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Jahrgang 15 (1923) (20)

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Persistenter Identifier:
Inter
Titel:
Internationale Sammler-Zeitung
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
ISSN:
-

Zeitschriftenband

Persistenter Identifier:
Inter_1923_15_20
Titel:
Jahrgang 15 (1923)
Bandzählung:
20
Erscheinungsort:
Berlin
Herausgeber:
Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien
Dokumenttyp:
Zeitschriftenband
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
Ausgabenbezeichnung:
[Electronic ed.]

Artikel

Titel:
Der Waffenschatz
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Strukturtyp:
Artikel

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Internationale Sammler-Zeitung
  • Jahrgang 15 (1923) (20)
  • Titelseite
  • Doubletten der Albetina
  • Von wem sind Rembrandts Gemälde?
  • Der Waffenschatz
  • Ein unbekanntes Werk von Goethe
  • Verbrecher aus Büchergier
  • Von der Eremitage
  • Chronik
  • Ausstellungen
  • Auktionen

Volltext

Nr. 20 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 139 
kirche, sondern im Königlichen Archiv zu Hannover 
Unterkunft. Georg V., der letzte König von Hannover, 
begründete fünf Jahre vor seiner Thronentsetzung in 
Hannover ein Weifenmuseum, in das nunmehr der 
Reliquienschatz überführt wurde. Später gelangte er nach 
Wien, wo der entthronte König seinen Wohnsitz ge 
nommen hatte. In Wien war er im Museum für Kunst 
und Industrie ausgestellt; im lahre 1906 übernahm ihn 
das Münzkabinett des Herzog von Cumberland und 
der Weifenschatz gelangte nun in das Schloß zu Gmunden. 
Der Reliquienschatz umfaßt 82 Gegenstände, und 
zwar 11 Kreuze, 11 Tragaltäre, 14 Reliquienschreine, 
4 Tafeln und Bucheinbände, 2 Büsten, 11 Arme von 
Heiligen, 17 Monstranzen und noch verschiedene andere 
kostbare Kultgegenstände. Eine Reihe der Stücke des 
Schatzes bilden einzigartige Kunstwerke aus dem Mittel- 
alter und sind demgemäß von unschätzbarem Werte. 
Sin unbekanntes 
Ein unbekanntes Werk von Goethe zeigt der 
Verlag von W. J u n k, Berlin, im „Börsenblatt für den 
deutschen Buchhandel“ an. Er schreibt dazu: Vor einem 
Jahre noch hätte ich es nicht für möglich gehalten, daß 
die geringste Kleinigkeit von Goethes Hand existieren 
könne, die unpubliziert war. Aber im Sommer 1922 
gelang Dr. J. Schuster eine aufsehenerregende Ent 
deckung, die fast romanhaft anmutet. 
In dem Turm der Weimarer Landesbibliothek (der 
früher großherzoglichen) fand er eine Mappe mit Bil 
dern, die Goethe selbst gemalt hatte und die bestimmt 
gewesen waren, seine „Metamorphose“ zu illustrieren. 
Sie waren als Geschenk für die Großherzogin Maria 
P a w 1 o w n a bestimmt. Ermutigt durch diese Ent 
deckung, durchsuchte Schuster die Schätze des Goethe- 
Museums und des Goethe-Archivs in Weimar und fand 
weitere Zeichnungen, koloriert und schwarz, von Goethes 
Hand. Und jetzt erst ist es möglich, dieses neben der 
„Farbenlehre“ wichtigste wissenschaftliche Werk des 
Meisters zu verstehen. 
Es ist geradezu rührend, wie Goethe in seinen 
Briefen, in seinen Gesprächen mit Eckerma n n und 
A. FÖRSTER 
Antiquitäten 
Ostasiatica 
Objets d’art 
WIEN L, Kohlmarkt 5. 
SVerh von Goethe. 
an anderen Orten immer und immer wieder sich dar 
über beklagt, daß seine von ihm so geliebte „Metamor 
phose“ unverstanden geblieben ist, nur weil kein Ver 
leger seine Zeichnungen publizieren wollte. (Sowohl 
Göschen wie Cotta hatte sie zurückgewiesen, ebenso 
wie übrigens der erstere auch den Text der „Meta 
morphose“, den schließlich Ettinger in Gotha unter ganz 
eigentümlichen Verhältnissen 1789 übernahm.) Kein Ge 
ringerer als der bekannte Erforscher der Geschichte der 
Botanik, Professor Hansen, schreibt 1907 über die 
„Metamorphose“: „Sie ist eine wissenschaftliche Leistung 
ersten Ranges, die, ihrer Zeit vorauseilend, erst heute 
itn Zusammenhang mit unserer Wissenschaft richtig ge 
würdigt werden kann. Sie war die erste umfassende 
Hypothese, die die Botanik zu einer planvollen Wissen 
schaft gestaltete. Die mit Goethe beginnende Periode 
verhält sich zur voraufgehenden etwa wie die Chemie 
zur Alchimie". 
Ich hoffe, daß das Verständnis dieser Arbeit durch 
meine von dem Autor so heiß ersehnte Herausgabe des 
Bildwerkes jetzt der Allgemeinheit in weit höherem 
Maße erschlossen werden wird. 
Verbrecher aus ‘Büchergier. 
Unter diesem Titel schreibt Dr. Kurt Pinthus im 
„Leipziger Tagblatt*: Es ist ebenso schauerlich wie 
wahr: jeder Gegenstand, sobald er in der Welt existent 
ist, wird Anreiz und Ursache zu Verbrechen. So sind 
auch Bücher solange es überhaupt Bücher gibt, ge 
stohlen worden. Jede Kunstliebhaberei kann in ihrer 
Steigerung zum Verbrechen führen, aber weder die 
Liebhaberei für Schmuck noch für Kleinkunstgegenstände, 
noch für Bilder ist so oft zu dauerndem verbrecheri 
schen Wahnsinn ausgeartet, wie die Bücherliebhaberei. 
Je schwerer es tür den wenig Bemittelten ist, sich 
Bücher zu verschaffen, um so wilder ward die Gier 
nach dem Besitz dieser geliebten Scharteken. 
Der verschmitzteste aller Bücherdiebe war Graf 
L i b r i-C a r u c c i, der, als berühmter Bücherkenner 
von Pisa nach Paris kommend, das Ehrenamt eines 
Aufsehers über die Bestandsaufnahme der öffentlichen 
Pariser Büchersammlungen erhielt, und diese Stellung 
dazu benutzte, Unmassen von Büchern aus den von 
ihm überwachten Bibliotheken zu stehlen. Diese Bücher 
häufte er mit fanatischer Gier auf, verkaufte Sie, tauschte 
sie gegen andere. Als ihm schließlich der Prozeß gemacht 
werden sollte, flüchtete er nach England, von Wagen 
ladungen kostbarer Bücher begleitet. 
Der Prozentsatz der Bibliomanen unter den Geist 
lichen ist besonders hoch. Auch die beiden scheuß 
lichsten Verbrecher, die der Bücherwahnsinn erzeugt hat, 
waren Geistliche. Ein ehemaliger Mönch verwaltete 
um 1830 als Don Vincente in Barcelona einen kleinen 
Laden mit Büchern, die er bei der Vertreibung der 
Mönche aus den Klosterbibliotheken mitgenommen 
hatte. Nur unter Qualen verkaufte er seine Lieblings- 
bticher; als aber 1836 ein anderer Buchhändler, Patxot, 
einen Wiegendruck des Lambert Palmart für 1334 
Peseten ersteigerte, während Vicente nur 1320 Peseten, 
sein gesamtes Vermögen, bietep konnte, brach dämo 
nische Wut aus ihm. 
Einige Tage später fand man den Buchhändler 
Patxot erdolcht in seinem Laden, worauf in Barcelona 
eine Mordepidemie auszubrechen schien; denn in ganz 
kuizen Abständen wurden ein Landpfarrer, ein Alkalde, 
ein deutscher Reisender, ein Friedensrichter, ein Beamter
	        

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“Jahrgang 15 (1923).” Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien, n.d. Print.
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