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in Anwendung, die vor ihm Keiner geahnt. Überlegene Kenntnis,
fruchtbare Einbildungskraft und geläuterter Geschmack lassen ihn
den Zufall verdrängen und den eigenen Willen an seine Stelle setzen.
Wir sehen, wie eine Kugel glühenden Glases aus dem Ofen
genommen und zuerst leicht angeblasen wird. Der Künstler setzt an
verschiedene bestimmte Stellen kleine Glaspartien, die, in Natur und
Farbe von einander verschieden, den Keim des geplanten Decors
bilden. Darauf wird die kleine Kugel wieder in den Ofen gebracht,
um neuerdings erhitzt, um abermals in ähnlicher Weise behandelt zu
werden. In gewissen Fällen wird dies x 5 bis 20 Mal wiederholt. Sind
dann all die verschiedenen Materienenach bestimmten Methoden
Glasgefisse von Tilfany
combinirt und bearbeitet, hat das Object seine bestimmte Form und
entsprechenden Dimensionen erlangt, so sieht man, wie die Motive,
welche auf der anfangs kleinen Kugel angebracht wurden, in dem
Maasse wachsen, wie das Gefass an Grösse zunimmt, und zwar in
verschiedenen Proportionen, indem sie sich in die Länge strecken
oder zur Fläche verbreitern. Jedes minutiöse Ornament hat dann
unter der Pfeife des Glasbläsers den geometrisch genauen Platz
eingenommen, der ihm von vomeherein im Geiste des Künstlers
zugewiesen war.
Seit Jahren schon hatte Tiffany es verstanden, die genaue
Zeichnung der Blattadern, die Conturen der Blätter von Blumen-
kronen hervorzubringen; in der Transparenz seiner Gefässe sah man
den Lauf von Gewässern in Mäanderwindungen, oder phantastische