject noch
nie geschaffen wurde, dass es
förmlich erfrischend auf die
stark zurückgebliebene Darstel=
lungsweise unserer Gartenkunst
einwirken und dass es in Paris
den Vergleich mit jedem ähn=
liehen Werke siegreich bestehen
werde. V. S.
195
Felician Freiherr
von Myrbach OM.
Studie
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OS T £RR. MUSEUM
« a; -IGEW. KUNST
• , '• UOTHEK
VII. AUSSTELLUNG DER VEREINIGUNG BILDENDER
KÜNSTLER ÖSTERREICHS SECESSION, WIEN,
VOM 8. MÄRZ BIS 6. JUNI 1900.
LISTE DER VERKAUFTEN WERKE.
ALT RUDOLF VON, Wien
ANDRI FERDINAND, Wien
AUCHENTALLER J. M., Wien
BERTON ARMAND, Paris
CARABIN FRANCOIS R., Paris
DE JEAN LOUIS, Paris
DETTMANN L., Berlin
FRIEDRICH OTTO, Wien
HÄNISCH ALOIS, München
HAIDER KARL, München
HOFMANN LUDWIG V., Berlin
Der Stephansdom in Wien.
Alter Friedhof in Gastein.
Ansicht von Salzburg.
Alter Brunnen in Bruck.
Der Abend.
Die Ernte.
Er däpfelklaub en.
Der Schnitter.
Actstudie.
Die rothen Haare.
Dolce far niente.
Spanische Tänzerin. Bronze.
Vier Terracotta-Figuren.
Das alte Haus.
Actstudie.
Lastenstrasse.
Rendez-vous.
Wiener Schneefuhrwerk.
An der Ilm.
Abendnebel.
Gewitterlandschaft.
Urmenschen.
Frühlingswiese.
Liegender weiblicher Act.
Unser Leben währet 70 Jahre.
Triptychon.
Weihrauch.
KALCKREUTH L. GRAF, Stuttgart
KHNOPFF FERNAND, Brüssel
KLIMT GUSTAV, Wien
KÖNIG FRIEDRICH, Wien
KUEHL GOTTHARD, Dresden
KUPKA FRANZ, Paris
KURZWEIL MAX, Wien
LIST WILHELM, Wien
MOLL CARL, Wien
MYRBACH J. BARONIN, Wien
NOCQ HENRI, Paris
NOWAK ANTON, Wien
OTTENFELD R. VON, Prag
POETZELBERGER R., Stuttgart
SPIRO EUGEN, Breslau
STÖHR ERNST, St. Pölten
TASCHNER IGNATIUS, München
TICHY HANS, Wien
VAN DER ST APPEN P. CH. .Brüssel
WALTON E. A., London
Nach dem Regen.
Obstgarten, Abend.
Ein Morgen am Teich.
Sonnenschein im Walde.
Vorfrühling am Teich.
Der Himmel im Teich.
Die Winterreise.
Acht Aquarelle.
In Erwartung.
Dom in Danzig.
Die Copisten. Zeichnung.
Spiegel im Sumpf.
Skizze.
Thema in Weiss. (Neudorf.)
Thema in Weiss. (Neudorf.)
Siesta.
Bauernhof im Marchfeld.
Dämmerung.
Aus Oberösterreich.
Serpentintänzerin. Bronze.
Lindenallee.
Die Weide.
Sonniges Thal.
Die Abendwolken.
Dalmatinische Küste.
Freund. Drachenliebchen. Bronze.
Feind. Schlummernde Diana.
Damenbildnis.
Mädchenkopf.
Die alte Stube. Zeichnung.
St. Cäcilia. Bronze.
Landschaft.
Resigniert. Bronze.
Das Weib des Fischers. Bronze.
Landschaft.