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Jahrgang 5 (1913) (7)

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Persistenter Identifier:
Inter
Titel:
Internationale Sammler-Zeitung
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
ISSN:
-

Zeitschriftenband

Persistenter Identifier:
Inter_1913_5_7
Titel:
Jahrgang 5 (1913)
Bandzählung:
7
Erscheinungsort:
Berlin
Herausgeber:
Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien
Dokumenttyp:
Zeitschriftenband
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
Ausgabenbezeichnung:
[Electronic ed.]

Titelseite

Dokumenttyp:
Zeitschrift
Strukturtyp:
Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Internationale Sammler-Zeitung
  • Jahrgang 5 (1913) (7)
  • Titelseite
  • André Charles Boulle
  • Neue Plaketten
  • Kupferstichauktionen
  • Ein Neuland der Kunstgeschichte
  • Eine alte österreichische Bibliothek
  • Neuerwerbungen der Berliner Museen
  • Chronik
  • Ausstellungen
  • Auktionen

Volltext

Internationale 
$ammler2eifunß 
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde. 
Herausgeber: Norbert Ehrlich. 
5. Jahrgang. 
Wien, 1. April 1913. 
Nr. 7. 
Andre Charles Boulle. 
Ein Kapitel aus den Glanzzeiten der Möbelkunst. 1 
Von Dr. Heinrich Pudor (Leipzig) 
Als der bedeutendste Möbelkünstler aller Zeiten darf 
der Ebeniste de Louis XIV. Andre Charles Boulle 
angesprochen werden, ein Mann von außerordentlich 
vornehmem Empfinden und unbeschränkten technischen 
Fähigkeiten. Während es sonst fast immer Zeitalter 
sind, welche einen Möbelstil schaffen, hat es in diesem 
Falle ein einzelner Mann getan; denn wenn auch die 
Boulle-Möbel selbst zum Stil Louis Quatorze gehören, 
stellen sie in sich eine Individualität, eine Kunst für sich 
dar. Leider sind die meisten seiner Arbeiten zugrunde 
gegangen, da sie auf Veranlassung des Königs in die 
tiefer liegenden. Stockwerke geschafft wurden, wo sie 
von Feuchtigkeit zu leiden hatten. Aber auch das, was 
erhalten ist, gibt uns ein ungefähres Bild von dem be 
wundernswerten Geschmack und den hervorragenden 
technischen Qualitäten dieser Möbel. In ihnen feiert das 
Zeitalter Louis XIV. und zugleich das französische Volk 
als Nation Triumphe, denn einmal sind sie ein außer 
ordentlich charakteristischer Ausdruck des Siede Louis 
Quatorze, und zweitens verkünden sie laut die Ge 
schmacksraffinerie desjenigen Volkes, welches das 
ästhetische Gewissen der Welt zu haben sicherlich 
nicht ganz mit Unrecht sich brüstet. 
Andre Charles Boulle wurde am 11. November 1642 
zu Paris geboren als Sohn des Jean Boulle, 2 vermutlich 
in den Pierre Boulle angewiesenen Räumen des Louvre. 
Champcaux schreibt, daß man über die ersten 
Jahre seines Lebens, und zwar bis zum Jahre 1672 nichts 
wisse. O r 1 a n d i erzählt, daß er die Neigung zur hohen 
Kunst gehabt habe, aber auf Befehl des Vaters sich 
1 Vergl. Archives de l’Art francais A. IV: Charles Asse- 
lineau »Andre Boulle, ebeniste de Louis XIV«. Paris 1872: 
Scherer, Technik und Geschichte der Intarsia, Leipzig 1891; 
Abecedario pittorico von Orlandi, 1719 (Zeitgenosse Boulles); 
Les Boulle, Henry Havard. Paris 1893: Andre Boulle pur 
.lules Perin, Paris 1867; B. Boucher, Gunst; R. Graul im 
Kunstgewerbeblatt 111, S. 44; Abb. siehe bei Williamson und 
Molinier. 
2 Nicht Pierre Boulles, wie die Heiratsurkunde beweist 
(vergl. Havard, a. o. W. S. 28). Die Mutter Andres war nicht 
Bahuche, sondern Legere Thorin. Die Boulles sollen übrigens 
nach Champeaux vlärnischer Abkunft gewesen sein (vergl. 
hierüber L’Ebeniste Boulle et l’origine de sa famille par M. 
Stein). Havard hält den Namen Boulle als wahrscheinlich 
identisch mit dern holländischen »Boel«. 
dem Tischlerhandwcrk habe widmen müssen. 3 Zuerst 
habe er sich darin auf Anregung Jean Maces in musi 
vischen Arbeiten aus farbigen Hölzern versucht. Jean 
Mace, menuisier-ebeniste de Blois war gleichfalls als 
Hoftischler angcstelit, und zwar seit 1644 »auf Grund 
der langen Praxis, welche er sich in den Niederlanden 
angeeignet hatte«, sowie der Proben von musivischer 
Arbeit mit farbigen Hölzern, die er der Königin vorge 
legt hat. Mau sieht hier also wieder, wie eng das fran 
zösische Kunsthandwerk jener Zeit mit Holland und Bel 
gien verknüpft war: der Vater Boulles soll vlärnischer 
Abkunft gewesen sein und er selbst hat seine Kunst von 
Mace gelernt, der sie sich in den Niederlanden ange 
eignet hatte. Aber das Verdienst Boulles und der Ruhm 
der Franzosen wird hiedurch nur um ein sehr Geringes 
geschmälert. Scherer (a. o. W. S. 138) führt an, daß 
Mace ein Verfahren erfunden haben soll, Holz schwarz 
zu färben, indem er es in heißen Sand oder Kalkwasser 
legte und Sublimat oder Schwefelöl zugoß, wodurch 
er zugleich eine größere Dauerhaftigkeit des Materials 
erzielte. 
Dazu kommt, daß, als Mace im Jahre 1672 starb, eben 
Andre Boulle die Räume desselben im Louvre ange 
wiesen bekam auf Grund seiner Arbeiten als »Ebeniste, 
Faiseur de Marqueterie, doreur et ciseleur«. Weiter er 
hielt Boulle den Titel als »Erster Fbenholzschnitzer des 
königlichen Hauses« (Premier ebeniste de la Maison 
royale). 
Havard (a. o. W.), der am umfangreichsten über 
Boulle geschrieben hat, will ausdrücklich dagegen 
stehen, daß Andre Boulle als Begründer der Boulle- 
technik angesehen werde, da schon Boulles Vater, Mace 
und die Holländer die Marketeriearbeit ausgeführt 
hatten. Und auch die eigentliche charakteristische Boulle- 
technik, das heißt, die Verwendung von Metall, beson 
ders Kupfer und Bronze 1 zur Intarsia, habe nicht Boulle 
zuerst ausgeübt. 
Orlandi (a. o. W.) nennt Boulle in einem Atem 
Architekt, Maler, Bildhauer, Ebeniste, Firmenzeichner 
3 Hieraus resultierte, wie Asselineau treffend hinzusetzt, 
die künstlerisch handwerkliche Doppelnatur Boulles. 
1 Auch Perlmutter war schon vor ihm, namentlich in 
Italien verwendet worden.
	        

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“Jahrgang 5 (1913).” Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien, n.d. Print.
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