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Metadaten: Graphische Künste, Wiener Weltausstellung Heft 6

Einleitende Bemerkungen. 627 
wodurch die Leistungsfähigkeit nach dieser hin sich wesentlich steigern 
wurde. Wie die Sachen jetzt liegen, hat eine französische oder eng 
lische Buchdruckerei mit 200 Ctr. Schrift wenigstens dieselbe Leistungs 
fähigkeit wie eine deutsche mit 300 Ctr. Die Mehrkosten bestehen 
nicht allem in den Ausgaben für die 100 Ctr. Schrift mehr, sondern 
gehen durch dm ganze Geschäftseinrichtung fort. Es würde zu weit 
führen, dies Capitel hier gründlich zu behandeln, es wird jedoch kaum 
als ungehörig angesehen werden können, hier eine Frage kurz zu 
berühren, die von grösserer Wichtigkeit für die deutsche Typographie 
ist, als es vielleicht bei dem ersten Anblick den Anschein hat. 
Was für Deutschland gilt, gilt auch für Oesterreich. Die Zeit, 
wo ein in Oesterreich gedrucktes Buch gleichbedeutend mit einem 
schlecht gedruckten war, ist ein überwundener Standpunkt, und die 
österreichische Buchdruckerei ist nicht mehr darauf angewiesen, dass 
zu ihrer Ehrenrettung auf der Weltausstellung die Staatsdruckerei und 
immer die Staatsdruckerei vorgeschoben werden muss. Dass diese 
selbst dazu einen gewaltigen Anschub gegeben hat, kann Niemand 
leugnen, und mag gegen Auer’s Vorgehen Manches zu sagen sein, die 
österreichische Typographie hat keine Ursache, seinen Namen aus der 
Geschichte gestrichen zu wünschen. Grosse Verdienste hat auch indi- 
rect Herr von Braumüller durch seinen Verlag um die Förderung 
der Typographie in Oesterreich gehabt und die dort mächtig vorwärts 
schreitende Papierindustrie hat ebenfalls das Ihrige beigetragen. Im 
Accidenz- und Werkdruck steht Oesterreich im Allgemeinen nicht hin 
ter Deutschland zurück, nur der illustrirte Druck will bis jetzt nicht 
recht gedeihen. Dagegen hat es im Zeitungsdruck Deutschland über 
flügelt, indem die grossen französischen und englischen Maschinen für 
endloses Papier dort sowohl zuerst eingeführt, als auch neu gebaut wur- 
den. In Oesterreich scheint eine besondere Vorliebe für Antiqua, 
namentlich für die sogenannte Renaissance- oder Mediävalschrift zu 
herrschen, welche letztere, wie uns scheint, fast gemissbraucht wird, 
wie z. B., wenn man den officiellen Ausstellungsbericht mit solcher druckt.' 
Die Schweiz ist, was Maschinen, Schriften und sonstiges Material 
betrifft, bis jetzt fast ganz von Deutschland abhängig gewesen; sie 
schhesst sich genau an die deutsche Schule an und leistete Bemerkens- 
werthes, wenn auch nichts Hervorragendes. Dasselbe ist mit den skan 
dinavischen Ländern der Fall, nach welchen Deutsche die Kunst und 
die Schrift brachten und erstere längere Zeit hindurch pflegten. Däne 
mark leistet von den drei Ländern in den graphischen Künsten das 
Bedeutendste und steht selbst im illustrirten Druck Deutschland wenig 
nach. Ls hat auch jetzt eine Maschinenbauanstalt aufzuweisen, deren 
Fabrikate, sich an die deutschen anschliessend, im Norden vielfach ver 
breitet sind; auch eine Farbenfabrik hat sich dort etablirt. 
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