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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 4 und 5)

A. v. Werner ist da, aber seine Militärscenen sehen sich doch gar zu veraltet an. 
Auf der germanischen Seite der Ausstellung fällt noch der Vlame Leempoels mit 
zwei allbekannten Meisterbildern auf, darunter jenem „Schicksal", zu dem sich 
unzählige Menschenhände emporstrecken. De Vriendt hat seine Wandbilder für 
den Schöffensaal in Brügge gesandt; im kleinen, aber voll alterthümlicher Tüchtig- 
keit. Fritz Thaulow („Alte Fabrik in Norwegen") ist entzückend mit seinen 
unerreichten Wasserwirbeln zwischen Jungschnee. Unter mancherlei guten Eng- 
ländern überrascht Solomon durch eine Schaurngeborne, in der sich alle Reflexe 
ein Stelldichein geben und Abbey gibt eine Harnletscene von abgrundtiefer Farbe. 
Reid, Nisbet, Davies erfreuen, wie so oft, durch ihre Landschaften, doch ist der 
in Paris lebende Alexander Harrison in seiner grossen Waldlandschaft „Arcadia", 
mit badenden Mädchen, stärker als Alle; sein mächtiger „alter" Ton ist von ganz 
modernem Lichterspiel bewegt und die saftige Breite des Vortrages schlägt Alles. 
Sehr gut ist auch der französische Saal gamirt. Die kühle Harmonie einer 
Magdalena von Puvis de Chavannes ist so freskenhaft als möglich, brauchte aber 
für ihre Wirkung eine ruhigere Stätte. Denn ringsum tobt Farbe; alte und neue. 
Man hat die alten Meister des zweiten Empire in Contribution gesetzt, sogar 
l-Ienners mondbleiche Fleischtöne leuchten auf und der alte Harpignies gibt von 
seinen schneidigen Landschaften. Carolus-Duran, Bonnat (Adler, einen Hasen 
zerfleischend), P. A. Laurens u. A. fehlen nicht. Aber auch die Jungen tummeln 
sich, und zwar unter der Führung Claude Monet's, des Ur-Secessionisten von 
Anno Kaiserreich. Einiges ist von niederlegender Wirkung. So Rochegrossds 
ungeheures Bild: „Angoisse humaine", eine etwas komische Pyramide von modern 
gekleideten Menschen, die nach dem oben vorbeischwebendem „Glüclw haschen. 
Andre Broui1let's grosse Scene: „Czar und Czarin in einer Sitzung der französi- 
schen Akademie" ist eine nüchterne Porträtgallerie. Aime Morot's Stiergefecht- 
scene von sehr schönem Ton, J. E. Blanche's appetitliche anglomane Damen- 
bildnisse, Jean Beraud's „Armand Silvestre und seine beiden Musen", Chabafs 
energisches Porträt Robert Mitchell's u. A. sind treffliche Sachen. Dem franzö- 
sisch-russischen Bündnisse zuliebe schliessen wir hier zwei grosse Bilder des 
russischen Meisters Ilia Jelimowitsch Rjepin an; voll Volksseele, aber in der 
Farbe weniger frisch als seine berühmten Kosaken, der Spanier Pradilla entzückt 
wieder durch eine seiner Winzigkeiten: „Markttagü 
Unter den Plastikern sind einige allererste Künstler. Auguste Rodin hat eine 
ganze Reihe seiner heftigen Bewegungsstudien in Marmor und Gips, Fremiet 
zwei seiner wirksamsten Gruppen, der urwüchsige Russe Antokolski einen 
kauemd-sitzenden Mephisto von interessanter Action und einen hochmodem 
empfundenen Christuskopf, der Belgier Van der Stappen kolossale ruhende 
Arbeiter und einen zu Boden geschmetterten Luzifer von gewaltiger Form. Victor 
Rousseau's „femme de trente ans" ist eine der untemehmungslustigsten Büsten 
der Gegenwart, Dupon's römischer Thierkämpfer in Elfenbein und zweierlei 
Bronze ist ein ausgiebiges Pröbchen der neuen Elfenbeinkunst, wie sie voriges 
Jahr in Tervueren aufmarschirte. Der Römer Cifariello erregt Aufmerksamkeit 
durch die Realistik seiner farbigen Büste „Monsignore Daniele" und eine kleine 
Fakirfigur. Auch Gustav Deloye, der „halbe Wiener", ist mit allerlei polychromer 
Plastik da; darunter Medaillen, auf welchem Gebiet übrigens der Pariser Gross- 
meister Chaplain den Vogel abschiesst. Unter den österreichischen Plastikem 
bringt Benk seine neue Kaiserbüste, Zumbusch sein gediegenes Hochrelief der
	        
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