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MITTHEILUNGEN.
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IE Vereinigung hielt am 30. April unter dem Vor=
sitze des Malers Carl Moll ihre Generalversamm=
jlung ab. Der Rechenschaftsbericht constatierte die
Ikünstlerischen und materiellen Erfolge des abge=
aufenen vierten Geschäftsjahres der Vereinigung. Die drei
Veranstaltungen desselben, die kunstgewerbliche Ausstel=
lung im Herbst, dann die Segantini=Ausstellung und schliess=
lieh dieFrühjahrsausstellung, wurden von 100.000 Personen
besucht; auf denselben wurden Kunstwerke im Betrage
von 290.000 Kronen angekauft. Die Vereinigung hat die
Gemälde „Die bösen Mütter” von Segantini und „Der
Spiegel” von Herterich für die zukünftige „Moderne Galerie”
gestiftet. Dem scheidenden Ausschüsse wurde der Dank der
Vereinigung ausgesprochen. Bei den folgenden Neuwahlen
wurde Maler Professor Alfred Roller zum Präsidenten ge=
wählt und in den Arbeitsausschuss entsendet die Herren:
Maler Ferdinand Andri, Maler Rudolf Bacher, Maler Adolf
Böhm, Architekt Professor Josef Hoffmann, Bildhauer Ri=
chard Luksch, Bildhauer Othmar Schimkowitz. ©©©
DIE NARRENLAUFBAHN.
ANZ hinten am fernen
Ausgange des ungeheuer
langen, hohen und breiten,
schnurgraden Tunnels, der
dunkel war wie ein alter Keller,
i83
Gez. v. Dr. Hans Przibram
Gez. v. Dr. Hans Przibram
war es wie ein winziger, punktähnlicher
Lichtschimmer. Das heisst, eigentlich
war der Tunnel gar nicht so lang, hoch
und breit. Das schien nur so, weil die
Menschen so klein waren, die darin
umherliefen. Und es liefen viele, viele
Menschen = Männlein und Weiblein =
darin herum, wie Ameisen, durchein=
ander und übereinander. Eigentlich war
der Tunnel auch gar nicht so dunkel.
Nur wenn man aus dem lichtrauschen=
den, sonnengolddurchzitterten Aether
hineinkam, schien es so. Der Boden war
glatt wie Parkett. Die Wände waren
zackig, zerrissen und viele Edelsteine in
allen Farben, Rubine, Smaragde, Opale,
Türkise, Demanten, Saphire und ein
hellvioletter blitzender Stein glänzten
und funkelten an den harten Felswän=
den. Die Decke war ein einziger, rie=
siger Spiegel, wie ein Tonnengewölbe
geformt. Sie war blau wie der Himmel,
und abwechselnd strahlten ihr Licht
davon herab eine gelbe blendende
Sonne und ein goldener, milder Mond
und viele, viele Sterne. Es war nur ein
Spiegel, aber die Menschen meinten, es
wäre etwas Eigenes. Zwar hatte vor
langer Zeit einmal einer gesagt, dass die
184
Lichterscheinungen
nur Spiegelungen
der Wesen wären,
die jenseits der ©
Tunnelöffnung sich
umkreisten, aber
das hatte keiner ge=
glaubt, und heute
dachte kein Mensch
mehr daran. ©0©
© Auf dem glatten
Parkettboden des
Tunnels wimmelte
es von Menschen
hin und her, in klei=
neren und grösseren
Gruppen von un=
sichtbaren, feinen,
silbernen Ketten zu=
sammengehalten. ©
Wie durch ein ge=
meinsames Ganzes
ging durch alle das
Bestreben, den ©
Lichtpunkt am Aus=
gange des Tunnels
zu erreichen. Aber
das war nur unbe=
wusst, fast keiner
war sich dessen
klar, die meisten sa=
hen nicht einmal
das ferne Licht, son=
dern nur Sonne,
Mond und Sterne
und wussten nicht,
dass es einen Aus=
gang gab. ©0©
© Viele waren nur
mit einem einzigen
Menschen = einer
Frau = zusammen:
gehalten durch eine
ziemlich starke ©
Kette. Um schneller
vorwärts zu kom=
men, hatten sie die
Frau wie einen Sack
auf den Rücken ge=
nommen, aber die
Last drückte, und es
gieng nur sehr lang=
sam. Andere lachten
und wollten sich
keine Last aufbür=
den, aber die waren
mit sehr vielen Men=
sehen = Männlein
Gez. v. Dr. Hans Przibram
185
und Weiblein = durch sehr feine Kett=
chen verbunden. Die Dicke der Kette
stand immer in einem genau umge=
kehrten Verhältnis zu ihrer Länge und
der Anzahl der Personen, die sie zusam=
menhielt. Eine kleinere Anzahl bewegte
sich nicht auf dem Boden, sondern krab=
beite an den Wänden. Einige brachen
Glanzsteine los und kehrten dann auf
das Ebene zurück. Andere stiegen im=
mer höher. Sie wollten wissen, was
hinter dem Spiegel wäre, aber = hinauf
kam keiner. Beim Steigen brachen sie
jedoch achtlos die flimmernden Steine
ab, die herunterkollerten. 000
© Die Weiblein konnten nicht an den
Wänden krabbeln. Sie konnten nur
Sonne, Mond und Sterne anstaunen.
Wenn ein Weiblein mit mehr als einem
Manne zusammengekettet war, so fieng
es unfehlbar zu tanzen an, und mit je
mehr Männlein es verbunden war, um
so toller musste es sich um sich selbst
drehen. Die Männer tanzten nicht. Sie
wollten nur immer vorwärts schreiten.
Aber sie konnten nicht so, wie sie
wollten. Die tanzenden Weiblein hiel=
ten sie zurück, und wenn sie sich be=
sonders heftig drehten, bautz; lag das
186
Männlein auf der Nase und spiesste da=
mit jedesmal einen Glimmerstein auf,
der von den dummen Wandkraxlern
abgetreten worden war. Wer nun mit
mehreren Frauen verkettet war, fiel
häufig und raffte viel auf. Wer aber
mit zu vielen Menschen verkettet war
= und es gab Ketten, die viele Hunderte
von Männlein und Weiblein zusam=
menhielten = lag fortwährend auf der
Nase und verschüttete wieder, was er
gesammelt hatte. Da nannten die Men=
sehen das Nichtzuviel und Nichtzu=
wenig die goldene Mittelstrasse. Denn
das Zuwenig brachte gar nichts. Die
Männlein mit ihrem einzigen Weiblein
auf dem Rücken konnten sich nicht
bücken, sondern nur langsam und
schwerfällig einen Fuss vor den an=
dern setzen. Vor dem Hinfallen aber
nahmen sie sich weislich in Acht, und
darum kamen sie schneller vorwärts
als die anderen. ©0©
© Ein einziger nur war nicht durch
Ketten mit einem Weiblein zusammen:
gehalten, und das war Hans der Narr.
Er war mit seinem Weiblein eng ver=
wachsen, und zwar mit seiner rechten
an ihre linke Seite. Der Narr wollte
Gez. v. Dr. Hans Przibram
187
Gez. v. Dr. Hans Przibram
nichts von den Stei=
nen wissen, auch
nichts von Sonne,
Mond und Sternen.
Der Narr wollte das
Licht sehen. Sein
Weiblein wollte ©
nichts. Sie gieng mit,
weil sie mit ihm zu=
sammengewachsen
war. Seltsam war
die Bewegung der
Beiden. Mit einem
Ruck sprang er ei=
nen Schritt voraus.
Sowie er stand, ©
sprang sein Weib=
lein dieselbe Strecke
über ihn hinaus. Es
war, als wären sie
beide ein paar Stel=
zen, die von einem
unsichtbaren Geist
in Bewegung ge=
setzt wurden wie
ein zweischenkeli=
ger Cirkel. Alleine
hätte keines von
beiden so schnell
vorwärts kommen
können. Das konn=
ten sie nur als ein
Paar. Ein einzelner
Stelzen nützt zu
nichts. Nur ein Paar
macht ein Ganzes.
© So schnellten sie
viel eiliger vorwärts
als alle anderen. ©
© Eigentlich hat=
ten sie das alle ge=
wollt: die Dummen,
die ihre Frau tru=
gen, und die lachen=
den Schlauen, die
mit so vielen ver=
kettet waren. Aber
sie hatten es nicht
gekonnt, denn um
zusammenwachsen
zu können, musste
man den Licht=
schein im Auge be=
halten können, und
ihre Augen waren
stumpf. © © ©
© Und darum är=
gerten sie sich und
188
nannten den einzi=
gen, dessen Blicke
leuchteten, den ©
Hans Narren. ©©
© Hans aber küm=
merte sich nicht um
sie, sprang munter
vorwärts, bis er alle
hinter sich hatte,
und sah sich nicht
einmal um. ©©©
© Und der win=
zige Lichtpunkt in
weiter Ferne vor
ihm glänzte und
schien trotz allem
Vorwärtskommen
nicht grösser zu
werden. ©©©
© Plötzlich war es
dem Narren, als ob
er durch eine dünne,
aufrechtstehende ©
Wasserwand hin=
durchschnellte, doch
ohne dass ihn ein
Tropfen nässte. Er=
staunt blieb er ste=
hen und sah hinter
sich, und seltsam =
wie durch ein gros=
ses, scharfes Brillen=
glas sah er auf die
Laufbahn zurück,
die er durchmessen
hatte, und die klein=
sten Einzelheiten
gewahrte er mit
wunderbarer Deut=
lichkeit wie nie zu=
vor. © © ©
© Jede Bewegung
eines Einzelnen des
scheinbar wirr sich
durchkreuzenden ©
Gewimmels konnte
er erkennen. An den
Wänden sah er die
Himmelssteiger in
einfacher Kleidung
emporstreben. Ein
dünnes, langes Kett=
chen führte von ei=
nem jedem zu sei=
nem Weiblein, das
amBoden wie dreh=
toll herumtanzte
und meist mit einer
189
Gez. v. Dr. Hans Przibram
$
grossen Anzahl Männlein verbunden
war. Auf dem Antlitz der Himmels=
Steiger lag der leuchtende Abglanz von
Sonne, Mond und Sternen, aber ihre
Augen waren dunkel. Mühsam und mit
zäher Beharrlichkeit stiegen sie höher
und höher = doch bis zum Himmels=
Spiegel war es noch ein weiter, weiter
Weg. Viele kehrten wieder um und
nahmen Glanzsteine mit herab. ©©0
© Manche von denen, die auf dem
Boden giengen, waren mit köstlichen,
schweren Gewändern behängen, die
ihre Schritte behinderten. Ihr Gesicht
glänzte roth von den vielen Rubinen,
die sie mit der Nase beim Hinfallen auf=
gesammelt hatten. Die Weiblein schim=
merten meist grünlich. Sie waren mit
Türkisen und Smaragden überladen, die
beim tanzen glitzernd aufleuchteten.
© Hans der Narr hatte ein heimliches
Lachen. Er dachte daran, wie sie alle
ihn verhöhnt und verspottet hatten.
Freilich, er hatte keine prunkendeSeide
noch Glitzermetall und Glanzsteine,
nicht einmal ein einfaches Kleid wie die
Himmelssteiger. Er und sein Weiblein
waren splitternackt. Das Gewand war
von ihnen abgefallen, aber dafür waren
190
sie auch weiter gekommen als alle
andern. ©©©
© Als er so auf das wabende Ge=
krabbel zurückschaute, war es ihm, als
schwebe über dem Ganzen ein leichter
blauer Rauch, der ab und zu von gelb=
lichweissen Streifen durchzogen wurde.
Seine Blicke wurden durchdringender,
immer schärfer sah er durch das grosse
Brillenglas, das Wirre entwickelte sich
mehr und mehr, und jetzt gewahrte er
auch die Ursache des bläulichen Schim=
mers, und ein grosses Staunen be=
schlich ihn. ©©©
© Er sah, wie hin und wieder plötz=
lieh der Körper eines Menschen bewe=
gungslos liegen blieb. Glanz und Ge=
wandung fielen von ihm ab und er=
blichen, die Ketten Hessen ihn los, und
nun sah der Narr, wie sich langsam von
dem regungslosen Körper eine ganz
gleich gebildete Gestalt aus durchsich=
tiger Gelatine loslöste, sich langsam
erhob, mit zunehmender Geschwindig=
keit ein Stück durch die Luft flog und
dann wieder in dem kribbelnden Hau=
fen verschwand. Er sah, wie die zu=
rückgelassene Körperhülle allmählich
zerfloss, sich auflöste und als ein blauer
191
Rauch sich in die
Luft erhob. Ganz
hinten, am weite=
sten zurück fielen
am meisten Men=
sehen um. Der ©
Rauch war dort
am dichtesten. Wie
eine feste, aufrecht=
stehende Mauer er=
hob sich im fernen
Hintergründe der
blaue Dunst = un=
durchdringlich. ©
Und ihm war, als
ob die Mauer mäh=
lieh, ganz allmählich
vorrücke. ©©©
© Lange betrach=
tete Hans dies Selt=
same. ©©©
© Ein gewisses
Gesetz schien dies
V or wärtsfliegen der
Gelatinekörper zu
regeln. Es war, als
ob ein jedesMensch=
lein den Weg, den
es mit seinen Füssen
dem Licht entge=
gengeschritten war,
nun doppelt als Geist
vorwärtsflog. Bei
den Himmelsstei=
gern galt die Höhe,
die sie erklommen
hatten, als Berech=
nung, doch so, dass
sie immer wieder
auf den Boden zu=
rück mussten. Wie
Fliegen schwebten
ihre Geister von der
Höhe in schiefer Li=
nie dem Lichte ent=
gegen, auf den Bo=
den hinab. = Man=
che von den dicken,
reichglänzenden ©
Menschlein, die nie
den Boden verlas=
sen hatten, hüpften
aber nur wie Flöhe
ein kleines Endchen
vorwärts. © © ©
© Im Vordergrun=
de fielen nur wenige
um. Der blaue Nebel
192
schwebte dort kaum
sichtbar über der
Menge. Deutlich sah
Hans, wie die Ge=
latinegeister sich
loslösten. Mit ge=
schlossenen, ausge=
streckten Beinen
und an den Leib
gelegten Armen ©
schossen sie wie Fi=
sehe durch die Luft.
Einige fielen dicht
vor der Wasser=
wand nieder. Hans
sah, wie sie lang=
sam wieder mit
Ketten umwunden
wurden, und wie sie
eine ihrer früheren
ähnliche Gestalt
wieder annahmen.
Einige schossen ©
klatschend durch
die Wasserwand.
Sofort fiengen ihre
durchsichtigen Ge=
stalten von innen
heraus zu leuchten
an und flogen mit
hörbarem Wehen
an dem Narren vor=
über. ©©©
© Da drehte sich
Hans der Narr um
und fieng wieder an
vorwärts zu sprin=
gen. Ein tiefes, lie=
bendes Dankgefühl
war in ihm für sein
treues Weiblein,
weil sie so fest zu
ihm gehalten hatte.
Hin und wieder
fühlte er das leichte
Wehen einer Ge=
latinegestalt und
sah, wie sie ihn hu=
sehend überholte.
Mit drängendem
Eifer eilte er vor=
wärts, bis er die
letzte Gestalt am
Boden stehend hin=
ter sich gelassen
hatte, und bis er
nicht mehr dies
sanfte W ehen hörte.
Gez. v. Dr. Hans Przibram
© Alles war still und ruhig, und vor
ihm leuchtete das ferne Licht in dem
schnurgraden, langen Tunnel. ©0©
© Da sah Hans lachend zum Him=
meisspiegel hinauf, und mit erneutem
Staunen gewahrte er, dass wohl Sonne,
Mond und Sterne dieselben geblieben
waren, aber sie drehten sich nun mit
rasender Geschwindigkeit rund um
sich selber, so dass ihm ganz wirblich
wurde. Es war überhaupt diesseits der
Wassermauer alles anders als jenseits.
Hans wollte sich jedoch nicht darum
kümmern. Er fasste fest das ferne Licht
ins Auge und stürmte vorwärts. Lang=
sam wurde der matte Schimmer heller.
Eine verzückte Seligkeit ergriff ihn, er
fühlte das Licht seinen Körper glän=
zend durchströmen. Alle anderen Ge=
fühle ertranken in diesem einzigen
Rausch der Wonne. Erfühlte gar nicht,
dass seine vorwärtsspringende Bewe=
gung sich änderte. Sein Weiblein hatte
sich von seiner Hüfte losgelöst, nur
die Schultern hielten noch zusammen.
Auch gieng es nicht mehr wie ein
schreitender Cirkel vorwärts, sondern
wie die weitspringenden Vorderfüsse
eines trabenden Rennpferdes. ©©©
194
© Hans der Narr aber sah nur das
ferne Licht, das sich jetzt langsam ver=
grösserte. Und er sah, dass ein blutrother
Schein hinter der Tunnelöffnung leuch=
tete, die sich zögernd, gleichmässig öff=
nete wie die Irisblende einer Camera.
In überquellender Freude wollte Hans
sein Weib dankend an sich pressen,
aber da gewahrte er, dass es nicht
mehr mit ihm zusammenhieng. Und
gleichzeitig fühlte er eine ihn überwäl=
tigende Schwäche. Er drehte sich um.
Zwei Schritte hinter ihm stand sein
Weib, schwer athmend, mit Thränen
in den Augen. Das rasende Stürmen
hatte ihr den Athem benommen, es
konnte nicht mehr mitkommen. Müh=
sam schleppte es sich zu ihrem Hans
Narren. Der wollte es auf den Arm
nehmen = aber dann konnte er nicht
gehen. Er suchte nach Ketten, um es
an sich zu fesseln == aber diesseits der
Wasserwand gab es keine Ketten. Da
wollte er, wenn auch mit schmerzen=
dem, weinendem Herzen, ohne sie vor=
wärtsgehen = aber auch das gieng
nicht. Da merkte Hans, dass, wer je
einmal hastig vorwärtsgestürmt ist,
nimmermehr bedächtig einen Fuss vor
Gez. v. Dr. Hans Przibram
195
Gez. v. Dr. Hans Przibram
den andern setzen
kann. ©0©
© Tief seufzte ©
Hans Narr auf und
fiel um. ©©©
© Und langsam
löste sich auch aus
seinem Körper die
Gelatineseele, lang=
sam bog sie Arme
und Beine grade
und glitt langsam
wie ein Fisch durch
die Luft. Hans war,
als ob tiefe Trauer
und tiefe Liebe ihn
zurückhielten. Mit
einem schmerzli=
chen, wehmüthigen
Lächeln sah er zu=
rück aufseine weis=
se Körperhülle, über
die das schwarze
Haar seines knien=
den Weibes wie
dunkle Wellen hin=
floss. ©©©
© Dann aber, mit
einem Ruck, bog
sich sein Kopf grade,
und die Bewegung
wurde schneller. ©
© Leise und lang=
sam wich die Er=
innerung von ihm.
Nur vorwärts =
vorwärts strebte er,
dem Lichte zu. Sei=
ne Augen zogen ihn
dem Lichte entge=
gen. Er konnte nicht
mehr mit ihnen se=
hen. Er sah und
fühlte mit dem gan=
zen Körper. Alle
Sinne waren in je=
dem Theile seiner
Gelatinegestalt all=
gegenwärtig. ©©
© Schneller glitt er
durch den Raum,
schneller glitten die
Wände an ihm vor=
über, immer schnel=
ler, bis er wie ein
Pfeil flog. Und im=
mer näher kam das
Licht, immer grösser
wuchs der ferne Schein in seinen Au=
gen, bis sie glühten wie zwei stille, rothe
Flammen, deren Strahlenschwingun=
gen seinen ganzen Körper durchzitter=
ten. Und eine taumelnde Trunkenheit
ergriff ihn. Alles in ihm war nur ein
einziges Schauen. © © ©
© 0, schauen = erkennen = das Licht
erkennen! = O =
© Wie mit leuchtenden Streifen waren
die Wände gezeichnet. Hans wusste
nicht, ob das von seinem rasenden Fluge
kam = er fühlte sich so ruhig, so be=
wegungslos = oder ob das herein=
brechende Licht die Glanzsteine über=
strömte und ihre Farben bunt ver=
schmelzen liess. ©©©
© Und immer grösser flog die Oeffnung
ihm entgegen. Jetzt wie eine Faust =
jetzt wie ein Teller = wie ein Wagen=
rad, wie ein gähnendes Scheunenthor.
© Rasend! Rasend! Er fühlte mit ei=
nem Male rasende Schnelligkeit, rasen=
des Brausen und rasendes, rothes, blen=
dend blutiges Flammengeflacker, und
jetzt, jetzt = o = rasendes, rasendes = =
© = = Wie ein Schrei brach seine
Seele aus der Mündung des Tunnels
Gez. v. Dr. Hans Przibram
heraus.
©©©
197
Gez. v. Dr. Hans Przibram
© 0,jetzt = jetzt=
erkennen, schauen,
fühlen, wissen, mit
allen Gliedern, mit
allen = =
© Doch nur wie
eine blutrothe Vi=
sion empfand er das
Licht = nur auf ei=
nen Augenblick. ©
© Als seine Seele
den Tunnel verliess,
strömte sie in sprin=
genden Strahlen ©
kreisförmig in den
freien, kreisenden
Raum hinaus, wie
Wasser aus dem
Schlauche eines ©
Blumenb esprengers.
In viele, viele Strah=
len verspritzte Hans
der Narr nach allen
Seiten, und die fei=
nen, sich immer
wieder theilenden
Wasserstrahlen ©
verflüchteten sich in
leicht schwingen=
den Rauch, und im=
mer wieder zersplit=
terten die Rauch=
theilchen und lösten
sich auf und breite=
ten sich aus, immer
weiter = immer
weiter = = und
wiederum zerthei=
len — und wieder=
um zersplittern =
und wieder aus=
breiten = = immer
weiter = = = und
endlich ==== = =
ein Verschmelzen
= = = = = ©©©
© Blutrothes Licht
brauste in branden=
den Accorden. ©©
© © ©
Nieder=Schönhausen
© bei Berlin. ©
© © ©
KARL FRIEDR.
© HEITMANN. ©
198
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