Ausstellung gerathene Laienpublicum machte diese Abtheilung-der
mittelalterlichen Bilderhandschriften sichtlich den tiefsten Eindruck.
Wer könnte sich auch dem Reiz, der wie Waldesduft am frischen
Morgen von ihnen ausströmt, widersetzen, wer unberührt bleiben von
der urkräftigen Gewalt des naiven, ganz in sich selbst ruhenden,
in sich einigen Kunstschaffens?
An dieser Heerschau hatten sich in rühmlichster Weise nament-
lich die mährischen Sammlungen, voran das Archiv des Metropolitan-
capitels in Olmütz, die Studienbibliothek daselbst, die Pfarrkirche zu
St. Jakob in Brünn, das Brünner und Znaimer Stadtarchiv, weiters die
Universitätsbibliotheken zu Graz und Prag, die Klöster Admont,
Raigem und Zwettl, Professor Moser in Graz u. a. betheiligt. Es ist
hier nicht der Raum, auf einzelnes einzugehen. Nur jenes unver-
gleichlichen Werkes wollen wir gedenken, welches erst durch diese
Ausstellung der Kenntnis weiterer Kreise vermittelt wurde. Zu den
bedeutendsten Schätzen zählte nämlich in erster Linie die prächtige
Pergamenthandschrift des Presbyter Franciscus Collensis, eine zu
Florenz gefertigte Abschrift des Werkes: De re aedificatoria von
Leone Battista Alberti. Dieses schöne Schriftwerk, schon als solches
auf dem feinen italienischen Pergament eine wahre Musterleistung,
wird durch das reich bemalte, auf unserer Lichtdrucktafel nach-
gebildete Anfangsblatt unschätzbar. Denn dasselbe ist unzweifelhaft
ein Werk Attavantes. Im Jahre r452 zu Florenz geboren, ist Attavante
degli Attavanti in der grossen Malerschule seiner Vaterstadt auf-
gewachsen und deren bedeutendster Illuminator geworden. Wissen
wir auch jetzt, dass Vasari ihm das für Papst Nicolaus V. mit Bildern
reich geschmückte Gedicht des Silius Italicus über den zweiten
punischen Krieg nur irrthümlich zugeschrieben hat, so kennen wir
doch sichere Schöpfungen von seiner Hand in Wien, Venedig, Paris,
denen sich das aus dem Olmützer Capitelarchiv stammende Aus-
stellungsstück würdig anreiht.
Sehr lehrreich gestaltete sich der Vergleich der aus der zweiten
Hälfte des XV. Jahrhunderts stammenden Miniaturen mit den frühen
Holzschnittfolgen der Incunabeln, von welch letzteren freilich pro-
grammgemäss nur die mährischen Frühdrucke auf ziemliche Vollstän-
digkeit Anspruch erheben konnten. Dass jedoch die für den Buchdruck
bestimmten Werke Dürers, Holbeins, Schäufeleins, Burgkmairs, Jost
Ammans, Tobias Stimmers nicht fehlten, ist selbstverständlich.
Da es sich hier jedoch nicht um eine Aufzählung auch nur des
Wichtigsten handeln kann, genügt es darauf hinzuweisen, dass nebst
der k. und k. Familien-Fideicommissbibliothek die hervorragendsten