KULNISCHE SIIEINZEUGKRUGE VON
o. v. FALKE-KÖLN w-
Steinzeuges hat die Stadt Köln, die der
ganzen Ware während der Blütezeit
dieser Industrie ihren Namen geliehen
hat, bisher nur eine sehr bescheidene
Rolle gespielt. Die Thatsache, dass in
Köln selbst im XVI. Jahrhundert braune
Steinzeugkrüge mit künstlerischer Ver-
zierung hergestellt worden sind, war
zwar durch verschiedene Krugfunde und
namentlich durch die Aufdeckung eines Töpferofens in der Komödien-
strasse mitsammt seinem Ausschusslager im jahre 1890 ausser Frage
gestellt worden. Aber einerseits schien es, da die damals nur unge-
nügend durchforschten Quellen des Archivs keine Aufschlüsse darboten,
sich nur um eine vereinzelte Erscheinung zu handeln, andererseits war
die Mehrzahl der damals gefundenen Krüge in Hinsicht ihrer Ver-
zierung nicht von hervorragender Bedeutung. Sie gehörten vorwiegend
zu jener mit Bartmasken, Akanthuslaub, Medaillons und Eichenranken
geschmückten Gattung, die noch heute allgemein, wenn auch ohne
Beweis, dem bei Köln gelegenen Töpferort Frechen zugeschrieben
wird. Bei der geringen Zahl der nachweislich kölnischen Denkmäler
konnte noch M. L. Solon, der in seinem vortrefflichen Werke „The
ancient Art Stoneware" (London 1892) zuletzt das rheinische Steinzeug
zusammenhängend behandelt hat, der Anschauung huldigen, dass die
kölnische Werkstatt nur einer vorübergehenden Niederlassung von
Raerener Töpfern ihre Entstehung verdanke. Der kölnische Betrieb
war für ihn nur ein Versuch, die in Raeren bereits blühende Steinzeug-
industrie in die Grosstadt zu übertragen. Aber auch Solon war bereits
das Missverhältnis aufgefallen zwischen der Bedeutung Kölns als eines
Mittelpunktes im Kunstleben des Rheinlandes und der anscheinend so
geringfügigen Betheiligung der Stadt an einem Kunstzweige, der im
XVI. und XVILJahrhundert mit Recht und besonders durch den Handel
Kölns sich eines Weltrufes erfreute. Die Erkenntnis dieses Miss-
Verhältnisses hat Solon die vorschauende Vermuthung äussern lassen,
dass vielleicht weitere Funde in Köln unsere Kenntnis über den
Ursprung und die Erfindung des braunen, salzglasirten Steinzeuges
erschüttern oder selbst umwerfen würden. Diese Umwälzung der
bisherigen Anschauungen ist in der That eingetreten. Die Veranlassung