A. v. Werner ist da, aber seine Militärscenen sehen sich doch gar zu veraltet an.
Auf der germanischen Seite der Ausstellung fällt noch der Vlame Leempoels mit
zwei allbekannten Meisterbildern auf, darunter jenem „Schicksal", zu dem sich
unzählige Menschenhände emporstrecken. De Vriendt hat seine Wandbilder für
den Schöffensaal in Brügge gesandt; im kleinen, aber voll alterthümlicher Tüchtig-
keit. Fritz Thaulow („Alte Fabrik in Norwegen") ist entzückend mit seinen
unerreichten Wasserwirbeln zwischen Jungschnee. Unter mancherlei guten Eng-
ländern überrascht Solomon durch eine Schaurngeborne, in der sich alle Reflexe
ein Stelldichein geben und Abbey gibt eine Harnletscene von abgrundtiefer Farbe.
Reid, Nisbet, Davies erfreuen, wie so oft, durch ihre Landschaften, doch ist der
in Paris lebende Alexander Harrison in seiner grossen Waldlandschaft „Arcadia",
mit badenden Mädchen, stärker als Alle; sein mächtiger „alter" Ton ist von ganz
modernem Lichterspiel bewegt und die saftige Breite des Vortrages schlägt Alles.
Sehr gut ist auch der französische Saal gamirt. Die kühle Harmonie einer
Magdalena von Puvis de Chavannes ist so freskenhaft als möglich, brauchte aber
für ihre Wirkung eine ruhigere Stätte. Denn ringsum tobt Farbe; alte und neue.
Man hat die alten Meister des zweiten Empire in Contribution gesetzt, sogar
l-Ienners mondbleiche Fleischtöne leuchten auf und der alte Harpignies gibt von
seinen schneidigen Landschaften. Carolus-Duran, Bonnat (Adler, einen Hasen
zerfleischend), P. A. Laurens u. A. fehlen nicht. Aber auch die Jungen tummeln
sich, und zwar unter der Führung Claude Monet's, des Ur-Secessionisten von
Anno Kaiserreich. Einiges ist von niederlegender Wirkung. So Rochegrossds
ungeheures Bild: „Angoisse humaine", eine etwas komische Pyramide von modern
gekleideten Menschen, die nach dem oben vorbeischwebendem „Glüclw haschen.
Andre Broui1let's grosse Scene: „Czar und Czarin in einer Sitzung der französi-
schen Akademie" ist eine nüchterne Porträtgallerie. Aime Morot's Stiergefecht-
scene von sehr schönem Ton, J. E. Blanche's appetitliche anglomane Damen-
bildnisse, Jean Beraud's „Armand Silvestre und seine beiden Musen", Chabafs
energisches Porträt Robert Mitchell's u. A. sind treffliche Sachen. Dem franzö-
sisch-russischen Bündnisse zuliebe schliessen wir hier zwei grosse Bilder des
russischen Meisters Ilia Jelimowitsch Rjepin an; voll Volksseele, aber in der
Farbe weniger frisch als seine berühmten Kosaken, der Spanier Pradilla entzückt
wieder durch eine seiner Winzigkeiten: „Markttagü
Unter den Plastikern sind einige allererste Künstler. Auguste Rodin hat eine
ganze Reihe seiner heftigen Bewegungsstudien in Marmor und Gips, Fremiet
zwei seiner wirksamsten Gruppen, der urwüchsige Russe Antokolski einen
kauemd-sitzenden Mephisto von interessanter Action und einen hochmodem
empfundenen Christuskopf, der Belgier Van der Stappen kolossale ruhende
Arbeiter und einen zu Boden geschmetterten Luzifer von gewaltiger Form. Victor
Rousseau's „femme de trente ans" ist eine der untemehmungslustigsten Büsten
der Gegenwart, Dupon's römischer Thierkämpfer in Elfenbein und zweierlei
Bronze ist ein ausgiebiges Pröbchen der neuen Elfenbeinkunst, wie sie voriges
Jahr in Tervueren aufmarschirte. Der Römer Cifariello erregt Aufmerksamkeit
durch die Realistik seiner farbigen Büste „Monsignore Daniele" und eine kleine
Fakirfigur. Auch Gustav Deloye, der „halbe Wiener", ist mit allerlei polychromer
Plastik da; darunter Medaillen, auf welchem Gebiet übrigens der Pariser Gross-
meister Chaplain den Vogel abschiesst. Unter den österreichischen Plastikem
bringt Benk seine neue Kaiserbüste, Zumbusch sein gediegenes Hochrelief der