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Jahrgang 24 (1932) (20)

Bibliographische Daten

Zeitschrift

Persistenter Identifier:
Inter
Titel:
Internationale Sammler-Zeitung
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
ISSN:
-

Zeitschriftenband

Persistenter Identifier:
Inter_1932_24_20
Titel:
Jahrgang 24 (1932)
Bandzählung:
20
Erscheinungsort:
Berlin
Herausgeber:
Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien
Dokumenttyp:
Zeitschriftenband
Bestand:
Internationale Sammler-Zeitung
Ausgabenbezeichnung:
[Electronic ed.]

Artikel

Titel:
Emil Orlik
Dokumenttyp:
Zeitschrift
Strukturtyp:
Artikel

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Internationale Sammler-Zeitung
  • Jahrgang 24 (1932) (20)
  • Titelseite
  • Werbung
  • Titelseite
  • Die Herbstauktionen bei Boerner
  • Emil Orlik
  • 416. Kunstauktion des Dorotheums
  • Der Nachlass der Prinzessin Gisela von Bayern
  • Die Oktober-Versteigerung bei Graupe
  • Kunstwerke der Gotik und Renaissance
  • Der Bilderraub in Moskau
  • Aus rheinischem und süddeutschem Kunstbesitz
  • Bücher für bescheidene Börsen
  • Chronik
  • Ausstellungen
  • Auktionen

Volltext

Seite 176 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 20 
müßte in Oel gemalt ein schönes Bild geben,« spornte 
mich an, das Bild heimlich zu malen, um ihn an 
seinem Geburtstage zu überraschen. Die unerwar 
tete Erfüllung seines Wunsches rührte ihn und er 
schenkte mir zwei Gulden, die wieder zum Farben 
händler wanderten. Seine begeisterte Schilderung 
dieses »Kolumbus im Kerker«, in Oel gemalt von 
seinem begabten Sohn Emil, scheint am Stammtisch 
in Geißlers Pilsener Bierstube großen Eindruck ge 
macht zu haben und reizte aufstachelnd den dicken 
Gastwirt Geißler, auch ein Oelgemälde von mir zu 
besitzen. Man konnte ja nicht wissen, vielleicht? 
Ein zukünftiger Defregger oder Makart! 
Dem Manne wurde geholfen. Für fünf Gulden 
— welch ein Vermögen für mich — verkaufte ich 
ihm das »Bildnis eines alten Bettlers«. Vor einigen 
Jahren — so um 1922 — soll es bei Lepke auf 
einer Auktion für einige Millionen versteigert wor 
den sein. 
.f 16, JCunstauktion des Dorotheums. 
Der Versteigerung der an Kunstobjekten reichen 
Wohnungseinrichtung des verstorbenen Großindu 
striellen Heinsheimer läßt das Dorotheum 
in Wien am 20. Oktober wieder eine Kunstauktion 
(die 416.) folgen, die drei Tage in Anspruch nehmen 
wird. 
Das Material, das jetzt zum Ausgebot kommt, 
war zum größten Teil in der Sommerausstellung 
exponiert und schon da vielfach Gegenstand der Be 
wunderung der Kenner. Was seitdem dazu kam, wird 
gewiß den Eindruck, den man in der Ausstellung 
gewann, nicht abschwächen. 
Besondere Attraktion werden auch jetzt die 
Gemälde alter Meister üben, unter denen 
wir in erster Linie die Justitia des Lazzaro di Jacopo 
Bastiani nennen, die auf 70.000 S geschätzt, mit 
nur 19.000 S ausgerufen werden wird. Das Bild ist 
ein Frühwerk des als Lehrer Carpaccios für die 
malerische Entwicklung Venedigs wichtigen Meisters 
und ziemlich gleichzeitig mit der Santa Veranda ent 
standen, die einst in der Galerie der Akademie der 
bildenden Künste in Wien hing, heute aber die 
Accademia in Venedig schmückt. Ein sehr inter 
essantes Werk ist »Gott Vater in der Engelglorie« 
von Benozzo G o z z o 1 i. Professor S u n d a, der das 
Bild expertisiert hat, betont den stilistischen Zu 
sammenhang mit Benozzos Lehrer Fra Angelico da 
Fiesoie. Für den Typus des Gottvaters wäre auf den 
Johannes in der Evangelistendecke der Hieronymus 
kapelle zu San Francesco in Montefalco zu ver 
weisen, Die Cherubstafeln sind denen der Madonnen 
tafeln verwandt, die sich ehemals in der Sammlung 
des bayrischen Gesandten Baron Tücher in Wien 
befanden. Für die Anordnung des ganzen sind die 
Giebelbilder der Anna Selbdritt im Museum zu Pisa 
und des Triumphs des Thomas von Aquino im Pariser 
Louvre zu vergleichen. 
Von nicht minder hoher Qualität wie dieses ist 
auch die »Krönung Mariae« von Jacopo di C i o n e, 
dem Bruder des Nardo di Cione. Das Bild steht a,uf 
demselben Niveau wie die späteren Marienbilder 
des Künstlers, die er für die National Gallery in 
London und die »Zecca Vecchia« geschaffen hatte. 
Ueber eine Altarskizze, die die Kreuzigung 
Christi darstellt, liegt eine Expertise vom Direktor 
der Wiener Akademie, Eichenberger, vor, der 
u a. schreibt: »Die Skizze stammt meiner Ueber- 
zeugung nach von der Hand des Anton van Dyck. 
Es muß eine jener Skizzen sein, die er für die großen 
Altaraufträge, welche ihm nach seiner Rückkehr aus 
Italien in seiner Heimat zugewiesen wurden, ausge 
führt haben wird. Als stilistische Besonderheit dieser 
Studie ist die selten starke Beeinflussung durch 
italienische, besonders venezianische Reminiszenzen 
hervorzuheben, in die hier das Antwerpnersche 
Schulgut aus der Rubens-Werkstatt eingebettet er 
scheint und durch welche die Studie eine besonders 
feine Tonigkeit und auch schimmernde Helldunkel 
wirkung empfangen hat.« 
Von Kaspar Netscher ist das Bildnis einer 
vornehmen Dame im pelzverbrämten Kleid da. Bild 
nisse von Netscher in Lebensgröße, die seine male 
rischen Vorzüge aufweisen, sind von größter Selten 
heit. Weyermann berichtet, daß der Meister Marg. 
Godin zweimal in Lebensgröße gemalt hat. Hofstede 
de Groot hat das eine der beiden Bildnisse in dem 
Gemälde beim Herzog von Portland in Weibeck 
Abbey erkannt; möglicherweise ist das Bild im Do 
rotheum mit dem zweiten der Godin identisch. 
Mit diesen Bildern ist die Reihe der alten Ge 
mälde noch lange nicht erschöpft: es kommen noch 
ausgezeichnete Arbeiten von Salomon Ruysdael, 
David Teniers dem Jüngeren, Eglon van der Neer, 
C. Ch. Molynart, Jan Fyt u. a. unter den Hammer, 
Unter den neueren Gemälden finden wir das 
reizende Bild von W a 1 d m ü 11 e r »Mutterglück«, 
das von zahlreichen Reproduktionen bekannt ist. 
Auf 18.000 S geschätzt, wird es mit 8000 S ausge 
rufen: man könnte also billig dazukommen. Dasselbe 
gilt von den beiden anderen Waldmüller, dem »Kind 
im Fenster mit Weinranken und Blumen« und dem 
»Orientalischen Händler«, die mit 5000, bez. 8000 S 
ausgeboten werden. Angenehm berührt die Fülle von 
Bildern Jetteis: 10 Jettei waren schon lange nicht 
in einer Auktion zu sehen, dazu noch solche von 
einer Qualität, wie z. B. die Landschaft mit Kühen 
am Wasser oder die Sonnenblumen vor einem 
Bauerngehöft. Von Toulouse-Lautrec, in des 
sen Zeichen die nächsten großen Versteigerungen bei 
Graupe und Boerner stehen, sind zwei Zirkusszenen 
da, die sich Liebhaber dieses Künstlers gewiß nicht 
entgehen lassen werden. Einen alten, lieben Bekann 
ten wird man in dem »Sämann« von Egger-Lienz 
erkennen, denn es ist in den letzten Jahren kaum 
ein Bild so oft vervielfältigt worden, wie dieses. 
Von den neueren Gemälden nennen wir weiters: 
Gustav Klimt (Studienkopf einer Hannakin), Wal 
ter L e i s t i k o w (Herbstliche Bäume am Wasser), 
Makart (Musizierende Putten und Putten mit 
Fisch), Gabriel Max (Kind auf rotem Polster), 
Munkacsy (Schreiender Mann, Studie zu dem 
Oelgemälde »Christus vor Pilatus«), Raff alt 
(Pußtalandschaft), J. B. Reiter (Liegendes Mäd 
chen auf rotem Sofa), Fr. v. Stuck (Die Sünde), 
W o p f n e r (Nonnen im Boot am See) u. a. Unter 
den Aquarellen und Zeichnungen ragen die Arbeiten 
von Franz und Rudolf A 11, Rudolf B e r n t, Dan 
hauser, Schille und Spitzweg hervor, unter 
den Miniaturen Daffinger, Dubasty und 
Emanuel P e t e r. Die Graphik ist durch Blätter von 
Dürer, Dickinson, Legrand und Zorn 
repräsentiert. Besonders aufmerksam sei aber auf 
die gesuchten altkolorierten Stiche gemacht, die als 
Beilage zu Bäuerles Theaterzeitung erschienen.
	        

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“Jahrgang 24 (1932).” Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien, n.d. Print.
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