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Full text: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 1)

Eine der ersten grösseren Il- 
lustrationsarbeiten, die Myrbach 
übertragen wurde, betraf Daudets 
„Tartarin de Tarascon" (1887) und 
„Tartarin sur les Alpes". Fürwahr, 
die Aufgabe war nicht leicht, 
handelte es sich doch nicht schlecht- 
weg darum, gewisse vom Schrift- 
steller geschaffene Situationen ein- 
fach bildlich auszubeuten, sondern 
jenem durch beide Bücher sich 
ziehenden ebenso humorvollen, als 
satirisch scharfen Tone künstlerisch 
Ausdruck zu geben, darin jenes 
gewisse Etwas festzuhalten, was 
der Autor schon durch das Motto: 
„En France tout le monde est un 
peu de Tarascon" als Grundzug 
seiner Arbeit charakterisirt hat, jenes bald schärfere, bald mildere 
Geisseln eines durchgehenden Charakterzuges einer ganzen Nation, 
der - nun, wie soll ich sagen - „im starken Auftragen", das sich bis 
zum Karikaturenhaften steigert, besteht. Eine Art von modernem 
Don Quichote, im Grunde ein braver, aber überspannter Kerl, 
ist Tartarin unter seinesgleichen nicht so sehr auffällig als überall da, 
wo er sich fremder Eigenart gegenüber gestellt sieht. Äusserlich 
fehlen ihm jene traditionell gewordenen Charakteristika, die den 
edlen Ritter von der Mancha komisch erscheinen lassen, ob er im 
Hemd oder Harnisch auftritt. Tartarin ist ein wohlgenährter Klein- 
städter und macht sich erst zur Karikatur durch all das Zeug, 
womit er sich umgibt und womit er der eigenen Person Relief zu 
verschaffen bestrebt ist. Myrbach hat diesen Umstand in absolut 
richtiger Weise erfasst. Er outrirt nicht, wo es sich um den Helden 
der Geschichte handelt, er gibt ihn vielmehr in seiner komischen 
Bonhomie, voll von falsch aufgefasstem I-Ieldenthume. Der Künstler 
hat in kluger Weise den Autor nicht zu übertrumpfen versucht, er 
accompagnirt ihn decent und lässt ihm die leitende Stimme. Die 
Register seines Könnens, die er da gezogen, sind nicht „surcharges", 
nicht in bombastischer Weise betont. 
Myrbach hat eine ganze Reihe weiterer Arbeiten Daudets mit 
Illustrationen geschmückt. Überall derselbe feine Zug des Verständ- 
nisses für den Autor, überall eine Liebenswürdigkeit der Arbeit, die 
 
jesuitenkirche in Rom
	        
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