Künstler, und es ist das ja bereits vielfach geschehen, der neue Stil
überall der heimatlichen Weise nach etwas verschieden ausgestalten,
und bei aller Gleichheit der Tendenz wird ihm wie in den vergangenen
Jahrhunderten eine schöne Mannigfaltigkeit erst den rechten Wert
verleihen.
Dabei kommt nun zu Tage, dass wie in England, so auch aller
Orten die Elemente für sinngemässe Construction und für zartes Natur-
empfinden vorhanden waren; sie sind nur zurückgedrängt worden, und
man wird bei geschicktem Sammeln die heimischen Beispiele für die
Entwicklung auffinden, sie den bestehenden Sammlungen angliedem,
damit sie im heimischen Sinne weiter anregend wirken können.
Dann ist doch jede Nation, jedes Land, ja jede Provinz schon
durch ihre verschiedenen Bodenerzeugnisse auf gewisse Techniken
gewiesen. So hat zum Beispiel in den waldreichen Alpenländern
immer die Holzschnitzkunst geblüht und Österreich ist voll von
kirchlichen und weltlichen Schnitzwerken, die, oft von Künstlern
höchsten Ranges ausgeführt, in Gold und bunten Farben schimmern.
Auch Wien stand immer unter dem Banne dieser I-Iolzbildnerei.
Ein österreichisches Museum kann durch geschickte Auswahl auf
diesen Mittelpunkt des Kunsttreibens in den österreichischen Provinzen
hinweisen, in Originalen und Nachbildungen die jahrhundertlange
Bedeutung dieses Kunstzweiges erläutern, der von dern Altar Pachers
in St. Wolfgang, dem bedeutendsten Werke der deutschen Plastik, bis
zu den Consolen und Panneaux der Rococo-Schlösser führt.
Diese österreichische und die sich anschliessende bayerische Holz-
schnitzerei, die leider noch zu wenig gewürdigt und bekannt gemacht
sind, übertreffen an Technik und künstlerischer Durchbildung alles, was
anderswo in dieser Art gemacht wurde, und stehen thurmhoch über
der einförmigen Decoration am prachtliebenden französischen Hofe.
Eine solche Sammlung von heimischen Holzschnitzereien würde
die Vertreter der modernen Richtung auf diesen im Volke ruhenden
Schatz hinweisen, den Wetteifer erregen, durch seine erprobte Technik
belehren, so dass in Österreich wieder ein Kunstzweig erblühen könnte,
der einzig und weil anderswo der natürliche Nährboden, der in der
jahrhundertlangen Übung liegt, fehlen würde, unnachahmlich wäre. Das
nur als Beispiel. So wird sich bei der F ortentwicklung der Aufgaben
die heimische Tradition und das heimische Bedürfnis von selbst in den
Mittelpunkt stellen. Man wird dann nicht mehr nach rhodischen Tellern
oder spanischen Schüsseln haschen, als wären sie der Betrachtung
allein wert, sondern auf das, was unsere Väter geschaffen, stolz
zurückblicken, und ihnen nicht durch Nachahmung, sondern durch