nur wenig zu lehren vermögen. Die scharfe Naturbeobachtung, wovon
sie zeugen, der leichte Geschmack, womit sie durchgeführt sind, lassen
sich überhaupt nicht lehren oder übertragen; tritt aber irgendwo einmal
das Bedürfnis nach solchen Eigenschaften zu Tage, so werden sie am
besten im unmittelbaren Studium nach der Natur gewonnen. Dass
japanische Darstellungen dieser Art jetzt gerade unserem Empfinden
so nahe stehen, liegt an der Ähnlichkeit der Bestrebungen auf deco-
rativem und kunstgewerblichem Gebiete; wir fühlen uns durch den
Anblick dieser fremden Werke bestärkt in unseren Zielen, wohl auch
angeregt zu neuen Versuchen; der Geschmack aber, dem wir zum
Ausdruck zu verhelfen suchen,
ist der europäische, nicht der
japanische.
Dagegen enthalten die figür-
lichen Darstellungen der Japaner
Elemente, die uns sovollkommen
abhanden gekommen sind, dass
wir deren Fehlen kaum empfin-
den, die aber wiedergewonnen
werden müssen, soll unsere
Kunst gesunden. Hier ist es mit
dem Naturalismus allein nicht
gethan; das feste Gefüge eines
Stils muss hinzukommen, der
die mannigfaltigen Erscheinun-
gen der Natur zu einer Einheit
verbindet und alle Einzelheiten
auf ihre einfachsten Bestand-
theile zurückführt. Jetzt freilich
entzückt uns von diesen fremden Ar! Kdrins, Löwenzahn
Künstlern vor allem noch Hoku-
sai, der am meisten naturalistische unter ihnen. So unerschöpflich aber
auch seine Gestaltungskraft ist, so frei er auch mit dem menschlichen
Körper in allen seinen Biegungen und Verkürzungen zu schalten
vermag: gerade die höchste Eigenschaft der japanischen Kunst, der
Stil, fehlt ihm zumeist, und zwar besonders bei seinen späteren
Schöpfungen, die zugleich seine populärsten sind.
Nun könnte man freilich leicht meinen, das Geheimnis des japa-
nischen Stils beruhe einfach in der bestimmten Führung des Umrisses
und in der guten Abwägung der Massen, es handle sich also dabei kaum
um etwas anderes als um die gewöhnlichen Gesetze des decorativen
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