zweimal durch je eine heraldische Lilie unterbrochen wird und mit
einer von drei Kugeln überhöhten gleichen Lilie endigt. Ein Quer-
streifen oben und unten rahmt drei, beziehungsweise zwei Palle ein.
Der Briefstecher ist von einem Amor gekrönt, der in der linken Hand
den Bogen, in der rechten einen Pfeil hält, am Rücken einen Köcher
trägt. Die zwei letzten Stücke, das Messer und das Ohrlöffelchen
(Pfrieme?), sind aus glattem Eisen, die Stiele gleichen vollkommen
dem des Briefstechers, nur sind sie von je einem kauemden Löwen
gekrönt, die im Verhältnisse zu einander sich gegenüberstehen.
Sämmtliche Stiele sind an den Schmalseiten mit Pilastem, deren
Capitäle cylindrisch sind, decorirt.
Die sechs gleichen, in Silber getriebenen Ornamente der Stiele
des Briefstechers, Ohrlöffelchens und Messers sind aber nicht etwa
mit Stempeln oder Stanzen gearbeitet, sondern aus freier Hand
getrieben, wie die zahlreichen kleinen Abweichungen zeigen. Keines
der Stücke trägt Beschauzeichen oder Meistermarke, über ihre
Provenienz ist nichts bekannt. Der derzeitige Eigenthümer, Dr. Max
Strauss, dem wir Für die freundliche Überlassung zur Publication
Dank schulden, hat sie in Wien bei einem Antiquar vor wenigen
jahren erworben und doch erzählen uns diese vier Werkzeuge ihre
interessante Geschichte.
Die Stiele aller Stücke weisen in dem edlen Renaissance-Oma-
mente die Wappenfiguren der Medici auf, es ist kaum zweifelhaft, dass
eine Fürstin dieses Hauses einst Besitzerin des Schreibzeuges war,
näher bezeichnet ist nur die Schere, die auf den Stangen viermal
das von den Medici-Wappenfiguren gekrönte Monogramm (I) trägt.
Die Eigenthümerin war johanna, Grossherzogin von Florenz, Gattin
Francescds von Medici, die Tochter Kaiser Ferdinands I. Das ergibt
sich nicht nur daraus, dass auf keine andere Medici dieses Monogramm
Bezug haben könnte, sondern mit Klarheit aus den Insignien und den
Monogrammen der Scherenblätter.
Im Jahre 1565 freiten gleichzeitig Herzog Alfons II. von Ferrara
um die Erzherzogin Barbara und I-Ierzog Francesco von Medici um
die um acht Jahre jüngere Erzherzogin Johanna, deren Schönheit viel
gerühmt wurde (gleichzeitige Porträts sind in Schönbrunn und in den
Ufiicien erhalten, ein Stich in Khevenhüllers Annalen). ]ohanna hatte
die Wahl unter drei Freiern, ]ohann Sigismund von Siebenbürgen,
Friedrich II. von Dänemark und Francesco von Medici. Letzterer blieb
Sieger, war doch sein Vater Cosimo I. allmählich die zuverlässigste
Stütze der Habsburgischen I-Iauspolitik in Italien geworden, überdies
die Vermählung Francescos gemäss geheimen Artikels des Vertrages