Die österreichische Kunst-Industrie und die heutige Weltlage : Vortrag, gehalten im k. k. österreichischen Museum am 27. October 1870

Eitelberger von Edelberg, Rudolf

Bibliographische Daten

Monographie

Persistenter Identifier:: AC07499417

Titel:: Die österreichische Kunst-Industrie und die heutige Weltlage : Vortrag, gehalten im k. k. österreichischen Museum am 27. October 1870

Signatur:: Kunstgeschichte Neuzeit I 9

Erscheinungsort:: Wien

Herausgeber:: Braumüller

Dokumenttyp:: Monographie

Bestand:: MAK-Hauskataloge

Erscheinungsjahr:: 1871

Ausgabenbezeichnung:: [Electronic ed.]

Sprache:: Deutsch

Kapitel

Titel:: Vortrag

Dokumenttyp:: Monographie

Strukturtyp:: Kapitel

*7 der Kunstindustrie positives Wissen zuzuführen, aus den ver schiedensten Zweigen mathematischen, physikalischen und tech nischen Wissens, so kann dies nirgends in so methodischer und vollständiger Weise geschehen, wie auf deutschem Boden. Was der französischen Kunstindustrie durch die Beweglich keit des Geistes, das Raffinement der Erfindung und durch eine gewisse Art der Grazie hinzugeführt wird, das wird der deut schen Kunstindustrie ersetzt durch die Gediegenheit der Arbeit, durch die erhöhte künstlerische und wissenschaftliche Bildung, durch ein vertiefteres Eingehen auf die Kunstformen und Be dürfnisse des Lebens. Rechnet man nun hinzu, dass durch die Colonisation und den Seeverkehr, wovon gleich anfangs ge sprochen wurde, dem deutschen Volke die Absatzwege im Welt verkehre in sehr hohem Grade künftighin gesichert sind, so ist der deutschen Arbeit eine Perspective in eine glänzende Zu kunft geöffnet, wenn es sich von der Frucht der traurigen Ver hältnisse der Vergangenheit losmachen kann, und den Muth hat, auch auf kunstindustriellem Gebiete ganz auf eigenen Füssen zu stehen, und die verfehlte Nachahmung französischen Wesens abzuschütteln. Zu diesem Muthe der Ueberzeugung fehlte eben eine grosse historische That, und diese ist nun gekommen, in einer so grossen und so umfassenden Weise, wie sie das deutsche Volk nie hoffen konnte, und die Gegner des deutschen Volkes nie ahnten. Die Leute, welche das deutsche Volk bisher als Weltschul meister betrachtet und demselben eine ähnliche politische Sklaven rolle angewiesen haben, wie sie die Pädagogen im klassischen Alter- thume spielten, diese Leute, welche sich auch werden angewöhnen müssen, die deutsche Nation als politischen Factor im europäischen Staatenconcerte anzusehen, dieselben Leute werden auch vor der deutschen Kunstindustrie, wenn sie sich vor der Nach ahmung französischer Mode emancipirt haben wird, Respect haben. In vielen Fällen werden die Deutschen ein solideres, brauchbareres und im höheren Grade stylgerechtes Werk auf den Weltmarkt bringen, als die Franzosen. Auch diese werden von nun an mit diesem Factor rechnen müssen. 2

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