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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 6 und 7)

Durch diese Beschreibung würde sich der Gegenstand in die unendlich 
große Serie der verwandten Arbeiten einfügen und in der Menge untergehen. 
Davor muß man ihn aber bewahren, denn vielleicht kann er einmal über 
wichtige Fragen Auskunft geben; wir wissen nämlich noch gar zu wenig über 
die Stätten der Anfertigung solcher Arbeiten. Sicher ist nur - und das 
erschwert die Sache noch mehr - daß der Ort ihrer Aufiindung dafür 
meistenteils nicht maßgebend ist. Unter diesen Umständen ist jedes Ab- 
weichen in der Form und jedes technische Detail wichtig, weil es uns viel- 
leicht später einmal zu Gruppenbildungen, die vielleicht auch Zeit- oder 
Ortsgruppen sein werden, verhelfen kann. Die Entschiedenheit, mit der man 
in dieser Sache unter „vier Regierungen den Glauben viermal geändert" und 
zwischen byzantinisch und germanisch hin- und hergeschwankt hat, ist im 
Grunde immer nur eine pia sententia gewesen; Sicherheit wird nur durch 
technische Einsicht erlangt werden; daher seien folgende Eigentümlichkeiten 
unseres Stückes angemerkt. 
I. Der Kerbdraht, der die ganze Fibel umgibt, ist recht schlecht gear- 
beitet, wofür freilich genügend Beispiele vorhanden sind. Indessen kommt weit 
besser gearbeiteter Kerbdraht vielfach vor. 
z. In den meisten Fällen sind die Steine auf eine gewaffelte Folie gelegt, 
wodurch ihre Farbe belebter wird. Schon bei der ältesten datierbaren Zell- 
einlage, der Platte von Wolfsheim von zirka 230 nach Christus im Museum 
zu Wiesbaden, ist das der Fall. Sie ist übrigens durch den schon längst 
registrierten Fund von Glinischtsche in Odessa in technischer, und durch 
den jüngst gemachten Micheldorfer Fund und andere in formaler Be- 
ziehung aus ihrer Isoliertheit herausgeholt worden. In der Figdorschen Fibel 
ruhen die Halbedelsteine - freilich ist der dort verwendete Chalcedon nicht 
so durchsichtig wie die syrischen Granaten an der Platte von Wolfsheim - 
ohne irgendeine belebende Unterlage. 
3. Die verwendeten Steine sind Lazulith, ein türkisähnlicher Stein, und 
Chalcedon. Das ist sehr bemerkenswert, denn beide Steinarten kommen in 
dem Bestande westeuropäischer Funde selten, Lazulith vielleicht gar nicht 
vor. Dagegen ist der mit Lazulith verwandte Türkis bei den sibirischen 
Funden ungemein häufig. Da das Stück in Waizen (Ungarn) gefunden 
worden ist, mag der Hinweis auf diesen Zusammenhang mit sibirischen 
Einlagen nicht wertlos sein, da nach der heutigen Observanz alle Zell- 
einlagen mehr oder weniger byzantinisch sein sollen. 
Wir haben in Figur 3 die Fibel von der Rückseite, die Nadel in hori- 
zontaler Stellung abgebildet. Das hat weiter nichts Auffallendes, aber ich 
möchte doch bemerken, daß es mit Bedacht geschehen ist. Man muß nämlich 
die Fibeln wohl so zur Abbildung bringen, wie sie getragen wurden. Das ist 
aber nicht immer mit Sicherheit festzustellen. Wie wenig man bisher 
darüber nachgedacht hat, beweist der Umstand, daß in unseren Sammlungen 
und in der Literatur die Fibeln, auch die Langiibeln, nach allen Richtungen 
der Windrose angeordnet werden. Das Material zur Lösung der Frage ist
	        
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