11. November x 565 erhalten (Jahrbuch der Kunstsammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses XV, 11860). In diesem finden wir
„unvergolt weiss silbergeschirr 10. Mer ain silberin schreibzeug wigt
Wienerisch Gewicht 5 Mark 11 lot". Das silberne Schreibzeug der
Erzherzogin Barbara war das Gegenstück zu dem bis auf das
Tintenfass und die Streubüchse erhaltenen der Erzherzogin Johanna.
Wie schon bemerkt, trägt das Schreibzeug kein Beschauzeichen,
keine Meistermarke, was, da es für den Hof auf kaiserliche Bestellung
gemacht wurde, ziemlich selbstverständlich ist. Im Jahre 1565, in
welchem es gearbeitet wurde, waren nebst Wenzel Jamnitzer in
Nürnberg und dem spanischen I-Iofgoldschmiede Juan Mazuelo, an
die bei dieser Arbeit nicht gedacht werden kann, hauptsächlich
Wiener Goldschmiede für den Kaiser thätig und zwar Michel Pöspart,
Erhart Hipflkof(l)er, Barthelme Müll(n)er, Hans Jungkpauer, Balthasar
Zollner undjoseph Vischer. Von diesen waren die zwei Erstgenannten
bei allen grösseren und wichtigeren Arbeiten beschäftigt, der Letzt-
genannte war auch Medailleur, vielleicht ist einer von den Dreien der
Verfertiger des Schreibzeugesfi
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50'
VON LUDWIG HEVESI-WIEN S0
DIE ]UBELAUSSTELLUNG IM KÜNSTLERHAUSE. Das Jubel-
jahr des Monarchen, der als Kunstfürst so schöpferisch ist, wie neben
Ludwig I. von Bayern lrein zweiter in diesem Jahrhundert, wirft seinen Glanz
auch auf das Künstlerhaus. Am rg. April hat Seine Majestät der Kaiser in huld-
reichster Weise die Frühjahrsausstellung der Künstlergenossenschaft eröffnet. Sie
ist die bedeutendste seit dem Bestehen des Hauses. Grosse Veranstaltungen
wurden dazu getroffen. Das Künstlerhaus erhielt einen Zubau für Plastik und
wurde rnit dem Musikvereinsgebäude durch einen reizenden, spitzgiebeligen
Brückenbau (vom Architekten Josef Urban) in den modernsten Formen und
Farben verbunden. Die Gasse darunter ist ein hübscher kleiner Park geworden,
wo im frischen Grün allerlei neue Grossplastik steht, darunter Breneks Kaiser-
standbild für Olmütz. Der grosse Concertsaal der Musikfreunde ist durch Blumen-
schmuck und weltberühmte Gobelins aus kaiserlichem Besitze in einen Festsaal
verwandelt, in dem die Empfangsceremonie stattfand. Ihren bedeutsamen Rahmen
bildete eine Ausstellung von Gipsmodellen und Plänen der Neu-Wiener Monumen-
talbauten, in deren Hintergrunde auf der Estrade der imposante Minervabrunnen
(Kundmann u. A.) für die grosse Rampenbucht des Parlamentshauses hervorragt.
"' Die Hofzahlamrsrechnungen geben über dieses Geschenk des Kaisers und der Kaiserin
keine Aufklärung, die Verrechnungen der geheimen Kammer sind fast särnrntlich vernichtet worden,
sie hätten Aufschluss über den Meister geboten. Gerade vom Kaiser Max II. sind derartige Verrech-
nungen über einige Jahre erhalten (lr. k. Hof-Bibliothek, Cod. Nr. 9089), sie beginnen aber - r568.