USSTELLUNG ZUR VOLKSKUNDE DER BESETZTEN BALKAN-
GEBIETE. Im großen Festsaal der Wiener Universität wurde das Resultat einer
in Kriegszeiten begonnenen und durchgeführten Sammeltätigkeit vorgeführt, die uns ein
schönes Bild der alten Kultur südlicher Grenzgebiete gibt. Wer die Einflüsse orien-
talischer Kunsttradition auf die dalmatinische und bosnisch-hercegovinische Volkskunst
verfolgt, die ein so reizvolles und mannigfaltiges Durchdringen späterer slawischer, früher
mohammedanischer und ältester lokaler Traditionen aufweist, wird auch mit größtem
Interesse diesen Wechselwirkungen weiter nach Südosten folgen. Albanien ist besonders
interessant durch eine in vielen Dingen noch größere Primitivität und Unberührtheit, die
sehr ursprüngliche handwerkliche Verrichtungen in Übung erhalten hat. Daneben gedeiht
jedoch eine kunstgewerbliche Qualität in textilen und metalltechnischen Arbeiten, die einen
erheblichen I-Iochstand der Leistungsfähigkeit erkennen läßt. Die Sammel- und Forschungs-
tätigkeit der ersten ethnographischen Balkanexpedition wurde später durch Unterstützung
der Orientabteilung des k. u. k. Kriegsministeriums wesentlich vermehrt und ergänzt.
Der Direktor des Kaiser Karl-Museums, Regierungsrat Professor Dr. M. I-laberlandt,
und dessen Sohn Privatdozent Dr. Artur Haberlandt haben aktiv und durch Ordnung
und Sichtung der Ergebnisse in hervorragender Weise bei dieser Aktion mitgewirkt. Von
letzterem liegt auch bereits als XII. Ergänzungsband zur „Zeitschrift für österreichische
Volkskunde" ein wissenschaftlich wertvoller Bericht vor: „Kunstwissenschaftliche Bei-
träge zur Volkskunde von Montenegro und Albanien". Von der Orientabteilung des
Kriegsministeriums hat sich besonders Rittmeister Dr. R. Kühnelt an dieser Ausstellung
beteiligt und dem Fähnrich Maler Leopold Forstner sind die besonderen Aufgaben
der Aufsarnrnlung wertvoller Objekte sowie der zeichnerischen Darstellung baulich und
technisch interessanter Anlagen zugefallen.
Dieser schwierigen Arbeit ist Maler Forstner mit besonders günstigem Erfolge
gerecht geworden.
Seine klaren und reizvollen, sachlich und künstlerisch so befriedigenden Darstellungen
der volkstümlichen Bauweise, der wichtigen Einzelheiten volkskundlich interessanter
Arbeitsprozesse, der Kostüme und Typen lassen den geübten Blick und die sichere Hand
eines Künstlers erkennen, der seiner Ziele sicher ist und sein Material beherrscht.
Sie bilden einen sehr instruktiven und wertvollen Bestandteil der Schaustellung. Die
zahlreichen Trachten und Kostümteile selbst, der prächtige Schmuck, die gewebten und
gestickten Prunkstücke der Kleidung zeigen übersichtlich den Charakter ausgebildeter
Volkskunst. Sicher ist mit dem Fortschreiten nach Süden und Osten ein stärkerer
mohammedanischer Einschlag zu fühlen und doch bleibt jene Besonderheit und Eigenart
gewahrt, die eine eigene Note hervorbringt.
Das Schmuckbedürfnis, das den meisten kraftvollen primitiven Kulturstufen eigen ist,
wird hier durch die alte orientalische Tradition des Schmückens mit reich ornamentierten,
auf Gold und Silber gestimmten Schmuckstücken und Geweben in bestimmte Bahnen
gelenkt, die trotz einfachster Verhältnisse und manchmal ganz unbeholfener Hilfsmittel
doch mit unleugbarem Geschick durchschritten werden.
So rundet sich das Bild der Balkankultur immer mehr ab, je mehr Glieder derselben
uns zugänglich werden.
ÜKTIONEN. Das allgemeine Interesse an Kunstwerten, das mit dem Interesse an
Kunst nicht zu verwechseln ist, lockt unzählige neu entstehende Faktoren ans
Licht, die sich mit dem Vertrieb und mit der Erwerbung von Kunstwerten befassen.
Manchmal sind es auch wirklich wertvolle Dinge, die so ans Licht kommen, dann aber
auch den wahren Freunden der Kunst gelegentlich zugänglich werden.
So wurde bei Wawra wertvolle Keramik, zum größten Teil volkstümlicher Herkunft,
versteigert, bei A. Kende eine schöne Zinnsammlung, vorwiegend schweizerischer und
Nürnberger Herkunft, bei S. Kende und Schidloff eine Dosensammlung, die einzelne schöne