haltendes Bild, und ein reizend gemaltes Töchterchen des Künstlers, von
Pochwalski eines seiner besten neueren Herrenporträts, von Z. Ajdukiewicz das
pariserisch niedliche Sitzbildchen des Grafen Pininski, von Angeli ein elegantes
Damenporträt, dann bekannte Persönlichkeiten von L'Allemand und Stauffer,
in Pastell von Fröschl, Pausinger, Mehoifer, Michalek. Das grosse Reiterporträt
des Kaisers von jul. v. Blaas will nicht lebendig genug werden. Unter den älteren
Meistern des Genre finden wir Defregger mit einer grossen Scene: „Kraft-
probe"; unter den Jüngeren fallen Egger-Lienz und Wilda auf; Isidor Kaufmann
bringt Galizisches, Ivanovits („Hahnenkampf") Südslavisches in mehr als der
gewohnten Güte.
In der grossen Kunstbewegung der Zeit kann man sich allerdings erst im
Erdgeschoss mitbewegen. Dank der gewaltsamen Aufrüttelung unserer Verhält-
nisse durch die Secession, hat auch die Genossenschaft eine höchst bedeutende
I-Ieerschau von fremden Meistern zusammengebracht. Die Wiener können nur
dankbar sein, dass die bisherige träge Masse nun plötzlich von zwei Seiten her
mit allen Hebeln um und um gewälzt wird. Besonders dankenswert ist es, dass
die grosse „Kreuzigung" Max Klingers und seine Marmorstatue einer Badenden
hieher gelangt sind. Moderneres gibt es nicht, denn diese todtgehetzten Stoffe sind
unter Klingers so höchst persönlicher Hand förmlich Neuheiten geworden. Die
Scene der Kreuzigung ist auf ihre menschliche Form (ohne Heiligenschein!)
zurückgeführt und erscheint nur umso ergreifender. Durch die herkömmliche
Erhebung in die Sphäre des Wunders hatte sie für den Beschauer längst den
Stachel verloren und auch das Conventionelle der dabei beschäftigten Figuren
liess den Vorgang mehr als symbolisches Schauspiel, denn als wirklichen Leidens-
tod empfinden. Nun betrachte man blos die Gestalt Mariens und man wird sofort
den Unterschied fühlen. Klingers Maria ist eine alte, hagere, verkümmerte Frau,
eng in ein schwarzes Tuch eingehüllt, eine aus dem Volke. Aufrecht, vor Schmerz
versteinert, thränenlos, die Hände hoch vor der Brust zusammengekrampft, so
steht sie da, in ganzer Silhouette von der Landschaft der Hügelstadt abgehoben.
Eine der ergreifendsten Figuren der neueren Kunst. Rechts stehen die drei Kreuze,
in der Mitte die Gruppe Maria Magdalenas, links die Heiden und juden in scharfer
Charakteristik. Das Ganze ist mehr friesartig gestellt und mit allem Spuk von
Lichtelfect verschont, so dass man jede Linie in ihrer strengen Eigenart geniesst.
Die Statue der Badenden ist wieder ein Meisterwerk. Die stehende Figur stellt
den rechten Fuss hoch auf einen Baumstrunk, neigt sich vor- und seitwärts und
die beiden Hände fassen sich rückwärts in der Weiche. Aus dieser complicirten
Bewegung zieht der Künstler allen erdenklichen Formreiz: „Zug um Zug, ohne
die Natur zu verlassen, ohne sie kleinlich zu beschnüffeln", wie Klinger in seiner
Schrift über Malerei und Zeichnung sich vornimmt. Die Statue ist, nach Klingers
Art, leicht getont. Auch von anderen Modernen sieht man wertvolle Bilder. Von
Böcklin zwei ältere, hier noch nicht gesehene Sachen: „Ruine am Meer" und
den „Fischenden Pan". Von Mackensen das bedeutendste grosse Bild der Worps-
weder Gruppe, den „Gottesdienst" im Freien. Liebermann, Schönleber, Skarbina,
Firle, Grethe u. A. sind da. Unter den Porträts fallt Lenbachs Lola Beeth
auf, in der Art von Rubens' Helene Fourrnent aufgefasst, eine weisse Gestalt
in unten zusamrnengefasstem dunklem Pelz, Arm auf der Brust, Blick auf-
wärts gewendet. Der Berliner Max Koner hat ein eindringlich und schlicht
gemaltes Porträt Herbert Bismarcks. Auch der Director der Berliner Akademie