auf seine Druckerpresse gestützt, in nachdenklicher Arbeitspause. Ohne jeden
gesuchten Effect baut sich das Werk gefällig auf; nur einiges von den etwas
gehäuften Verbindungsgliedem des Sockels wäre wegzulassen. Der zweite erste
Preis fiel dem jungen Othmar Schimkowitz zu, der damit in das Licht der
Bekanntheit tritt. Sein Entwurf ist voll jugendlicher Frische und Ursprünglichkeit;
den gegebenen Platz würde er allerdings zu sehr vollgeräumt haben. Schimkowitz
stellt einen mächtigen Erdglobus hin, an dem er in üachem Relief etwas Welt-
geschichte sich abrollen lässt. Eine junge Eiche umarmt den Ball mit ihren Zweigen.
Auf dem bankartigen Horizont, oder der horizontartigen Bank, die den Globus in
halber Höhe umkreist, sind vier Figuren vertheilt. Vorne sitzt zurückgelehnt die
lange Talarflgur Gutenbergs; hinten stemmt sich ein nackter Jüngling mit aus-
gebreiteten Armen gegen den Globus, um ihn in Schwung zu bringen; seitwärts
sitzt eine Muse und lehrt einen Knaben. Die Figuren haben einen intimen Zug
moderner Empfindung und sind auch mit bestechender Geschicklichkeit skizziert.
Als Material dachte sich der Künstler Untersberger Marmor und Mauerwerk für
das Gebaute, Carraraxnarmor für den Gutenberg, für den Globus aber und die
allegorischen Figuren Blei. Aus letzterem wäre in der Ausführung wohl Bronze
geworden. Der dritte Preis wurde Franz Seiffert zuerkannt. Wir hätten ihn lieber
Edmund von I-Iofmann zugebilligt, der eine ehrenvolle Erwähnung erhielt. Er stellt
eine kraftvolle, aber ruhige Figur, im halboffenen Pelz, auf einen Sockel, der etwas
zu rnotivenreich ist, aber leicht zu vereinfachen war. Vor zwei Seitennischen
sitzen zwei lebensvolle Gewandfiguren: rechts ein Schreibmönch, der soeben die
Kielfeder weglegt, links ein Mädchen, das soeben Winkelhaken und Setzschiff er-
griffen hat. Diese Figuren wenigstens sollten für die Kleinplastik gerettet werden.
EINE PORTRÄTPLAQUE VON PROF. STEFAN SCHWARTZ.
Auf der vorjährigen Brüsseler Ausstellung erregte Prof. Stefan Schwartz
mit seiner Porträtplaque der Frau Lili Michalek so grosses Aufsehen, dass ihr
Ankauf für die königl. belgische Medaillensarnmlung angeregt wurde. Se. Excellenz
der Herr Oberstkämmerer Graf Hugo von Abensperg und Traun hat nun, dem
Vorschlage des Directors Dr. Kenner gemäss, angeordnet, dass das reizende
Kunstwerk für die kaiserliche Medaillensammlung erworben werde. Die Plaque
(x53 mm hoch, nomm breit) ist in Silber getrieben, und zwar unmittelbar nach
der Natur. Dieses Verfahren ist ganz neu und der Künstler hat das Verdienst, für
die Treibkunst denselben Weg eröHnet zu haben, auf dem die Porträtplastik in
Holz und Stein bereits so schöne Erfolge erzielt. Der jugendliche Frauenkopf von
echt wienerischem Linienzug ist im Profil gegeben, während die decolletirte
Büste etwas stärker gewendet erscheint, so dass ihre schöne Modellirung auch in
der Rückenansicht zur Geltung gelangt. Durch das rückwärts aufgewundene Haar
zieht sich ein doppeltes Band. Aller Schmuck ist vermieden, dafür aber das trieb-
kräftige, elastische Relief der Form mit einer Wohligkeit durchdetaillirt, die dem
Künstler noch nicht lange zur Verfügung steht. Das Nämliche gilt vom Haar,
dessen Pikanterie nichts Strohiges, wie man es in Metall oft genug sieht, sondern
etwas speciiisch Seidiges hat. Man wird an die besten Sachen Roty's erinnert
und möchte sich doch getrauen, sofort auf eine Wiener Arbeit zu rathen.
In dem Schriftfelde längs des unteren Randes, über den das lose Gewand leicht
herüberspielt, liest man den Namen LILI MICHALEK, senkrecht die Zeile:
N. d. N. getrieben ST. SCHWARTZ.