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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

Unter den Ausländern fielen zwei hier noch fremde Worpsweder auf: Otto 
Modersohn und Hans Am Ende. Ihre Studien und Radirungen sind voll jener 
heroisch-idyllischen Naturempiindung, die von Böcklin herBiesst, aber das moderne 
atmosfahärische Wesen, oder doch die därnmerige Seite desselben aufgenommen 
hat. Carlos Grethe fesselte wieder durch überraschende Blicke in das Seeleben; 
manche seiner Studien, z. B. von Helgoland, mit einem Nichts hingeworfen, sind 
von unabweislicher Augenblicklichkeit. Sie gehörten zu den Einsendungen des 
Karlsruher Künstlerbundes, der mit I-Iunderten von Blättern einen ganzen Saal 
füllte. Da wird jede Technik frischweg ausgeübt, von der mageren Bleistift- 
zeichnung bis zur fetten Lithographie und Algraphie. Mit schwarzer Kreide und 
farbigen Stiften, kritzelnd und lavirend, schneidend und stechend, auf Whatman- 
papier und der letztbeliebten Aluminiumplatte tummelt sich das Völkchen, alt und 
jung durcheinander. Sogar eine Sammlung hochmoderner Vorsatzpapiere war an 
ein Thürgewände geheftet. Neben den Professoren Kalckreuth, Grethe, Schönleber, 
Kallmorgen und Pötzelberger fielen manche Jüngere auf, dazu die feintonigen 
Algraphien Volkmanns. Viel Interesse erregte in dieser Ausstellung auch eine 
Anzahl moderner kunstgewerblicher Gegenstände. Vieles davon wurde verkauft; 
wieder ein Beweis, welche Sehnsucht nach Neuem auch in unser Publicurn 
eingezogen ist. Man sah da jene Scherrebecker Knüpfteppiche Otto Eckmanns, deren 
einige („die Schwäne" u. a.) heute so bekannt sind, wie vielbesprochene Gemälde 
oder Statuen; auch die originelle Teppichkunst Georg Lernmens (Brüssel) war 
vertreten. A. Christiansen in Paris zeigte einige seiner Glasbilder, in denen die 
malerische Eigennatur verschiedener Glasflüsse, die Zufälligkeiten in Structur, 
Umriss und Farbenspiel mit inbegriffen, zu so origineller Wirkung gelangt. Man 
sah ferner Porzellan aus der königlichen Manufactur in Kopenhagen, das heute 
mit seinen schwimmenden Tönen selbst das ehrwürdige Meissen umgestimmt 
hat. Neben den von uns bereits besprochenen Thongefassen Professor Max 
Läugers (Karlsruhe) sah man moderne Fayencen von A. Köhler in Nestved 
(Dänemark), sowie Alex. Bigot und Clement Massien (Paris). Die zierlichen 
Zinngeräthe P. Dubois' (Brüssel), die sich so feinfühlig ihren eigenen Stil suchen, 
dann die Goldbrochen Herrn. l-Iirzels (Berlin) und die I-Iolzintarsien des viel- 
seitigen Felix Vallotton (Paris) fanden grossen Beifall. Im Stiftersaal sah man den 
künstlerischen Nachlass (x50 Nummern) des Professors Josef Matthias von 
Trenkwald (geb. zu Prag 1824, gest. zu Perchtoldsdorf x897). Unter den Cartons 
waren die von der Regierung bestellten Legenden unserer Marienorte für die 
Votivkirche, die vom Erzherzog Franz Salvator bestellte „Verklärung Christi auf 
dem Berge Tabor" für den Berg Athos, die Bilder für das akademische Gymnasium, 
dazu kamen die Entwürfe zu den Miniaturen für das von Kaiser Franz Joseph I. 
dem Papst Pius IX. verehrte Missale (r862) und die Farbenskizze zu dem in 
kaiserlichem Besitz befindlichen Bilde: „Leopolds des Glorreichen Rückkehr aus 
Palästina". Mit Interesse sah man eine Anzahl landschaftlicher Studien aus den 
Lehrjahren in Italien, sowie einige Studienköpfe und Porträts. 
IAILQIS SCHÖNN. Der künstlerische Nachlass des Prof. Alois Schönn ist 
gegenwärtig im Künstlerhause ausgestellt, 'urn dann durch Miethke ver- 
steigert zu werden. Der illustrirte Katalog, mit biographischer Skizze von A. Schäifer, 
weist 805 Nummern auf, darunter 5c Ölbilder. Von einigen der bekanntesten 
Gemälde („Fischmarkt zu Chioggia") finden sich vortrefiiiche Farbcnstudien. Eines
	        
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