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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

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des Tages bestimmt wird. Es war dies die Zeit, in welcher die neue 
Welt überraschende Impulse auf dem Gebiete der Architektur gab. 
Überall erhoben sich mächtige Bauten, deren ursprüngliche Formen 
den ersten Perioden unseres Mittel- 
alters entlehnt, zweckentsprechend 
in einen originellen Stil übertragen 
und auf das Sorgfältigste den 
modernsten Bedürfnissen unseres 
Zeitalters angepasst waren. 
Fast möchte man sagen, dass 
dies für Tiffany eine Hilfe der 
Vorsehung bedeutete, die ihm 
gestattete, seine völlig neuen 
ästhetischen Anschauungen zur 
Anwendung zu bringen. Der Geist, 
von dem seine Schöpfungen beseelt 
waren, entsprach ganz der neuen 
Richtung. Mehr noch als den 
Architekten war es den schaffen- 
den Künstlern auf dem Gebiete 
der Decoration untersagt, blind 
Glasgefäss von Tiffany den künstlefischen Auffassungen Glasgeüiss von iißany 
von ehedem Heerfolge zu leisten. 
Tiffany hat es in dem, was er zur Verschönerung grosser Prachträume 
beitrug, verstanden, die hieratische Pracht der Orientalen mit dem 
Geschmack unseres Zeitalters zu paaren. Er war es, der das Hoch- 
fahrende des byzantinischen Prunkes in weiche Harmonien um- 
wandelte, die sich unseren Lebensgewohnheiten anschmiegen. 
Vor allem nahm das Kirchenfenster in seinen Untersuchungen 
den ersten Rang ein. Seit langem schon hatte ihn ein Problem eifrig 
beschäftigt. Er wollte den Gläsern den vollen reinen Glanz wieder- 
geben, das Geheimnis wieder auffinden, welches seit ]ahrhunderten 
verloren gegangen schien. Tiffany erkannte, dass beim besten modernen 
Fenster die Leistung des Glasarbeiters sich nicht ebenbürtig jener des 
Zeichners zeigte, dass jeder der beiden Mitarbeiter sich ängstlich um 
seinen eigenen Antheil an der Arbeit bemühte und so ein erspriessliches 
Zusammenwirken behufs Herstellung eines homogenen Ganzen stets 
in Frage gestellt war. Wenn sich vor seinem Blicke der mächtige 
Reichthum irgend eines alten gothischen Kirchenfensters entfaltete, 
erschien ihm dagegen das Materiale der Jetztzeit von auffallender 
Dürftigkeit, ohne Kraft, ohne Wirkung. Die kalte Durchsichtigkeit, 
 
	        
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