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hier die Anwendung der Farbe, das heisst
des Farbendruckes wiederum Dinge er-
laubt, wodurch dergleichen Unzukömm-
lichkeiten, zum Theile wenigstens, para-
lysirt werden. Eine etwas graue Tiefe
gewinnt durch Überdruck von Blau,
Roth, Grün ungemein, und so sieht man,
vielleicht nicht in letzter Linie, aus den
angeführten Gründen, heute bei der
Buchillustration die Anwendung von
farbigen Drucken weit häufiger als früher;
ist es doch unter Anwendung von drei
Tönen allein, Schwarz abgerechnet,
schon möglich, eine riesige Erscheinungs-
Steigerung zu erzielen. Dem Künstler ist
also dadurch ein Weitergeben als es das
„Schwarz-Weiss" allein erlaubt, wesent-
lich erleichtert.
Durch die solcherArt gewonnene Er-
leichterung der Herstellung illustrativer
Beigaben ist aber eine gewisse Gefahr
erwachsen, welche direct den innerlichen
Gehalt der künstlerischen Arbeit be-
triHt. Es gibt Verleger genug, die
nicht nach den besonderen künstle-
rischen Neigungen des Illustrators
fragen - und jeder hat doch mehr oder
weniger solche - sondern im Geschick,
womit ein Thema behandelt ist, die Be-
fähigung erblicken, alles, sei es wess Inhalt
es wolle, zu bemeistem. Wie heillos dabei
neben das Ziel hinaus geschossen wird,
davon erzählt keine Illustratoren-Er-
scheinung stärkere Stückchen, als jene, die
man wie einen Halbgott ansah, Dore. Seine
bestechende Mache half den Verlegern über
alle Scrupel hinweg. Die Folge davon war eine ganze lange Reihe
höchst unglücklich ausgefallener Dinge. Ist er mit seinen tollen
Phantastereien in den Contes drolatiques von Balzac geradezu unüber-
trefflich, so wirkt seine Behandlung anderer Stoffe, deren volles
Verständnis eine gewisse tiefe Empfindung an und für sich schon
Studie zu „Life of Napoleon"