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Jahrgang 9 (1917) (2)

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Persistenter Identifier:
Inter
Titel:
Internationale Sammler-Zeitung
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
ISSN:
-

Zeitschriftenband

Persistenter Identifier:
Inter_1917_9_2
Titel:
Jahrgang 9 (1917)
Bandzählung:
2
Erscheinungsort:
Berlin
Herausgeber:
Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien
Dokumenttyp:
Zeitschriftenband
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
Ausgabenbezeichnung:
[Electronic ed.]

Titelseite

Dokumenttyp:
Zeitschrift
Strukturtyp:
Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Internationale Sammler-Zeitung
  • Jahrgang 9 (1917) (2)
  • Titelseite
  • Kriegsplakate
  • Eine Ausstellung von Kriegsgraphik in Wien
  • Die Kunstauktion im Wiener Dorotheum
  • Die künstlerische Neujahrskarte
  • Chronik
  • Ausstellungen
  • Auktionen

Volltext

Internationale 
$ammferZeif unjj 
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde, 
Herausgeber: Norbert Ehrlich. 
9. Jahrgang. Wien, 15. Jänner 1917. Nr. 2. 
Kriegsplakate. 
Von Dr. Ottokar Mascha (Wien). 
(Schluß.)* 
Die fr a n z ö s i s c he n Plakate für li terarische 
Erzeugnisse sind schön temperamentvoller und 
weniger harmlos als die Plakate für Kriegsanleihen. 
Jeanniot zeichnet das Blatt für einen deutschen 
Spionageroman „Das. Ungeziefer der Welt“, wo ein 
Pariser Gendarm zwei deutsche Spione entlarvt, von 
denen einer Handbomben unter dem Winterrock 
aufgehängt verborgen hält. Das Blatt zeigt nebenbei, 
was sich die Franzosen unter dem Begriff „Boches“ 
vorstellen. Lucien Metivet, der bekannte Pariser 
Plakatkünste^ macht das Plakat für einen chauvinisti 
schen Roman „Die Vater]andsverschacherer“, welches 
das Leben und Treiben der in Paris lebenden Deutschen 
im Frieden und im Krieg beschreiben soll. Ein deutscher 
Diplomat sucht eine patriotische Französin zum Vater 
landsverrat zu überreden, ein anscheinend Wiener 
Kapellmeister dirigiert in Paris ein Konzert, ein 
deutscher Lakai und ein deutscher Chemiker sind dort 
in fester Stellung. Natürlich fehlt auch nicht der durch 
H a n s i s Pamphlet bekannt gewordene deutsche Tourist 
Professor Knetschke. Aber im jetzigen Kriege sind alle 
diese Männer als Angehörige des deutschen Heeres im 
brennenden Paris wieder zu finden. 
In den Plakaten für die französische Literatur ist 
der tiefgehende Haß gegen Deutschland schon un 
verkennbar. 
Nach einigen giftgeschwollenen französischen An 
sichtskarten zu schließen, die in der Kiiegsgrephik- 
ausstellung des königlichen Landesgewerbemuseums 
in Stuttgart im Sommer 1915 zu sehen gewesen 
waren, erschien unmittelbar nach Kriegsausbruch die 
französische Kriegsgraphik geradezu pathologisch er 
regt. Scheint da nicht die durch so viele Jahre äußer 
lich zurückgedrängte,' aber ununterbiochen fortglim 
mende Revancheidee ihicn Paroxysmus gefeiert zu 
haben? Die Ansichtskarten des Jahres 1914 aus Frank 
reich, und aus dem damals noch „verbündet“ ge 
wesenen Italien verdienen nicht nur aus politischen 
Gründen, sondern auch wegen höchster Geschmack 
losigkeit und Niedrigkeit der Gesinnung ihrer Zeichner 
der Vergessenheit anheimzufallen. Aber alle diese billigen 
und sehr verbreiteten Spottbilder haben gewiß unend 
lich viel dazu beigetragen, um die großen Massen auf 
zustacheln und die Volksseele zu vergiften, gewiß 
viel mehr, als die t llerschärfsten Leitartikel es zu tun 
vermocht hätten. Ob damals eben so tiefstehende 
Straßenplakate entstanden sind, ist heute hier nicht 
festzustellen. 
4. Direkte Kuriosa sind die englischen Werbe 
plakate. Fast alle unmittelbar von der Regierung 
veranlaßt, tragen sie die Bezeichnung „Veröffentlicht 
durch das Parlaments-Rekrutierungs-Ivomitee Nr. ... “ 
Der künstlerische Wert derselben ist gemischt, es. 
sind recht mittelmäßige Blätter darunter, aber auch 
erstklassige, zum Beispiel von Brangwyn. 
Arthur Wardle zeichnet einen großen Löwen auf 
dem Felsen mit seinen vier Jungen, also England 
und die Kolonien Australien, Kanada, Indien und 
Neuseeland. Der Text sagt: Das Kaiserreich braucht 
Männer, tretet sofort bei! Ein zweites Blatt bringt 
das Bild des Königs und die Landkarte von Groß 
britannien und sagt: Ihr wollt sicher kämpfen für König 
und Vaterland; Kommt Jungens, bevor es zu spät 
ist! Auf einem dritten Blatt entsteigt die Rache 
göttin dem Meere, auf dem ein großes Schiff mit vier 
Schornsteinen untersinkt und eine Menge von Er 
trinkenden und Leichen herumschwimmt. Die Rache 
göttin ballt die eine Faust vor Wut, in der anderen 
hält sie den Säbel vor. Ein anderes Blatt: Vier ver 
gnügte junge Soldaten in der schottischen Uniform. 
Sie locken: Schreibt Euch ein, Jungens, noch heute! 
„Denkt an Belgien und schreibt Euch ein, noch heute!“ 
ruft ein grimmiger, englischer Infanterist vor einem 
brennenden Dorf. Oder auf gelbem Grunde der Schatten 
riß eines englischen Infanteristen: Seid bereit, kommt 
sofort! Oder eine aristokratische Mutter mit feinen 
Gesichtszügen apostrophiert ihren Sohn: „Geh! Noch 
heute! Es ist Deine Pflicht!“ Immer der gleiche Refrain: 
Join now! 
Die Plakate Brangwyns verraten den Meister 
radierer und sind in Hochätzung wiedergegeben. Ein 
Blatt des Künstlers sorgt für die Raucher im Heere. 
Im Mittelpunkte einer Marschkolonne zünden sich 
einige Soldaten ihre kurze Pfeife an und werden von 
ihren Kameraden beneidet, die nichts zum Rauchen 
haben. Nach dem Text sorgt Jeder, der an die Tabak 
liga fünf Pfund zahlt, dafür, daß ein ganzes Regiment 
täglich genug zu rauchen hat, wer nur fünf Schilling 
*) Siehe Nr. 1.
	        

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“Jahrgang 9 (1917).” Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien, n.d. Print.
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