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Jahrgang 22 (1930) (3)

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Persistenter Identifier:
Inter
Titel:
Internationale Sammler-Zeitung
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
ISSN:
-

Zeitschriftenband

Persistenter Identifier:
Inter_1930_22_3
Titel:
Jahrgang 22 (1930)
Bandzählung:
3
Erscheinungsort:
Berlin
Herausgeber:
Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien
Dokumenttyp:
Zeitschriftenband
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
Ausgabenbezeichnung:
[Electronic ed.]

Artikel

Titel:
Eine Medaille des Bundespräsidenten Miklas
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Strukturtyp:
Artikel

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Internationale Sammler-Zeitung
  • Jahrgang 22 (1930) (3)
  • Titelseite
  • Die Lansdowne-Sammlung antiker Marmorstatuen
  • Jacques Mühsam
  • Restaurierung von Rembrandts Staalmeesters
  • Eine Medaille des Bundespräsidenten Miklas
  • Rembrandt und Raffael im Zollamt
  • Leonardos einzige Plastik
  • Chinesische Kunst
  • Versteigerung der Sammlung Dr. Leopold Seligmann
  • Musikerautographen
  • Die Bibliothek Ed. Grisebachs
  • Das Geschenk eines Wieners
  • Die Sammlung Vieweg
  • Chronik
  • Ausstellungen
  • Auktionen

Volltext

Nr. 3 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 27 
Cine JYledaille des Jüundespräsidenten JYiiklas. 
In den letzten Taigen ging durch die Tagespresse 
die Mitteilung, daß Hofrat Professor Rudolf Mar 
schall, der Leiter unserer Medailleurschule, eine 
Medaille des Bundespräsidenten Wilhelm Mi k las 
geschaffen habe. Dank der Liebenswürdigkeit ihres 
Schöpfers, sind wir in der Lage, diese Medaille un 
seren Lesern in einer Reproduktion vorauf üihren. 
Der Avers (Fig, 1) zeigt die lebensvollen Züge 
des Bundespräsidenten. Die Umschrift lautet be 
scheiden; „Der Bundespräsident der Republik Öster- 
Fig. 1. 
reich“; der Revers (Fig, 2) trägt, umrankt von einem 
Blumenkranz, die Worte; „Zur Erinnerung“. Rechts 
unterhalb des Porträts des Präsidenten ist die 
Signatur des Künstlers angebracht: R. Marschall; 
aber ehe man noch den Namen gelesen, weiß man, 
daß dieses kleinplastische Kunstwerk von Rudolf 
Marschall herrührt. Denn welchem zeitgenössischen 
Medailleur eignet die Gabe, das Individuelle einer 
Persönlichkeit so vollkommen zu erfassen, wie 
Marschall? Kein Photograph, der ein Porträt so 
„zum Sprechen“ ähnlich zu gestalten vermöchte, 
wie er. 
Die Medaille ist, wenn man so sagen darf, eine 
Privatmedaille, lediglich zum Gebrauch deis Bundes- 
präsidenten bestimmt. Die Natur dieser Bestimmung 
schließt es selbstverständlich aus, daß die Medaille 
im Handel zu haben sein wird, was gewiß das leb 
hafteste Bedauern aller Medaillensammler auslösen 
wird. Wie selten erscheint eine neue Medaille von 
Fig. 2. 
Marschall, und nun ist eine da und man kann sie 
nicht seiner Sammlung einverleiben. Besonders 
schmerzlich wird dies die sogenannten Marschall- 
Sammler berühren; das sind jene, die sich auf Mar 
schall spezialisiert haben, also einzig und allein Ar 
beiten dieses Künstlers sammeln. 
Professor Marschall wird sich beeilen müssen, 
die Sammler durch eine andere Medaille zu ent 
schädigen. 
Jlembrandt und Jlaffael im Zollamt. 
Aus Paris wird uns geschrieben: 
Durch Flugzettel verbreitete das Zollamt die 
sensationelle Mitteilung, daß es einen Rem- 
b r a n d t und einen Raffael zur V ersteig erring 
bringe. In hellen Scharen strömten denn auch Neu 
gierige zu dem gewaltigen Zollmagazin am Quai de 
la Loire, um, wenn schon nicht zu kaufen, die ange 
kündigten Meisterwerke zu sehen. Dort wurde in 
einem weiten Raum, zu dem man durch eine schmale 
Treppe gelangte, die Auktion ab gehalten. Das 
finstere Gemach, mit den kahlen, schmutzigen 
Wänden war mit Strohstühlen angefüllt und vorne 
bei einem Tischchen standen und lagen die siebzehn 
Bilder und Stiche, die losgeschlügen werden sollten, 
vierzehn davon Trödler waren, rahmenlos und schon 
arg mitgenommen, aber daneben die zwei Glanz 
stücke — der Rembrandt und der Raffael. 
Aber, o weh, die Kunstkenner machten ent 
täuschte Gesichter, als sie diesen Rembrandt und 
diesen Raffael sahen. Trotzdem der Auktionsleiter 
dezidiert erklärte, daß die Echtheit des Rembrandt 
— das Bild stellt einen jungen Mann aus vornehmen 
Hause dar — außer Zweifel stehe, daß man bei 
besserer Beleuchtung als sie in dem Raume herrsche, 
die Signatur des Künstlers und die Jahreszahl 1636 
oder 1656 sehen könne, schüttelten die Kenner die 
Häupter und ein besonders beherzter, der bekannte 
Kunsthändler Jonas, sagte auch klipp und klar, 
daß das Bild nicht von Rembrandt herrühre. Es 
sei ein Werk Ferdinand Bois, der allerdings einer 
der hervorragendsten Schüler Rembrandts gewesen 
sei. Diese unverlangte Expertise bestimmte denn 
auch den Preis des Bildes, das mit 300.000 Francs 
der Jenny Dolly, einer der Dolly Sisters, zuge- 
schlagen wurde. 
Dann kam der Raffael an die Reihe, aber da 
korrigierte sich der Versteigerer selbst, indem er 
erklärte, daß nach dem Gutachten eines Experten 
das Bild —- eine Madonna mit dem Jesuskind auf 
lichtblauem Untergrund — nicht von der Hand 
Raffaels stamme, sondern ein Werk des Francesco 
Francia sei, dessen Lehrer Marco Z o p p o 
unter dem Einflüsse Peruginos gestanden war, 
unter dem sich Raffael gebildet hatte. Also, das der 
Zusammenhang mit dem großen Urbinaten, Nach 
dieser Erklärung war es nicht weiter verwunderlich, 
daß- die Madonna nicht mehr als 170.000 Francs er 
zielte, 
Wie die Zollverwaltung in den Besitz dieser 
Bilder kam? Das ist eine ganz merkwürdige Ge-
	        

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“Jahrgang 22 (1930).” Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien, n.d. Print.
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