MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 1)

 
Seebad Margate 
versteht, denn das Verständnis für japanische Originale ist nicht in so 
weite Kreise gedrungen, als man vielleicht voraussetzen könnte. 
Myrbach hat hier ein Meisterstückchen geliefert. Sein Studienmaterial 
belebte sich, er sah mehr als lediglich das fremdländische Gepräge 
solcher Äusserungen. Man braucht nur eine Reihe kleiner land- 
schaftlicher Bilder zu betrachten, so tritt das feine künstlerische 
Verständnis für diese uns so weit entrückte Welt deutlich hervor. 
Er copirt nicht japanische Originale, sonst wären seine Zeichnungen 
unfreier, vielmehr setzt er seine Pinselzüge hin, als wären sie vor der 
Natur entstanden. 
Wiederum in eine ganz andere Sphäre hatte er sich bei dem 188g 
erschienenen Romane von Edmont About „Tolla" einzuleben. Der 
Inhalt des seinerzeit viel besprochenen und mit Unrecht als ein Plagiat 
bezeichneten Werkes, dessen verrückter Einband-Umschlag in Relief- 
Sammet einen höchst merkwürdigen Begriff von dem gibt, was man 
in Frankreich für einen Luxusband hält, ist eine Geschichte aus der 
römischen Gesellschaft der Vierziger-Jahre unseres Säculums. Die 
höchst üppige illustrative und durchwegs in brillanten Holzschnitten 
(von Ch. Barbant, Ch. Baude, Clement Bellenger, Florian Panne- 
maker, Leon Rousseau und Ruffe) ausgeführte Ausstattung rührt - 
die reizenden Vignetten von A. Giraldon abgerechnet - durchwegs 
von Myrbach her, dessen ganz eminentes Können sich auch hier 
im glänzendsten Lichte zeigt. Gesellschaftsbilder, Familienscenen und 
dergleichen malerisch zu geben, ihre Alltäglichkeit von der interessan- 
ten Seite anpacken zu können, ist der Prüfstein künstlerischer Befähi- 
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