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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

Sposi des Mantuaner Castells, wie es Costa in dem Berliner Bilde 
„Der Herbst" und wie es Pollajuolo anwendeten. 
Eine deutsche Revue hat vor kurzer Zeit bei bedeutenden 
Künstlern eine Umfrage veranstaltet über die Natur des künstleri- 
schen Schaffens. Hans Thoma's Antwort mag hier Platz finden, da 
sie gerade über den eben besprochenen Theil seiner Kunst eine 
schöne Auskunft gibt. 
„Aeussere Umstände für meine Lust und Fähigkeit zum künstle- 
rischen Schaffen braucht es keine anderen als die, unter denen über- 
haupt der Mensch arbeiten kann - also Gesundheit - ausgeruht sein 
- und weil ich Maler bin, genügendes Licht. Wie ich zu den Ideen 
für meine Bilder gelange, kann ich nicht sagen - sie scheinen mir in 
der Luft zu hängen und auf der Strasse zu liegen - und ich brauche 
sie mir nur zu nehmen, - ich habe über diese Frage noch nie nach- 
gedacht. 
Ich träume viel von Bildern und sehe oft herrliche Dinge im 
T raume, ich bewege mich dann unter ganz eigenartigen Raumver- 
hältnissen - fast möchte ich sagen, ich sehe ringsum; - ich habe es 
auch schon versucht, ein Bild nach der Erinnerung an einen solchen 
Traum zu malen; - aber das Bild braucht immer ein optisches 
Gesetz, welches im Traum aufgehoben ist, - so wird es etwas ganz 
anderes, als der Traum war. Ob ich solche Träume habe, weil ich 
Bilder male, oder ob ich Bilder male, weil ich solche Träume habe, 
weiss ich nicht. - Auch wenn ich Musik höre, sehe ich meistens 
schöne Bilder oder mache Pläne für solche." 
Der Künstler hat mir erzählt, dass er bei den Frankfurter 
Fresken die Figuren zu Hause auf Papier scharfconturirt gezeichnet 
und dann ausgeschnitten hat. Sodann hat er sie an die Wand geklebt 
und bemalt. Einfacher kann man eine grosse bedeutende Wirkung 
nicht erzielen. 
Die Hintergründe seiner Fresken und Aquarelle erinnern in der 
Vielgestaltigkeit, in der liebevollen Ausführung an die alten deutschen 
Meister, nur ist eben seine Landschaft organisch und voll moderner 
Stimmungskraft. Und an die alten deutschen Meister erinnert er in der 
kraftvollen Gesundheit seines Schaffens und in seinen Porträts. Sie 
gehören mit zu dem Reizvollsten und Künstlerischesten in der so 
kläglich darniederliegenden Porträtmalerei des I9. Jahrhunderts und 
können ruhig neben Lenbach bestehen. Sie sind zunächst individuell 
und national, dann sind die Bilder schlicht einfach und wahr, ohne 
jede Pose. So sein Familienbildniss aus dem jahre 1885, ein 
rührend schönes Abbild eines glücklichen deutschen Familienlebens,
	        
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