schon in der Maltechnik, sehr dick gemalt, fast modellirt, daher die
prächtige Formenwirkung der aus dem Dunkel der Bäume heraus-
leuchtenden Pferde. Es ist eine deutsche Landschaft, vielleicht
irgendwo in der niederrheinischen Heimat oder in Holland geschaut,
aber die ganze zwingende Eigenart des Künstlers leuchtet schon
hervor. Die weitere Entwicklung idealisirt dann die Grundmotive, sie
entkleidet von Zufälligkeiten, sie stimmt die Noten höher und voller
und zieht sich in die „Gefilde der Seligen" zurück, aber man erkennt
klar in dem Münchner Bilde den künstlerischen Archetypus der
späteren Ephebenbilder.
Thoma's Kunst zweigt bei dem Münchener Bilde ab und ent-
wickelt sich innerlich gleich geartet, aber auf deutschem Boden. Wohl
zog auch er über die Alpen gleich Dürer und Richter, aber so wenig
wie diese Beiden hat ihn die Kunst des Südens „erdrückt". Auf der
Münchener Ausstellung waren drei Blätter aus dem Jahre 1880, also
von der zweiten Reise, ausgestellt und mit derselben naiven
deutschen Naturfreude sind diese fremden Schönheiten erschaut und
festgehalten wie es Dürer gethan hat.
Einige Bilder von Thoma seien hier geschildert. Ein deutscher
blühender Frühlingstag voll Duft und Sonne gibt den Grundton. Ein
junges Weib sitzt am Bache, neben sich ein nacktes Kind. In der
kühlenden Flut kniet ein anderes Weib, die Hände in das Nass
getaucht und auf der Wiese unter dem schattenreichenden Baume
sitzt ein Jünglingmann, die Weidenflöte blasend, deren Tönen ein
zweiter Mann und ein Knabe lauschen. Ruhe, selige Ruhe herrscht.
Oder ein anderes Mal: Am geheimnissvollen Waldsee, dessen Flut
zwei Schwäne still durchziehen, sitzt wieder der Flötenbläser, neben
sich den Fischer, auf einen glücklichen Zug wartend, den ihm die von
der Melodie bethörten Fischlein gewähren sollen (ein echt deutsches
Motivl). Im Hintergründe stehen in feierlicher statuarischer Ruhe ein
Jüngling und ein Mädchen. Schwebend tanzen drei nackte Huldinnen
den Reigen. Ruhig wiederum lagern am Ufer zwei Knaben. Ein un-
nennbarer Zauber liegt über dem „Märchen". Die Fee des Märchens,
irgend eine Fee, bindet, links im Vordergrunde sitzend, eine Blumen-
winde. Reizende geflügelte Engel schleppen die Blumen herbei. Einer
aber von ihnen zieht schwer nach sich an einer langen schweren
Streitlanze, die ein gewappneter Ritter trägt, das Visier in die Höhe
geschlagen, zögernd stehend vor dem holden Wunder wie Parsifal.
Ruhig grast sein Hengst unter den Bäumen am murmelnden Bache.
Nach hintenzu steigt der Wald an, den Sommerhimmel an einigen
Stellen durchlassend. - Im Vordergrunde einer blühenden fernhin