nur zu leicht zu geistloser und daher unleidlicher Nachahmung
verführen könne. Abgesehen davon, dass jede Übertreibung, wie wir
dies während der letzten Jahrzehnte genugsam gesehen haben, sich
selbst berichtigt, ist namentlich darauf hinzuweisen, dass es sich nicht
um den japanischen Stil als solchen handelt, der eben stets ein asiati-
scher bleiben wird und nie zu einem europäischen werden kann,
sondern um Stil überhaupt, der in den Erzeugnissen dieses Volkes
eben so deutlich zu Tage tritt wie in denen unserer eigenen Vergan-
genheit, mögen sie nun dem Mittelalter oder dem Alterthum angehören.
Während aber unser Blick den letztgenannten Werken gegenüber
theils getrübt theils befangen ist, kann vielleicht gehofft werden, dass
das, worauf es ankommt, aus den Werken dieses fremden Volkes,
in denen es besonders deutlich ausgeprägt ist, klarer hervorspringen
werde als aus jenen.
Nachahmung ist - trotz Lenbach und Sir Joshua Reynolds 4 stets
das sicherste Mittel gewesen, um den Weg zur Kunst zu verfehlen,
und in den Sumpf des Manierismus zu gerathen. Gerade die Japaner
lehren nun aufs klarste, worin das Mittel besteht, um eine auf der
Überlieferung beruhende, also stilistische Kunst lebenskräftig zu
erhalten. So schulmässig sie auch alle als Maler ausgebildet waren, den
Inhalt seiner Kunst hat ein jeder ihrer Meister sich in angestrengtem
Studium und in unausgesetzter Beobachtung stets wieder neu aus der
Natur geschöpft. Diese Freiheit haben sie sich durchweg bewahrt.
Dadurch allein haben sie sich vor dem Schematismus geschützt und
ihren Werken jenen Reiz des Individuellen, Eigenartigen, stets Neuen
verliehen, der einen so hervorstechenden Zug der japanischen Kunst
bildet. Manieristisch wurde diese erst in unserem Jahrhundert, als es
mit ihr bergab zu gehen anfing. In der guten älteren Zeit aber sind dort
Erscheinungen, wie unsere Classicisten, die gleich Akrobaten mit
angelernten leeren Formen wirtschaften, um jeden beliebigen Inhalt
zu einem halbwegs hieroglyphischen Ausdruck zu bringen, ebenso
wenig anzutreffen wie unsere Symbolisten, denen eine decorative
Form und eine wirkungsvolle Farbe schon ausreichend erscheinen,
um Gedanken, denen oft gar keine Anschauung zugrunde liegt,
auszudrücken. '
Nach beiden Richtungen nun, welche die japanische Kunst aus-
zeichnen, nach der stilistischen sowohl wie nach der impressionisti-
schen, also unmittelbar aus der Natur schöpfenden, begegnen diese
Werke gerade unseren eigenen Bestrebungen.
Auf dem Gebiete der reinen wie dem der angewandten Kunst
suchen wir einerseits von dem Schablonenthum loszukommen, können