voraussetzt, geradezu abstossend. Das nämliche wiederholt sich auch
in anderen Fällen. Man möchte das Goethe'sche Wort: „Eines
schickt sich nicht für Alle" hier beinahe umkehren und sagen: „Alles
schickt sich nicht für Einen." Aber was fragt der Unternehmergeist
nach solchen Dingen! „Vermagst Du Dich an den Autor und seine
geistige Art anzuschliessen oder nicht, das bleibt sich gleich, wenn
Deine Arbeit nur pikant (unter Umständen heisst es auch „züchtig",
siehe deutsche Familien-Journale, oder„billig", siehe ebenda) ausfällt"
- das ist leider, leider in den meisten Fällen die ausschlaggebende
Anschauung der Verleger, die von ihrem Publicum das Gleiche
halten, was der Theater-Direötor im Vorspiele zum Faust vom
seinigen sagt. Man muthet dem illustrirenden Künstler in einem
Athemzuge zu, sich dem Lyriker ebenso anzuschliessen als dem
Dramatiker, die Figuren des Romanciers, der bestimmte Gesell-
schaftskreise schildert, ebenso präcis in den eigenen Beobachtungskreis
zu ziehen, wie jene des Schilderers militärischer Vorgänge. Und zu dem
allem muss er Landschafter sein, muss die architektonischen Formen
aller Stile an den Fingern herzählen können, und muss obendrein
schnell arbeiten! Wie viele Glückliche gibt es, die all diesen Dingen
zu entsprechen vermögen?
FELICIAN VON MYRBACI-I ist einer der Wenigen. Die Zahl
der von ihm gelieferten Arbeiten auf allen möglichen Gebieten ist eine
unglaubliche, der Reichthum des dabei geoffenbarten Könnens steht
damit auf gleicher Höhe. Den Schlüssel hierzu bietet vielleicht die
Entwicklung des Künstlers, der eigentlich einem der Kunst weit abge-
wandten Stande angehörig, den nächstliegendsten, den strengsten
Pflichterfordernissen ebenso nachzukommen wusste, als er dabei sein
ideales Ziel im Auge behielt. Myrbach war Linien-Oßicier von Beruf,
Künstler von Geburt. Der letztere behielt die Oberhand, ohne dass
der erstere einfach ohneweiters hatte fallen gelassen werden können.
Aus solch widerstreitenden Lebensumständen pflegen gewöhnlich
andere Resultate hervorzugehen als da, wo das vorgesteckte Ziel die
einzige Richtschnur abgibt, zumal wenn obendrein die materielle Frage
des Lebens keine Schwierigkeiten beut.
Es ist eine nicht zu leugnende Thatsache, dass der weitaus
grössere Zugang zu jenen Berufskreisen, die man später mit mehr
oder weniger Recht „Künstler" nennt, sich nicht aus Elementen
zusammensetzt, an denen eine gute Vorbildung starke Spuren hinter- -
lassen hat. Das sind Umstände, die selbst dem I-Iöchstbeanlagten
zeitlebens anhaften bleiben und seinen Arbeiten, ohne dass er es selbst
merkt, ein gewisses unverwischbares Timbre geben. Freilich liegt die