MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

anderen Schöpfungen als dem Glasfenster dienstbar zu gestalten. 
Vor allem wendet er den Gef'a'ssen sein Augenmerk zu. 
Gab es hier wirklich noch Neues zu schaffen, nach all den 
mächtigen Errungenschaften auf diesem Gebiete - nach den 
berühmten alten Gläsern Venedigs, die so elegant in ihrer Silhouette, 
vielleicht etwas zu zierlich und zu gekünstelt sind - nach den reiz- 
vollen Werken der chinesischen Glasarbeiter, die es verstanden, ihr 
so merkwürdiges Material nach Art der seltensten Cameen zu 
behandeln - nach den Erfolgen der böhmischen Glasindustrie - 
nach den überraschenden Leistungen Emile Galle's und seiner Schule? 
Tiffany dachte keinen Augenblick an prunkhafte Verzierung oder 
zeiterfordernde Arbeit. Im Gegensatze zu dem bisher verfolgten 
Ziele wollte er die Dinge auf ihre ursprüngliche Einfachheit zurück- 
führen, einen neuen Pfad einschlagen. Das höchste Raffinement im 
Geschmack und in der Technik sollte sich unter dem bescheidensten 
Äusseren verbergen P die Unmittelbarkeit und die Geschmeidigkeit 
des Natürlichen sollten erreicht werden. Die vornehme Ruhe der halb 
opaken Töne beherrschte die neuen Schöpfungen. In die Paste ein- 
gebettet zeigte sich ein feines Geäder und Gefaser, farbige Fäden, 
ähnlich den zarten Linien an der Oberfläche einer Frucht, an der 
Krone einer Blume oder den Adern eines herbstlichen Blattes, und 
unter der Meisterhand des Künstlers formten sich Kürbisse, anmuthig 
gebogene Stiele, halb erschlossene Kelche, die, ohne die Natur 
sclavisch zu copiren, das Ursprüngliche frei sich entwickelnder Formen 
aufwiesen. 
Andere Serien seiner Schöpfungen bekundeten eine weitere, von 
gewissen Vorurtheilen abweichende Auffassung. Tiffany stellte in 
Abrede, dass die Glasmasse stets nur die 
Bestimmung haben müsse, das Licht 
durchzulassen, unter dem Vorwande, die 
traditionellen Gesetze bedingten es so. 
Für ihn stand es fest, dass ein Künstler, 
ohne ein anderes Material zu imitiren, 
dem seinigen einen neuen Charakter ver- 
leihen könne. So schuf er gewisse Arten 
von opaken und matten Vasen, deren 
Oberfläche sich unvergleichlich zart und 
seidenartig anfühlte. ' 
Kaum hatte Tiffany die Eine 
, Schwierigkeit bewältigt, als er sich schon 
Ghsgefiss m, 1mm, auf ein neues Problem warf. Von Jugend 

	        
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