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Jahrgang 15 (1923) (20)

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Persistenter Identifier:
Inter
Titel:
Internationale Sammler-Zeitung
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
ISSN:
-

Zeitschriftenband

Persistenter Identifier:
Inter_1923_15_20
Titel:
Jahrgang 15 (1923)
Bandzählung:
20
Erscheinungsort:
Berlin
Herausgeber:
Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien
Dokumenttyp:
Zeitschriftenband
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
Ausgabenbezeichnung:
[Electronic ed.]

Artikel

Titel:
Verbrecher aus Büchergier
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Strukturtyp:
Artikel

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Internationale Sammler-Zeitung
  • Jahrgang 15 (1923) (20)
  • Titelseite
  • Doubletten der Albetina
  • Von wem sind Rembrandts Gemälde?
  • Der Waffenschatz
  • Ein unbekanntes Werk von Goethe
  • Verbrecher aus Büchergier
  • Von der Eremitage
  • Chronik
  • Ausstellungen
  • Auktionen

Volltext

Seite 140 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 20 
erstochen oder ertränkt. Da es unmöglich war, die Täter 
zu finden, vermutete man politische Verbrechen und 
veranstaltete Haussuchungen bei den politischen Flücht 
lingen. In Vincentes Haus fand man den Wiegendruck 
des ermordeten Patxot. Vincente hatte Patxot erdolcht, 
um sich des Buches zu bemächtigen, von dem er glaubte, 
daß es ein Unikum sei. Als er bei der Vernehm ung erfuhr, 
daß es mehrere Exemplare des Wiegendrucks gäbe, 
ward er von Verzweiflung und Grauen so erschüttert, 
daß er gestand, auch alle andern Morde der letzten 
Zeit ausgeführt zu haben. Er hatte die Trennung von 
seinen kostbaren Büchern nicht überwinden können; 
wie der berühmte Goldschmied Cardillac die Käufer 
seiner Schmuckstücke, so hatte Vincente, sobald er ein 
Werk, das er liebte, verkauft hatte, den Käufer verfolgt 
und ihn (nachdem er ihm selbst die Absolution erteilt 
hatte) meuchlings getötet, um das Buch wieder an sich 
zu bringen. Seine Verteidigung bestand in dem Aus 
spruche: „Die Menschen müssen ja doch alle sterben, 
daß aber die edlen Bücher erhalten bleiben, ist Gottes 
Wille“. Der große Flaubert formte aus diesem düsteren 
Stoffe seine Novelle „Le Bibliomane“. 
Noch unheimlicher und unwahrscheinlicher hört sich 
die wahrhaftige Geschichte von dem Magister Tinius 
an, der seit 1899 als Prediger in Poserna im Sächsisch- 
Thüringischen lebte, ein bescheidener, hilfreicher Geist 
licher von außerordentlicher Gelehrtheit, verehrt von 
seiner Gemeinde, still hausend zwischen 60.000 Büchern. 
Tinius führte ein Doppelleben: unter vielen Verkleid 
ungen strich er auf den Landstraßen umher, knüpfte 
Bekanntschaften mit alleinreisenden wohlhabenden Leuten 
an, bot ihnen vergiftete Prisen, durch die sie betäubt 
wurden, und ermordete und beraubte sie alsdann. Als 
er auch in Leipzig Raubmorde versuchte, wurde er fest 
genommen. Zehn Jahre saß er in Untersuchungshaft, 
aber er verteidigte sich so standhaft, beharrlich und 
geschickt, daß ihm kein vollendeter Mord nachgewiesen 
werden konnte. Er wurde zu langer Gefängnisstrafe 
verurteilt, während der er ganz aus dem Gedächtnis 
ein hebräisches Wörterbuch schrieb. Als Greis ward er 
in Freiheit gesetzt und begann — einsam und gemieden 
in der Mark Brandenburg lebend, durch Bettein sich 
ernährend — sogleich seine bücherstehlende Tätigkeit. 
Viele dieser Beispiele wachsen weit über die Ge 
schichte der Büchergier und der Verbrecher hinaus: 
sie zeigen, wie der Dämon am Menschen, selbst aus 
zarten Gemütern entfesselt, auf zarte Dinge gerichtet, 
unheimlich und furchtbar wirken kann. 
^üon der Eremitage. 
In die widerspruchsvollen Informationen über -den 
gegenwärtigen Stand der russischen Kunstschätze bringt 
in jüngster Zeit T r o j n i t z k i, Direktor der Peters 
burger Eremitage, Licht durch einen orientierenden 
Artikel in den amtlichen „Iswestija 1- . 
Nach einer genauen Aufstellung kommt Trojnitzki 
zum Schluß, daß die Eremitage nach wie vor sich an 
Umfang und künstlerischem Wert ihrer Sammlungen mit 
den größten Museen der Welt, auch mit dem Vatikan, 
dem Louvre und dem britischen Museum messen kann. 
Die Revolution hat die Eremitage keineswegs ausein 
andergesprengt, sie fand vielmehr einen unmöglichen 
Zustand vor, indem der größte und wertvollste Teil der 
Sammlungen nach Moskau geschafft worden war, allwo 
er bis zum November 1910 blieb. Die Leitung der 
Eremitage hat aber die Zwischenzeit nicht nutzlos ver 
streichen lassen, sondern eine Anzahl von Maßnahmen 
organisatorischer Natur beraten und durchgeführt, sie 
hat auch zwei Ausstellungen veranstaitet, die eine dem 
Jenseitskultus im alten Aegypten gewidmet, die andere 
kunsthistorischen Charakters. Die Zurückführung der 
Kunstschätze der Eremitage aus Moskau stellte an die 
Leitung der Galerie sehr große Anforderungen, die aber 
durch rasche und intensive Arbeit erfüllt wurden. 
Innerhalb von sechs Wochen konnten nicht we 
niger als zwanzig Säle der Petersburger Gemälde 
sammlung wiederhergestellt werden, ferner, wurden 
in einem neuen Bau und in neuer Umgruppierung die 
Sammlungen angewandter Kunst des Mittelalters, der 
Renaissance und die Fayencekollektionen in fünfzehn 
Sälen untergebracht und dazu auch die erforderlichen 
illustrierten Kataloge herausgegeben. Auf eine neue 
Grundlage wurden ferner die Sektionen des klassischen 
Orients und der griechischen und römischen Altertümer 
gestellt, eine Ausstellung italienischer Primitiven durch- 
geführt, und gegenwärtig wird in zehn Sälen des 
Winterpalais eine Ausstellung französischer Malerei des 
17. und 18. Jahrhunderts beendet. Noch diesen Herbst 
sollen weitere zehn Säle der Oeffentlichkeit zugänglich 
gemacht werden. Schon jetzt sind dem Publikum nicht 
weniger als sechzig Säle geöffnet. 
Das Winterpalais ist jetzt ganz der Lei 
tung der Eremitage-Direktion unterstellt worden, die 
allen seinen zerstreuten Sammlungen einen geord 
neten Museumscharakter verleihen und eine Anzahl Ge 
mächer, denen ein kunsthistorischer Wert zukommt, in 
ihrer Ursprünglichkeit erhalten will. Die Eremitage ließ 
in der letzten Zeit eine große illustrierte Publikation 
erscheinen, auf die ein zweites und ein drittes Sammel 
werk und eine ganze Reihe Kataloge, die den einzelnen 
Abteilungen gewidmet ist, folgen sollen. 
Efironik. 
BIBLIOPHILIE. 
(Versteigerung einer alpin. istischen.Bib- 
1 iothek.) Im Wiener Dorotheum kommt vom 31. Oktober 
bis 5. November eine reichhaltige a 1 p i n i s t i s c h e Bibliothek 
zur Versteigerung. 
(Die Rothenberg-Bibliothek.) In Anwesenheit 
eines großen Kreises geladener Gäste fand, wie uns aus Jena 
geschrieben wird, in den Räumen des juristischen Seminars der 
Universität die von Generaldirektor Erich Rothenberg aus 
Berlin für die juristische Fakultät gestiftete Fachbibliothek statt. 
In rund 700 Bänden umfaßt die Bibliothek in 16 Abteilungen: 
Allgemeine Rechtslehre und Rechtsphilosophie, Römisches Recht, 
Deutsche Rechtsgeschichte, Partikularrechte, Thüringisches Recht, 
Bürgerliches Recht usw. Mit der bereits vorhandenen Bibliothek 
des juristischen Seminars stellt sie eine Fachbibliothek dar, wie 
sie in diesem Umfang und in dieser Reichhaltigkeit an keiner 
deutschen Universität vorhanden sein dürfte. Die juristische 
Fakultät hat den Stifter Erich Rothenberg und den Direktor 
Walther B e h r e n d aus Berlin zu Ehrendoktoren beider 
Rechte ernannt. 
(Vereinigung französischer Bibliotheken.) 
Die vier großen Bibliotheken von Paris, die Biblioth&que de 
rArsenal, die Bibliothöque Sainte-Genevifeve und die Bibliothä- 
que Mazarine, sollen durch eine einheitliche Organisierung ver 
einigt werden. Bei aller Rücksicht auf die Selbständigkeit und 
Eigentümlichkeit der einzelnen Bibliotheken soll ein Beratungs-
	        

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“Jahrgang 15 (1923).” Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien, n.d. Print.
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