die abwechselnd matte Färbung und Härte waren noch mit einem
schlimmeren Fehler gepaart. Seit geraumer Zeit war es zur Gewohn-
heit geworden, die einfallenden Lichtstrahlen durch Farben, die man
mittels des Pinsels auftrug, zu brechen und so
das Material eher in seiner Wirkung zu beein-
trächtigen als künstlerisch auszunützen. Man
hatte sich darauf verlegt, Bilder auf Glas zu
malen, anstatt das Bild ganz und gar aus dem
Glase erstehen zu lassen, und zwar dies durch
die Aneinanderfügung von Stücken, deren jedes
seine Farbe in dem leuchtenden Materiale trägt.
Das letztere Verfahren wurde bis zum Aus-
gang des Mittelalters stets geübt, wo das Bemalen
der Glasfenster aufkam. Die decorativen Bedürf-
nisse des Mittelalters waren aber minder anspruchs-
voll als die unseres modernen Lebens. Die schlichte
Einfachheit, die den alten Kathedralen genügte,
befriedigt nicht mehr unser übersättigtes Auge,
zumal dann nicht, wenn das Glasfenster als
Element der Innendecoration dienen soll. Wollte
man daher etwas Anderes als lineare Formen, galt es die Wirkungen
der Modellierung und des Reliefs, die Gegensätze zwischen Schatten
und Licht wiederzugeben - so musste man nach Ausdrucksmitteln
suchen, deren unsere Vorfahren nicht bedurften. Während einer Reihe
von Jahren widmete Tiffany sich mit voller Hingebung diesen
Bestrebungen, und es gelang ihm allmählich, ein Glas herzustellen,
das diesen Anforderungen in wunderbarer Weise entspricht.
Durch das blosse Spiel des Farbengeäders vereinigt er in einem
Glasblättchen die Wirkungen eines bewölkten Himmels und jene des
sich kräuselnden Wassers oder auch die weit zarteren Nuancen der
Blumen und des Blattwerks.
Um die Wirkung des Faltenwurfes in all seiner Correctheit der
Linien und Geschmeidigkeit zu erzielen, ersinnt er einen Weg, den
Rohstoff während des Abkühlens in Büge und Falten von mannig-
fachster Wirkung zu bringen. Mehr noch: er gelangt dahin, seinem
Glase etwas eigenthümlich Körperhaftes zu verleihen. Neue Farben-
töne, die seine Palette bietet, und andere Verfahrungsweisen - wie
das Übereinanderlagem mehrerer Schichten von verschiedenen
Farben - rufen stets neuartige, vielfach variirende Wirkungen hervor.
„Favrile Glass" nennt Tiffany sein Materiale, welches bisher völlig
ungekannte Eigenschaften aufwies, und er geht nun daran, dasselbe
Glasgefäss von TiiTany