Und kann man dabei künst-
lerisch einfacher und schlich-
ter vorgehen? Der Hermes
des Praxiteles ist nicht mo-
numentaler aufgefasst, als
dieser Schmied. Da ist keine
Spur von Pose, keine Spur
von Virtuosenthum. Wahr-
lich aber ist hier die stille
Grösse, die Winckelmann
an der Antike rühmte.
Und dieselben Eigen-
schaften finden sich an allen
Bildwerken Meuniers: man
sehe den Bergmann oder
den Lastträger, den Fischer,
den Pflüger, den Puddler
oder die Bergarbeiterin:
immer der gleiche Ernst,
die harmonische Ruhe, die
Wucht der Charakteristik,
gleichgiltig ob er seine Hel-
den in der Bethäügung ihrer
Kraft oder matt mit er-
schlafften Gliedern vor uns
hinstellt. Die einfachsten
Motive genügen ihm, und
mit unfehlbarer Sicherheit
sind Stellung und Bewegung
so gewählt, dass sie am
knappsten und schlagendsten
das Motiv oder die Empfin-
dung ausdrücken. Auch
Meuniers kleinste Gestalten
Der Harnmermeister
sind gross angeschaut; das Leben erscheint in ihnen auf seinen Kern
verdichtet; sie sind immer als Ganzes gesehen; der vollkommenste
Rhythmus beherrscht sie, sie wirken mit der Wucht schlichter Kraft,
zusammengefassten Ernstes. Alles Zufällige, Nebensächliche, Augen-
blickliche ist von ihnen abgestreift, sie sind monumental im besten
Sinne des Wortes. Es bedarf nicht der Versicherung, dass Meunier
nicht der sculpture a trous, sondern der sculpture a plan huldigt. Alle die
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