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Jahrgang 16 (1924) (11)

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Persistenter Identifier:
Inter
Titel:
Internationale Sammler-Zeitung
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
ISSN:
-

Zeitschriftenband

Persistenter Identifier:
Inter_1924_16_11
Titel:
Jahrgang 16 (1924)
Bandzählung:
11
Erscheinungsort:
Berlin
Herausgeber:
Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien
Dokumenttyp:
Zeitschriftenband
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
Ausgabenbezeichnung:
[Electronic ed.]

Artikel

Titel:
Johann Graf Palffy als Kunstmäcen
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Strukturtyp:
Artikel

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Internationale Sammler-Zeitung
  • Jahrgang 16 (1924) (11)
  • Titelseite
  • Johann Graf Palffy als Kunstmäcen
  • Austriaca und Viennensia
  • Die Wawra Auktion
  • Die Versteigerung des Wiener Stadterweiterungsfonds
  • Die Sammlung R.v. Manner
  • Eine Septemberbibel Luthers
  • Chronik
  • Ausstellungen
  • Auktionen

Volltext

Seite 82 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 11 
der schönsten und größten Herrschaften zu Stiftungen 
für kirchliche und weltliche Zwecke — Seminarien und 
Erziehungsanstalten — bestimmt hatte, das fürstliche 
Vermächtnis der Gemäldesammlung an die National 
galerie in Budapest, endlich die wiederholten Hinweise 
und Willensäußerungen des Testators, daß seine [unter 
lassenen Kunstsammlungen öffentlichen Zwecken 
dienen und öffentlicher Besichtigung zugänglich sein 
sollten, gaben begreiflicherweise dem Staate das Recht 
und die Macht, seinen Einfluß zur Geltung zu bringen. 
Inwieweit dies der ungarische Staat so mächtigen 
Familien wie Palffy, Andrässy, Esterhazy, Szechtinyi, 
Odescalchi, gegenüber getan hätte, nachdem er eine so 
gewaltige Vermehrung seiner Nationalgalerie erhalten 
hatte, sei dahingestellt; der öecho-slovakische Staat als 
Nachfolger des ungarischen hatte keinen Grund Milde 
walten zu lassen, er bestand vielmehr auf seinem Schein, 
sequestrierte kurzer Hand alle Kunstgegenstände und 
sperrte alles zu. Der Anblick, der dem Besucher wurde, 
war drollig genug. Ueberall Schnüre mit großen roten 
Amtssiegeln, so daß man vor lauter Siegellack die Kunst 
gegenstände nicht sah. 
Dieser gemütliche Zustand währte bereits fünf 
Jahre, die csl. Regierung hatte ihre Sachverständigen 
gesendet, um jene Objekte zu bezeichnen, die sie für 
öffentliche Zwecke beanspruchte, denn nur unter dieser 
Bedingung war sie geneigt, den restlichen Teil der 
Kunstgegenstände den gesetzlichen Erben herauszugeben 
und auf die Erfüllung der letztwilligen Bestimmung des 
Grafen, daß die Kunstgegenständc an Ort und Stelle zu 
verbleiben hätten, Verzicht zu leisten. In Preßburg war 
nämlich der lebhafte Wunsch entstanden, das dortige 
kleine Museum zu vergrößern und ein eigenes Jänos 
Palffysches anzugliedern. Wie weit dieser Plan gediehen, 
was von den seitens der Prager Sachverständigen aus 
erwählten Objekten in der engeren Heimat, der Slovakei, 
verblieben ist, wissen wir nicht. Wir wissen auch noch 
nicht, was an den Meldungen von der bevorstehenden 
Versteigerung im Kurorte Pistyan wahr ist, was dort 
versteigert wird, wir wissen nicht, wie weit der letzte 
Wunsch des Grafen Johann Palffy respektiert worden 
ist, oder mißachtet wurde. 
Die Moral dieser kleinen Geschichte? Mensch, 
mache ja kein Testament! weder ein holo- noch ein 
allographes und wenn es denn unbedingt sein muß, so 
mit Hilfe eines Rechtsfreundes, der die gesetzlichen 
Bestimmungen des allg. bürgerl. Gesetzbuches im kleinen 
Finger hat, auf daß es dir nicht so ergehe, wie dem 
bedauernswerten Magnaten Johann Palffy, von dem die 
Fama erzählt, er sei boshafter Natur gewesen und es 
sei immerhin denkbar, daß er statt eines „letzten 
Willens" mit Absicht — keinen gehabt hat. 
Austriaca und c Uiennensiü. 
Das francisceische Wien hat uns als Dokumente 
seiner zierlichen und lichten Schönheit eine Reihe von 
Ansichten hinterlassen, die zu den schönsten gehören, 
das die graphische Kunst auf dem Gebiete des Stadt- 
und Straßenbildes hervorgebracht hat. Etwa sechzig 
dieser von Schütz, Ziegler und Janschain 
den Jahren 1779 bis 1798 gestochenen und aquarellier 
ten Blätter kommen bei Gilhofer & Ranschburg 
in Wien, 1. Bognergasse 2, am 30. und 31. Mai 
unter den Hammer. Den Höhepunkt dieser wunder 
vollen Sammlung bildet ein einzigartiges Stück, ein 
S c h ü t z - B a n d, der nicht weniger als 36 Blätter 
vereinigt, Ansichten des Platzes und der Kirche von 
St. Peter, das Glacis gegen Alstergasse, des Schänzels, 
des Praters, des Schlosses Schönbrunn, des Lusthauses 
im Prater, des Adeligen Frauenklosters der Salesi- 
anerinnen am Rennweg, der Hofbibliothek etc. etc., 
alle im ersten Zustand. Seit Jahrzehnten ist kein 
solcher Band auf dem Kunstmarkte gewesen. Schätzungs 
preis ist 80 Millionen Kronen. Daran schliesst sich 
eine Serie von Wiener Ansichten aus dem Verlage von 
Mo 11 o und A rta ri a, ferner eine Reihe von zwölf 
äusserst seltenen farbigen Kupferstichen von Löschen 
kohl, die ebenfalls seit vielen Jahren nicht vorge 
kommen sind, alle in herrlichem Kolorit. Das Haupt 
stück der Serie ist ein Originalaquarell dieses Meisters: 
„Ihre königl. Hoheit die Erzh. Elisabeth mit der Frau 
Gräfin von Changlos in Ihrem Kabinete". 
Unter den Aquarellen und Hand Zeichnungen 
wären besonders zwei Porträtaquarelle von Josef 
T eltscher hervorzuheben, Porträts eines Grafen und 
einer Gräfin Trautmannsdorff. Danhauser ist durch 
eine Studie zu dem bekannten Gemälde im National 
museum „Die Testamentseröffnung“, Defregger 
durch ein Porträt des 1879 verstorbenen Malers Ed 
Kurzbauer gut vertreten. Von J. C. S c h o e 11 e r sind 
sechs Theaterdarstellungen, darunter Jenny Lind als 
Norma, von Pettenkofen ein Skizzenbuch mit 
Kostürnstudien, Akten, Landschaften etc. vorhanden. Die 
kürzlich in einem Neudruck herausgegebenen Wiener 
Kaufrufe von Brand scheinen in einem vollständigen 
Prachtexemplar der Originalausgabe vom Jahre 1775 
auf. (Schätzungswert 10 Millionen.) Eine stattliche 
Sammlung repräsentieren die Ansichten aus 
Deutschösterreich. Wir finden da prächtige, 
zum Teil auch äusserst seltene Blätter von Aggsbach 
bei Furth, Gaming, Gastein, Gmunden, Golling, Graz, 
Hainfeld, Hallein, Heiligenkreuz, Hellbrunn, Hohenberg, 
Ischl, Judenburg, Kammer, Krimml, Kufstein, Lambach, 
Landeck, Lend, Leoben, St. Leonhard am Forst, Lilien 
feld, Linz, Lueg, Mariazell, Melk, Neuhaus, Ottenschlag, 
Pitten, Puchberg, Rapottenstein, Saalfelden, Salzburg, 
Scheibbs, Schönau, Schottwien, Starhemberg, Stixenstein, 
Türnitz, Untersberg, Weissenherg bei Kirchberg an der 
Pielach, Werfen, St. Wolfgang und Schloß Loretto am 
Wörthersee. 
Ueberaus reichhaltig ist schließlich die Sammlung 
auch an historischen Blättern (die Züchtlinge 
in Wien, die erste Ausfahrt des Kaisers Ferdinand nach 
der Rückkehr aus Innsbruck im Jahre 1848 u. a.), so 
wie an seltenen Büchern über Wien und Oester 
reich, darunter Merian, Topographia Provinciarum 
Austriacarum, erste Ausgabe, Valvasor, Topo- 
graphiae ducatus Carnioliae modernae, Schimmer, 
Das alte Wien, Dr. Ignaz Schwarz, Wiener Straßen 
bilder des Rokoko, Leischi ng, Der Wiener Kon 
greß, Kisch, Die alten Straßen und Plätze Wiens, 
Fuhrmann, Alt und Neues Wien, Wolfgang Lazius, 
Historische Beschreibung der weltberühmten kaiserlichen 
Hauptstadt Wien in Oesterreich und viele andere. 
Viennensia- und Austriaca-Sammler werden bei 
dieser Versteigerung auf ihre Rechnung kommen.
	        

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“Jahrgang 16 (1924).” Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien, n.d. Print.
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