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ENGLISCHE MÖBEL SEIT HEINRICH VII.
THRON BESTEIGUN G (II.) 50- VON HUN GER-
F ORD-POLLE N-LON DON 51b
NTER den Kaminverkleidungen muss als
eine der schönsten, was die classische
Zeichnung betrifft, die viel vom alten Geiste
an sich trägt, jene zu Reigate, etwa 20
Meilen von London, in einem Hause „the
Priory" genannt, bezeichnet werden. Hans
Holbein von Basel, Hofmaler Heinrichs
VIII., zeichnete ausser herrlichen Porträts
vieles andere, so Juwelen und Architekto-
nisches eigener Art. Man schreibt ihm auch
den Entwurf von „Sanspareil" zu, einem kleinen Hause, das
Heinrich VIII. für eine seiner Königinnen bauen liess. Der Kamin aus
Reigate, welcher sich damals dort befand, wurde daraus entfernt, als
das I-Iaus zur Zeit Karls II. zerstört wurde.
Ein Schrank im South Kensington-Museum nach den Tudors
benannt, erinnert uns an Holbeins Werke. Er wird von Bögen
getragen, die auf einem flachen eingelegten Boden stehen. Der obere
Theil enthält Schubladen verschiedener Grössen und wird von zwei
Thürflügeln geschlossen. Die Vorderseiten der Laden aus Buchs-
baumholz tragen mythologische oder sonst räthselhafte geschnitzte
Darstellungen, mit kurzen Denksprüchen, darunter solche in lateinischer
Sprache. Die Thüren sind gefüttert und der Boden mit Marquetterie
im Stile von Vredeman de Vries bedeckt.
Gewisse runde Sessel, mit Rohrsitzen und der Lehne im Halb-
kreis, gehen unter dem Namen Wolsey-Sessel, doch ist kein
Zusammenhang mit dem Namen des berühmten Cardinals zu finden.
Mit der Ausschmückung der Innenräume im Tudor- und Elisabeth-
Stile hängt die alte Art der Decoration „pargetting" genannt,
zusammen, eine Stuccoarbeit, die man an den Aussenmauern alteng-
lischer Häuser fand und die in den Tudor-Zeiten zu einer beliebten
Ausschrnückung von Zimmerdecken wurde. Darum sei dieser Deco-
rationsweise, die ja der Geschichte der Architektur und nicht der des
Möbels angehört, an dieser Stelle flüchtig Erwähnung gethan.
Die Stuccoarbeiter dieser Zeit scheinen, selbst auf dem Lande,
grosses Geschick in der Behandlung ihres Materials gehabt zu haben.
In Hampton Court ist heute noch ein Zimmer, oder vielmehr ein Theil