Zur architektonischen Durchbildung dieses, wie alles übrigen,
vom Bauherrn selbst concipirten Ensembles war der Architekt Karl
Gangolph Kaiser ausersehen und es ist dies jedenfalls seine
bedeutendste Leistung auf Burg Kreuzenstein. An dieser Stelle
erscheint es nothwendig, das ganz eigenartige Verhältnis des Bau-
herrn zu seinem Architekten zu erörtern, denn es handelt sich hier
um nichts geringeres, als um die Scheidung des geistigen Eigenthums-
rechtes an einer hervorragenden Kunstschöpfung.
Es hat sich schon im Vorhergehenden einigemale die Gelegenheit
ergeben, zu betonen, dass Graf Wilczek nicht blos die Ideen angab
oder dem Künstler blos auftrug, was gemacht werden solle, sondern
dass er auch selbst die Entwürfe zeichnerisch herstellt, ja selbst die
Naturdetaile regelrecht in allen Ansichten mit allen constructiven
Angaben eigenhändig ausführt und persönlich eingreift bei Herstellung
von Maquetten und von Modellen. Auch am Bauplatz trifft Graf
Wilczek selbst die wichtigsten Anordnungen; kurz er ist sein eigener
Architekt, sein eigener Bauleiter. Das ist auch geradezu noth-
wendig, wenn ein Bau wie dieser gelingen soll; denn die innere
Conception des Baues begann ja schon mit dem Ankaufe all der
ungezählten Bautheile und Einzelkunstwerke, die hier ihre Verwendung
finden. Die einheitliche Stimmung des Ganzen muss aber gleichfalls
von hier aus schon ihren Ausgangspunkt nehmen. Dazu kommt aber
noch, dass Graf Wilczek infolge seiner umfassenden litterarischen und
Museumsstudien, seiner vielen Reisen und steten Beobachtungen
thatsächlich eine solche Kennerschaft mittelalterlicher Kunst und
Kunsttechnik und insbesondere des mittelalterlichen Burgenbaues
nach jeder Richtung hin sich erworben hat, dass ihm hierin nur
Specialisten wie Viollet le Duc oder Essenwein zur Seite gestellt
werden können. In der intimsten Kennerschaft des mittelalterlichen
Burgenbaues überragt Graf Wilczek ohne Zweifel alle lebenden
Architekten und was die regelrechte Erlernung der Baukunst als
besonderen Beruf betrifft, so wurde das bischen Schulbildung und
Atelierpraxis reichlich ersetzt durch decennienlange Übung im Bauen
selbst. So ist Graf Wilczek gleichsam ein Architekt und Baumeister
von dem Schlage früherer Zeiten, als derjenige, der Kathedralen und
Schlösser zu bauen wusste, noch nichts verstand von Graphostatik
und Geometrie der Lage.
Trotzdem war für die Ausführung des Werkes ein Berufsarchitekt
noch erforderlich, als dasjenige stetig ziehende Gewicht im Uhr-
werk, das immer da ist, immer anordnet, immer alles überwacht,
damit die Arbeit nicht stille steht und alles klappt. Dieser Architekt