Es hat ja natürlich für den Künstler, zumal wenn er selbst Soldat
gewesen, eine weitaus grössere Anziehungskraft, solchen Spuren zu
folgen, als sich mit der bekannten Sorte von Generalstabs-Malerei
abzugeben, die eigentlich mehr Repräsentations-Bilder als eigentliche
Schilderungen ausschlaggebender Momente verlangt, wohl ein Grund,
weshalb der grosse deutsche Feldzug in Frankreich so zu sagen
keine namhaften künstlerischen Resultate im Gefolge hatte, während
auf französischer Seite eine grosse Reihe vorzüglicher Arbeiten
entstand, die sich freilich weniger mit dem" manchenorts unum-
gänglichen Personen-Cultus als mit der Sache selbst befasste. Wo
nun der einzelne Soldat sein Schicksal, seine Erfahrungen erzählt, ist
für den Künstler weitaus mehr zu holen, weitaus mehr Anregung als
sonstwo. Und so hat denn auch Myrbach die Sache von einer Seite
anzufassen gewusst, welche auf den ersten Blick die Intimität mit dem
Stoffe verräth; beim Lesen dieser einfachen, schlichten Erzählungen
muss sein eigen Soldatenherz ja wohl geschlagen haben. Wo es sich
um tapfere, brave Kerls handelt, ist der Soldat viel gerechter als der
gewöhnliche Mensch: Er lässt auch dem Feinde Gerechtigkeit wider-
fahren und ist weit von jener Gehässigkeit entfernt, die den hinterm
Ofen sitzenden patriotisch gesinnten Schreiber kennzeichnet. Tiefer
in die einzelnen Charakterfiguren einzudringen, als Myrbach es bei
Schilderung dieser Helden der Revolutionsarmeen gethan, hätte wohl
kaum ein Franzose selbst fertig gebracht. Die von Myrbach hier
gegebenen Erscheinungen sind Franzosen, nicht x-beliebige andere
Menschen, es sind Kinder jener Zeit, sie tragen nicht bloss die damals
übliche Tracht und es ist ein wahres Vergnügen, diese Erzählungen zu
durchblättern.
Nicht weniger gilt dies von einem anderen Werk, soweit es
wenigstens den Antheil der Myrbachschen Zeichnungen betrifft:
„Souvenirs du Capitaine Parquin 1803 - 1814", ebenfalls von Masson
herausgegeben. Auch da volle l-Iingebung an den Stoff, starkes
persönliches Mitempfinden. Ein drittes Buch, von Maxime du Camp
verfasst und „Bons coeurs et braves gens" betitelt, culminirt ebenfalls
in soldatischen Erinnerungen. Myrbach hat auch das köstlich zu
illustriren verstanden.
Eine der umfangreichsten Arbeiten dieser Art, die Myrbach
geliefert, ist das für das „Century-Magazine" (New-York) geschaffene
„Life of Napoleon BonaparteßnVor kurzem ist ein anderes grosses
Werk des Künstlers an die Öffentlichkeit getreten (Verlag von
F. Tempsky, Wien und Prag). Es betrifft einen Kriegshelden seiner
Heimat und trägt den Titel „Feldmarschall Erzherzog Albrecht". Eine