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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 2)

den jungen Münchner auf dem Wege zur Klärung. Farbe ist ihm die Hauptsache, 
und er suchte sie anfangs fast ausschliesslich als Fleischfarbe. „Danae", „Die 
Ringer", „Adam und Eva" - immer wieder trachtet er, durch energisches 
Nebeneinandersetzen der erschauten Töne dem Eindruck natürlichen, vibrirenden 
Hautlebens nahezukommen. Dass er dabei mit Vorliebe die hässlichsten Modelle 
wählt, beruht wohl mit darauf, dass deren Farbe sich in pikanteren Extremen 
bewegt, als das sogenannte Hübsche. Jedenfalls erreicht er dabei einen hohen 
Grad von Aufrichtigkeit, und wo er weniger derb zugreift, wie bei dem mannig- 
faltig modulirten Fleischton im Porträt des alten Barons Sch., oder dem wohlig 
verschmolzenen Altelfenbeinton einer sogenannten „Nackenstudie", wird selbst ein 
empfindlicherer Geschmack zustimmen. Auch ein Selbstbildnis besticht durch 
einfache kräftige Behandlung. Eine grosse Todtentanz-Scene vom Maskenball 
(„Der grüne Domino") ist ein kühnes, aber starkes Stück eigenthümlicher Farben- 
vision. Im grünen Domino steckt der Tod, aber eine kleine Alltags-Bacchantin mit 
feuerrother Mähne reisst ihn ahnungslos zu neuem Tanze fort. Um dieses starke 
Roth und Grün her scheinen die fernher Bimmemden Lichterreihen der Galerien 
und Kronleuchter gleich Sternbildern zu kreisen. Das alles ist mit ungebrochener 
Naturkraft gegeben, die sich in Form und Farbe verhaut, aber das malerische 
Problem in ihrer Weise vergewaltigend löst. Dass der Künstler sich ernstlich 
discipliniren will, ersieht man aus einigen Bildern, die auf alte Niederländer 
zurückgehen. Auf Rubens „Frau Aventiure", wo ein blanker Harnisch und 
blühendes Fleisch sich in einer heroischen Landschaft finden; auf Rembrandt im 
„Ecce homo" und „Der Engel, den heiligen Josef besuchend". Letzteres Bild hat 
so warme, ausgiebige Schatten- und Lichtrnassen, dabei auch eine Naivetät der 
Auffassung, dass man unter den Jungen nicht bald so viel Gutes beisammen finden 
wird. „Modem" freilich sind diese Dinge ganz und gar nicht, aber sie beweisen 
eben dadurch, dass man die Talente nur austoben lassen muss, sie finden dann 
schon, wie Stucks Beispiel zeigt, zu dem allezeit Guten zurück. - In einem zweiten 
Saale fesselte eine Anzahl Pastelle und anderer Zeichnungen von Josef Engelhart 
die Aufmerksamkeit. Sie sind meist schon bekannt, aber man sieht Bilder von der 
coloristischen Frische der Sevillaner Scenen und der Unmittelbarkeit der Wiener 
Ammentypen gern einmal wieder. 
EIHNACI-ITSAUSSTELLUNG IM KÜNSTLERHAUSE. 
Der Weihnachtsmonat brachte im Künstlerhause eine umfangreiche 
Ausstellung, innerhalb deren mehrere Künstler einen Gesammtüberblick ihres 
Schaffens darboten. Zunächst interessirte der Seemaler Carlos Grethe, Professor 
in Karlsruhe, mit 29 Arbeiten, die beweisen, dass er sich innerhalb weniger Jahre 
einen Platz neben H. v. Bartels enungen hat. Grethe ist hochmodem, sowohl 
darin, dass er das Malerische der Menschen und Dinge vor allem in ihrem 
Verhältnis zur Atmosphäre erblickt, als auch in der ganz persönlichen und auf 
das Schaffen aus dem Stegreif vor der Natur eingeübten Technik. Am meisten 
scheinen ihn Dämmerungszustände zu beschäftigen, und zwar solche, in denen 
der mannigfaltige Qualm des nördlichen Hafenlebens mitspielt. In der Darstellung 
von Rauch, Dampf, Dunst, Nebel, wie sie sich zu einem wechselvollen Brodem 
vereinigen, geht ihm jetzt wohl kein Deutscher vor. Aber er ist nicht einseitig und 
malt seine arbeitenden, kämpfenden Schiffe, die er überdies völlig „nautisch' 
behandelt, auch im hellsten Sonnenlicht. Die Meisterschaft, mit der er in dem
	        
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