Für seine pantheistische Natursymbolik hat Thoma gleich Böcklin
und Stuck zu all dem Sagenvolk der Hellenen als Ausdrucksmittel
gegriffen. Aber seine Centauren, Nymphen und Satym, seine Tritone
und Najaden wandeln, lieben und tollen im deutschen Walde, auf
deutschem Boden, auf deutschem Wasser; sie haben deutsche Ge-
sichter und sind uns drum doppelt glaubwürdig und wahrscheinlich
in der naiven unbewussten Macht ihrer Lebensfähigkeit, ähnlich den
Feen und Nixen Meister Schwinds.
Es sei mir vergönnt, hier zu wiederholen, was ich vor einigerZeit
über eines der herrlichsten Kunstblätter Thoma's, das „Tritonenpaar"
schrieb: „Eine Herrlichkeit wie am ersten Schöpfungstage liegt über
dem Meere. Feierlich zieht der Triton die aufschäumende Bahn, das
Muschelhom blasend. Seine schöne Liebste ruht auf seinem Rücken,
die Linke um des Gatten Leib gelegt, die Rechte erhoben, als wolle
sie die Töne liebkosen. Golden versinkt der Sonnenball in den Wogen,
Goldglanz liegt auf seinen Strahlen, auf dem Meer und Goldglanz
umgibt den süssen Leib des Weibes. Ein grosser symphonischer
Zug geht durch das Bild wie Naturwildheit, die von der Harmonie