l" 0151m. unter den Prachtwerken, die in diesem Jubeljahre erscheinen
werden, wird das von den Industriellen Österreichs dem Monarchen dargebrachte
Werk: „Die Grossindustrie Osterreichs in ihrer Entwicklung unter der Regierung
Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I." eines der monumentalsten sein. Unter
der Protection Seiner k. und k. Hoheit
des Erzherzogs Franz Ferdinand hat
sich dazu ein grosser Stab von
industriellen und künstlerischen
Mitarbeitern zusammengefunden ; die
Redaction führt Dr. Hugo Bach. Dem
Publicum wurde kürzlich Gelegen-
heit, im Säulenhofe des Öster-
reichischen Museums das Illustra-
tionsmaterial dieses Werkes, und
zwar in den Originalen, zubetrachten.
Es war eine ganze Bildergallerie
von Landschaften, deren hoch-
industrieller Charakter dem künstle-
rischen Interesse keinen Eintrag
thun konnte. Im Gegentheil; man
braucht sich ja nur an Constantin
Meuniers Steinkohlen-Landschaften
aus dem Borinage, dem schwarzen
Revier Belgiens zu erinnern, um
wieder einmal eine ungeheuere Ge-
bietserweiterung der modernen
Stimmungsmalerei zuzugeben. Im
vorliegenden Falle kommt es aller-
dings nicht sowohl auf Stimmung,
als aufSachlichkeit an. Aber Künstler
smzschwanhpomämlaque wie Hugo Charlemont und Rudolf
Bernt - ihnen Fiel selbstverständ-
lich der Löwenantheil zu - sind wie geschaffen zu solchen Compromissen.
Charlemont, seit vielen Jahren ein Habitue der Schmiedewerkstätten, deren
Eisengeräth er so oft im weissen Streiflicht spielen liess, betreibt das jetzt im
Grossen. Als vortrefHichem Perspectiviker ist es ihm Kinderspiel, in unabsehbar
tiefe Webesäle (jungbunzlau, Innsbruck) oder Druckereisäle (Fr. Schmitt zu Semil)
hineinblicken zu lassen, durch ganze Gassen von hohen Maschinen, deren spitzes
Gefunkel sich stufenweise verliert. In diesen Arbeiten herrscht die grösste
Sauberkeit, zugleich aber merkt man, wie der Künstler optisch interessanter zu
werden trachtet. Er belebt zum Beispiel die Schattenhälften durch reicheres
ReHexspiel, oder er wäscht die langen Streifen geblumter Kattune mit fliessen-
derem Pinsel, mehr malend als zeichnend hin. Dabei steht ihm auch appetitliche
StaEage zur Verfügung; seine Weberinnen und Nopperinnen sind reizend, seine
Färber in Neustadtl echte Arbeiter. Bernt wieder, der Architekt, fasst die Aufgaben
gern von dieser Seite. Seine Vogelperspectiven, etwa von der Pilsener Brauerei,
werden nicht langweilig, erinnern vielmehr an complicirte Burgbauten von einst.