VORWORT
Als im Jahre 1991 in Wien ein internationaler Glaskongreß stattfand, war damit eine Ausstellung
im Technischen Museum Wien und die Wiederentdeckung einer der bedeutendsten Glassamm
lungen der Welt verbunden. Das Staunen über die gehobenen Schätze war groß, und das fach
kundige Publikum des Kongresses erklärte den Ausstellungsbesuch zum Höhepunkt der ver
anstaltungsreichen Woche.
Mit der wissenschaftlichen Konzeption der Präsentation betraut, ging mir damals ein langge
hegter Wunsch in Erfüllung; die intensive Befassung mit den gläsernen Kostbarkeiten gewährte
immer faszinierendere Einblicke in eine Welt des Glases, die weite Horizonte der wissenschaft
lichen Forschung ahnen ließen.
Inzwischen sind zwei Jahre vergangen. Rasche und unkonventionelle Entscheidungen aller be
teiligten Institutionen (Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, Bundesministe
rium für Wirtschaftliche Angelegenheiten, Technisches Museum Wien, Universitätsarchiv der
Technischen Universität Wien, Marchfelder Schlösserverein) führten zu der gegenwärtigen er
freulichen Situation, daß eine Ausstellungsserie in Schloß Niederweiden im Marchfeld (Nieder
österreich) realisiert werden kann. Im Sommer 1993 wird das Thema „Zauberfarben - Farben
zauber“ gezeigt; die Planung für 1994 stellt den reizvollen Aspekt „Gläserner Schmuck - Per
len, Ringe, Ohrgehänge“ in den Mittelpunkt.
Dem Farbenglas wird eine zweibändige Publikation gewidmet, die die Gläser vom frühen Bie
dermeier bis in die Zeit des Art Deco umfaßt; erwähnenswert ist vor allem die gesicherte Pro
venienz und die Datierung der meisten Objekte, die aus der österreichisch-ungarischen Monar
chie, aber auch aus anderen europäischen und außereuropäischen Ländern stammen. Bewußt
wurde in der vorliegenden Publikation - bis auf wenige Ausnahmen - auf dekoriertes Glas ver
zichtet. In Abwandlung des bekannten Schlagwortes von der „Form ohne Ornament“ könnte
man wohl von „Farbe ohne Ornament“ sprechen: die Modernität der so ausgewählten Expo
nate verblüfft in jedem Fall.
In den „Fabriksprodukten-Kabinetten“ der Biedermeierzeit hatte das Glas seit jeher einen we
sentlichen Anteil, ob es sich nun um die Sammlung von Franz I., das „Fabriksproduktenkabi-
nett“ am k. k. polytechnischen Institut und das später so benannte „Technische Kabinett“ (mit
der eingegliederten Sammlung des Kronprinzen Ferdinand) oder um die von Stephan von Keeß
zusammengestellte Sammlung handelte: erfaßt wurde eine Vielzahl von Materialien in einer
heute unvorstellbaren Quantität, der die Qualität in nichts nachstand. Nach wechselvollem
Schicksal wurde ein Bruchteil dieser Sammlungen in unsere Zeit herübergerettet und wird
heute im Technischen Museum in Wien aufbewahrt (ein Beitrag von Herrn Dipl.-Ing. Hellmut O.
Janetschek in der Broschüre zur Niederweidener Ausstellung befaßt sich eingehend mit diesen
„Kabinetten“). Bald nach Gründung des Technischen Museums im 20. Jahrhundert wurde der
Bestand durch hervorragende Beispiele zeitgenössischer Glastechnologie erweitert.
Mein Dank am Zustandekommen von Publikation und Ausstellung gilt
- dem Technischen Museum Wien und allen seinen Mitarbeitern, die trotz der schwierigen Räu
mungsphase des Museums die notwendigen Arbeiten ermöglichten
- Herrn Dr. Alfred Lechner, dem Begründer des Universitätsarchivs der Technischen Universi
tät Wien
- Herrn Dipl.-Ing. Erich Jiresch, Leiter des Universitätsarchivs der Technischen Universität
Wien, sowie Frau Dr. Juliane Mikoletzky und Herrn Mag. Johann Axnix
- den Herren Fritz Kaltenbrunner und Ing. Alfons Pessl, die mit unermüdlichem Einsatz und
großem Verantwortungsbewußtsein ihre Fachkenntnis im Umgang mit den fragilen Expona
ten unter Beweis stellten; Fritz Kaltenbrunner danke ich darüber hinaus auch noch für seine
Bereitwilligkeit, sich des anstrengenden Korrekturlesens für das vorliegende Buch zu unter
ziehen
- Herrn Hofrat Prof. Mag. Ludwig Neustifter für die Gestaltung von Schutzumschlag und Ein
band der vorliegenden Publikation
- allen Beteiligten an der Ausstellungsvorbereitung, vor allem dem Marchfelder Schlösserver
ein, seinem Präsidenten Herrn Bundesminister Dr. Werner Fasslabend und seinen Mitarbei
tern (örtliche Ausstellungsleitung: Frau Brigitte Urban) sowie Herrn Joschko A. Buxbaum.
Eine der schwierigsten Aufgaben hatte Frau Ann Dubsky zu meistern: die Ergebnisse wissen
schaftlicher Forschung auf einem bisher weitgehend unpublizierten Gebiet der Glastechnolo
gie in englischer Sprache adäquat darzustellen. In Erfüllung dieses hohen Anspruchs zeigte sie
nicht nur die Bereitschaft zu intensivster Befassung mit dem Thema, sondern bewies erneut,
daß selbst bei sehr fachspezifisch gehaltenen Texten Übersetzung auch „Sprach-Kunst“ be
deuten kann. Dafür danke ich ihr.
Wien, im März 1993 Waltraud Neuwirth
7