MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

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in Anwendung, die vor ihm Keiner geahnt. Überlegene Kenntnis, 
fruchtbare Einbildungskraft und geläuterter Geschmack lassen ihn 
den Zufall verdrängen und den eigenen Willen an seine Stelle setzen. 
Wir sehen, wie eine Kugel glühenden Glases aus dem Ofen 
genommen und zuerst leicht angeblasen wird. Der Künstler setzt an 
verschiedene bestimmte Stellen kleine Glaspartien, die, in Natur und 
Farbe von einander verschieden, den Keim des geplanten Decors 
bilden. Darauf wird die kleine Kugel wieder in den Ofen gebracht, 
um neuerdings erhitzt, um abermals in ähnlicher Weise behandelt zu 
werden. In gewissen Fällen wird dies x 5 bis 20 Mal wiederholt. Sind 
dann all die verschiedenen Materienenach bestimmten Methoden 
 
 
Glasgefisse von Tilfany 
combinirt und bearbeitet, hat das Object seine bestimmte Form und 
entsprechenden Dimensionen erlangt, so sieht man, wie die Motive, 
welche auf der anfangs kleinen Kugel angebracht wurden, in dem 
Maasse wachsen, wie das Gefass an Grösse zunimmt, und zwar in 
verschiedenen Proportionen, indem sie sich in die Länge strecken 
oder zur Fläche verbreitern. Jedes minutiöse Ornament hat dann 
unter der Pfeife des Glasbläsers den geometrisch genauen Platz 
eingenommen, der ihm von vomeherein im Geiste des Künstlers 
zugewiesen war. 
Seit Jahren schon hatte Tiffany es verstanden, die genaue 
Zeichnung der Blattadern, die Conturen der Blätter von Blumen- 
kronen hervorzubringen; in der Transparenz seiner Gefässe sah man 
den Lauf von Gewässern in Mäanderwindungen, oder phantastische
	        
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